Die Weihnachtsgeschichte in der Gemäldegalerie

Alle Jahre wieder sitzen wir besinnlich zusammen und beschenken uns. Gefeiert wird an Weihnachten die Geburt von Jesus Christus, der im Jahre null in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember in Bethlehem geboren worden sein soll.

Die Weihnachtsgeschichte bei Lukas beginnt mit einem Verwaltungsakt: „Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben. Diese Einschreibung geschah als erste, als Cyrenius Statthalter von Syrien war. Und alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, ein jeder in seine Stadt. Es ging aber auch Josef von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa, in Davids Stadt, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war, um sich einschreiben zu lassen mit Maria, seiner Verlobten, die schwanger war.“ (Lukas 2,1–5)

Auf der Suche nach Herberge
Der Zimmermann Josef macht sich also mit seiner schwangeren Frau Maria auf den langen Weg von Nazareth ins über 150 Kilometer entfernte Bethlehem. Vor der Reise war Josef kurz davor Maria zu verlassen, denn sie war schwanger – aber nicht von ihm. Ein von Gott gesandter Engel klärt Josef jedoch im Traum auf, dass das Kind übernatürlicher Herkunft ist und eine ganz besondere Rolle auf der Erde spielen soll: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“

Joseph von Führich: Ankunft der Heiligen Familie vor der Herberge in Bethlehem, 1838 © Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie / Klaus Göken
Joseph von Führich: Ankunft der Heiligen Familie vor der Herberge in Bethlehem, 1838 © Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie / Klaus Göken

Die Geburt Jesu
Als das Paar nach langem Fußmarsch erschöpft in Bethlehem ankommt, finden sie zunächst keine Unterkunft, denn die Stadt ist wegen der bevorstehenden Volkszählung völlig überfüllt. An jeder Tür werden sie abgewiesen und als bei Maria die Wehen einsetzen, wird die Situation brenzlig. Schließlich finden sie in letzter Minute Unterkunft in einem Stall, wo Maria Jesus gebiert: „Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe“ (Lk 2,7). Ein Ochse und ein Esel teilen sich mit ihnen den Stall und werden stille Zeugen der Menschwerdung Gottes.

Österreichisch-böhmische Schule: Die Geburt Christi, um 1350 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders
Österreichisch-böhmische Schule: Die Geburt Christi, um 1350 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders

Die Verkündigung an die Hirten
Die Geburt des Heilands bleibt nicht lange unentdeckt. Auf einem Feld lagernde Hirten werden von einem Engel überrascht, der ihnen die frohe Kunde überbringt: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ (Lk 2, 10-11) Für die Hirten ist das eine unglaubliche Nachricht, denn die jüdische Überlieferung spricht seit jeher von einem mysteriösen geistlichen Heilsbringer, der am Ende aller Tage auf die Welt kommen und alles zum Guten verändern soll: dem Messias.

Verkündigung an die Hirten, um 1465 © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Volker H. Schneider
Verkündigung an die Hirten, um 1465 © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Volker H. Schneider

Die Anbetung der Hirten
Die neugierigen Hirten machen sich sofort auf den Weg nach Bethlehem, um selbst zu sehen, was es mit der Prophezeiung des Engels auf sich hat. Allen, die sie unterwegs treffen, erzählen sie von der Botschaft der Engel. Während alle die Ankunft Jesus Christus als menschgewordenen Gott feiern, „bewahrte [Maria] aber alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen“ (Lk 2, 19), da sie bereits weiß, dass ihr Sohn ein schweres Schicksal haben wird. In ihrem Glauben bestärkt, kehren die Hirten auf ihre Felder zurück, „ rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war“ (Lk 2, 20).

Martin Schongauer: Die Anbetung der Hirten, um 1480 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Eigentum des Kaiser Friedrich Museumsvereins / Christoph Schmidt
Martin Schongauer: Die Anbetung der Hirten, um 1480 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Eigentum des Kaiser Friedrich Museumsvereins / Christoph Schmidt

Die Weisen aus dem Morgenland
Doch nicht nur die Hirten erfahren von der Geburt Jesu. Das Matthäusevangelium berichtet von gelehrten Magiern aus dem Morgenland, die auch von der Ankunft des „Königs der Juden“ gehört haben und sie mit einem sonderbaren neuen Stern am Himmel in Verbindung bringen. Sie brechen auf und folgen dem Stern, um den Heiland zu suchen.
Als sie bei Herodes, König von Roms Gnaden in Judäa, vorsprechen, um Einzelheiten zu erfahren, ist dieser von der Nachricht überrascht. Er berät sich sofort mit seinen Sterndeutern, die im Alten Testament eine Passage des Propheten Micha finden, in der er die Geburt des Messias voraussagt: „Und du, Bethlehem (…), die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei (…).“ (Micha 5,1–4)
Herodes schickt die drei aus dem Morgenland los und bittet sie zurück zu kommen und ihm zu sagen, wo er Jesus finden kann, damit auch er ihm seine Ehre erweisen kann. In Wirklichkeit steckt dahinter der perfide Plan, den neuen „König der Juden“ aus dem Weg zu räumen, sobald dessen Aufenthaltsort bekannt ist …

Rogier van der Weyden: Der Stern erscheint den Heiligen Drei Königen, rechte Tafel des Middelburger Altar, um 1445 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders
Rogier van der Weyden: Der Stern erscheint den Heiligen Drei Königen, rechte Tafel des Middelburger Altar, um 1445 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders

„Könige“ beugen das Knie
Der Stern führt die drei Könige aus dem Morgenland zur Krippe in Bethlehem. Beim Anblick des Christuskinds fallen sie ehrerbietig auf die Knie und beschenken es reich mit Gold und Weihrauch und Myrrhe. Von der Anzahl der Geschenke wird später die Zahl der Weisen abgeleitet werden. Ihre Namen – Variationen von Caspar, Melchior und Balthasar – werden erst ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. genannt, auch zu „Königen“ werden sie erst später. Die Anwesenheit der Weisen an der Krippe, zusammen mit Ochs und Esel, gilt später als Zeichen, dass sowohl die höchsten als auch die niedrigsten Lebewesen jedweder Religion das Kind anbeten.

Antonio Vivarini: Die Anbetung der Könige, um 1441-45 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders
Antonio Vivarini: Die Anbetung der Könige, um 1441-45 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders

Flucht vor Herodes
Im Traum warnt Gott die drei Könige aus dem Morgenland, nicht zu Herodes zurückzukehren und so „zogen sie auf einem anderen Weg hin in ihr Land“ (Mt 2, 12). Herodes ist außer sich, als die drei nicht zurückkehren. Aus Furcht vor einem Rivalen lässt er daraufhin alle Kinder in Bethlehem bis zu einem Alter von zwei Jahren töten. Ein Engel hat Josef jedoch im Traum gewarnt, so dass die Familie rechtzeitig nach Ägypten geflohen war. Erst nach dem Tod des Königs kehrt die Familie nach Nazareth zurück.

Joachim Patinier: Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, um 1520 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders
Joachim Patinier: Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, um 1520 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders

Historische Weihnachtsgeschichte?
Historisch verbürgt sind nur wenige Fakten der Weihnachtsgeschichte. Verschiedene tatsächliche Ereignisse und Daten werden im Lukas- und Matthäusevangelium der Bibel vermischt, um die Menschwerdung Gottes als spannende Geschichte zu erzählen – und als Tatsachenbericht. Es lässt sich zum Beispiel kaum konkret ermitteln, an welchem Tag Jesus genau geboren wurde. Auch historische Personen liefern selten schlüssige Anhaltspunkte: So endete etwa die Herrschaft des Herodes im Jahr 4 n. Chr., während der von Lukas erwähnte römische Statthalter Cyrenius, in dessen Amtszeit die Volkszählung fiel, erst im Jahr 6 n. Chr. auftaucht. Auch Jesu Geburtsort lässt sich nicht exakt lokalisieren, bei dem Ort Nazareth ist man gar unsicher, ob es ihn vor 2000 Jahren in der Form überhaupt schon gegeben hat. Hinzu kommt, dass viele der beschriebenen Ereignisse erst Jahrzehnte oder Jahrhunderte später aufgeschrieben wurden und während ihrer langen Überlieferungsgeschichte immer wieder übersetzt, geändert und angepasst wurden.
Als kirchlicher Feiertag ist der 25. Dezember seit 336 in Rom belegt. Wie es zu diesem Datum kam, ist ungeklärt – es könnte mit dem römischen Fest für den Sonnengott Sol Invictus zusammenhängen, das frühe Christen in ihrem Sinne umdeuteten. Geschenkt wird sich übrigens erst seit den Zeiten Martin Luthers etwas: Der Reformator wollte mit dieser Alternative zur bisherigen Geschenksitte am Nikolaustag die Aufmerksamkeit stärker auf die Geburt des Heilsbringers Jesus Christus lenken.
Ganz egal, woher der Brauch stammt und ob alle Fakten nachprüfbar sind: Die Weihnachtsgeschichte als Geburtserzählung des Christentums und als Fest der Liebe schlägt uns jedes Jahr aufs Neue in seinen Bann.

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