Advent, Advent: Ein Kiez-Kalender für Dahlem

Die Künstlerin Juliane Hackbeil zeichnet seit Jahren Adventskalender für Dresden. Dieses Jahr entwarf sie den ersten Berliner Kiez-Kalender für das Museum Europäischer Kulturen in Dahlem.

Seit 18 Jahren zeichne ich Adventskalender für Dresden. Gerade ist es mir ein wenig peinlich zuzugeben, dass ich Dresdnerin bin, denn die Stadt sorgt derzeit ja leider nicht mit Barock und Eierschecke für Schlagzeilen.
Dass ich hier trotzdem sehr gern zu Hause bin, liegt an dem Stadtteil, für dessen Musikverein ich seit Jahren den Kalender zeichne: der Dresdner Neustadt. Alle Kalender sind ein Loblied auf die Neustadt, die so lebendig, so bunt und offenherzig ist. In meinen Kalendern zeige ich den Advent im Stadtteil mit allem was dazugehört. Maria und Josef, das Kind in der Krippe, Könige, Hirten, Engel und das Volk tummeln sich zwischen Gründerzeithäusern, radeln an der Elbe und haben einen schönen Blick auf die Altstadt. Und weil die Neustadt auch ein bisschen schräg ist, gibt es nicht nur drei Könige, sondern einige mehr. Und die sind überdies auch nicht oberheilig, denn sie haben Frauen und Kinder, genau wie die Hirten. Außerdem gibt es in meinen Kalendern Schafe, die Zeitung lesen oder Schlitten fahren, im Himmel tummeln sich Engel, die statt Weihnachtslieder zu singen auf den Stadtplan schauen, um sich nicht zu verfliegen oder die einfach auf einer Wolke sitzen und Kaffee trinken. Dazwischen flattert mein persönlicher Liebling herum, der Dackel Rübe Bardt, der lange in unserem Haus wohnte und die 18 Kalenderjahre leider nicht überlebt hat.

So sieht der Kiez-Kalender aus. Foto: Museum Europäischer Kulturen
So sieht der Kiez-Kalender aus. Foto: Museum Europäischer Kulturen

Manchmal ist es gar nicht so leicht, beim Zeichnen in Weihnachtsstimmung zu kommen, denn ich fange schon im Hochsommer mit der Arbeit an – dann sitze ich in meiner aufgeheizten Neustadt-Dachwohnung und zeichne Schneelandschaften und Schlittschuhfahrer. Und warum gerade im Hochsommer? Ganz einfach: Der Verkauf der Kalender beginnt im Oktober und die Druckerei braucht ja auch noch Zeit. So muss ich nur aufpassen, dass ich die Elbwiesen nicht grün anmale (schon passiert!), ansonsten ist das alles kein Problem. Man kann auch im Badeanzug Weihnachtsgeschichten zeichnen.

Die Zutaten für den Kalender sind recht übersichtlich: Papier, Buntstifte, Tuschestifte, Wasser und Aquarellfarben. Kein Computer. Nicht dass ich etwas gegen Computer hätte, ich mag es aber zu gern, mit den Händen zu arbeiten. Ich liebe gutes Papier, es fasst sich toll an, Tuschestifte riechen anders als Holzbuntstifte und bei den Aquarellfarben duftet jede irgendwie anders. Schön!

Die Künstlerin Juliane Hackbeil bei der Arbeit. Foto: privat
Die Künstlerin Juliane Hackbeil bei der Arbeit. Foto: privat

Den neuesten Kalender habe ich nun für die Staatlichen Museen zu Berlin gestaltet. Es ist der erste Stadtteil- – Entschuldigung: Kiezkalender für Berlin. Auf diese Idee kam Frau Peschel vom Museum für Europäische Kulturen, die aus der Ferne mit liebevollem Interesse das Aufwachsen des ersten deutschen Stadtteilkalenders verfolgt hatte. In diesem Jahr kehrt nach zehn Jahren auf Wanderschaft die Ausstellung „Vorfreude. Adventskalender in Europa“ an ihren Entstehungsort in Dahlem – wenn das nicht ein guter Anlass für einen eigenen Kalender ist! Ich habe mich über die Anfrage sehr gefreut, denn Berlin liegt mir am Herzen. Seitdem ich hier vor knapp vier Jahren meine Liebe gefunden habe, habe ich mich gleich auch immer mehr in diese Stadt verliebt. Ich hoffe sehr, dass man es dem Kalender ansieht!

Detail aus dem Kiez-Kalender mit Musem Europäischer Kulturen, Siegessäule und Hamburger Bahnhof. Foto: Museum Europäischer Kulturen
Detail aus dem Kiez-Kalender mit Musem Europäischer Kulturen, Siegessäule und Hamburger Bahnhof. Foto: Museum Europäischer Kulturen
Detail aus dem Kiez-Kalender: Auch der Fernsehturm und der obligatorische Baustellenkran dürfen nicht fehlen. Foto: Museum Europäischer Kulturen
Detail aus dem Kiez-Kalender: Auch der Fernsehturm und der obligatorische Baustellenkran dürfen nicht fehlen. Foto: Museum Europäischer Kulturen
Detail aus dem Kiez-Kalender mit Reichstag und Brandenburger Tor. Foto: Museum Europäischer Kulturen
Detail aus dem Kiez-Kalender mit Reichstag und Brandenburger Tor. Foto: Museum Europäischer Kulturen

Den Kiez-Kalender gibt es in allen Museumsshops der Staatlichen Museen zu Berlin.

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