Führungen im Pergamonmuseum: Abtauchen in eine andere Welt

Der Alltag hat uns alle fest im Griff – umso wichtiger, dass wir ihm ab und an entkommen. Stefanie Hosch, Praktikantin im Referat Bildung und Vermittlung der Staatlichen Museen zu Berlin, hat es versucht und an einer Führung im Pergamonmuseum teilgenommen.

Einfach mal raus aus dem Alltag – das ist gar nicht so einfach. Oder vielleicht doch?
An einem Sonntag im Juli habe ich kurzentschlossen an der öffentlichen Führung: „Take five – Highlights des Pergamonmuseums“ teilgenommen. Die Führung stellt in einer Stunde fünf der größten Highlights des Pergamonmuseums vor. Der Vermittler Ulrich Schmidt empfing die rund 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Führung herzlich an der Information und führte uns zu Beginn zum Ischtar-Tor und der Prozessionsstraße von Babylon. Beindruckt von der Größe des Bauwerkes, stand die Gruppe vor der Fassade des antiken Pracht-Tores. Während ich mir das Bauwerk in seiner Größe und seinem Detailreichtum zu erschließen versuchte, lauschte ich den Geschichten des Guides von mächtigen Göttern, reichen Herrschern und fabelhaften Wesen.

Das berühmte Ischtar-Tor im Pergamonmuseum. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Achim Kleuker
Das berühmte Ischtar-Tor im Pergamonmuseum. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Achim Kleuker

Herr Schmidt ließ uns viel Raum für Fragen. Dabei machte vor allem die bunte Mischung der Gruppe das Gespräch vor dem Ausstellungsobjekt interessant – jeder hatte andere Fragen. Welche Bedeutung haben die verschiedenen Tierdarstellungen auf der Fassade des Ischtar-Tores? Wie entstand die Farbigkeit der Steine der Prozessionsstraße von Babylon? Warum befinden sich Ischtar-Tor und Prozessionsstraße überhaupt in Berlin? Diese und viele weitere Fragen wurden direkt vor den Exponaten beantwortet oder in der Gruppe diskutiert.

Imposante Architektur und viele Details
Im Anschluss führte uns der Weg durch das Museum zum Markttor von Milet, das sich eindrucksvoll im nächsten Raum vor unseren Augen erhob. Neben Alter und Herkunft dieses Tores erklärte uns Herr Schmidt auch einiges über Denkmalpflege. Weiter ging es dann ins obere Stockwerk des Museums, zur Mschatta-Fassade, einem über 33 Meter langen Stück Mauer aus einem Wüstenschloss in Jordanien. Ich erfuhr, dass der Auftraggeber dieser Mauer ein mächtiger Kalif war, der nur kurz regierte, weil er ermordet wurde – was auch der Grund war, warum das Wüstenschloss nie fertiggebaut wurde.

Blick auf das Markttor von Milet
Blick auf das Markttor von Milet. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Fabian Fröhlich

Gemeinsam betrachteten wir die imposante Architektur und die vielen Details der Fassade. Als fünftes Highlight statteten wir dem Aleppo-Zimmer einen Besuch ab. Mich faszinierte daran neben der Herkunft der Wandvertäfelung – sie kommt aus der syrischen Stadt Aleppo – besonders die aufwändige Verzierung dieser Wände mit ihrer feinen Bemalung und den vielen zierlichen Darstellungen aus unterschiedlichsten Kontexten: neben islamisch-osmanischen Themen findet man unter anderem Maria mit dem Jesuskind, die Opferung Isaaks ebenso wie asiatische Fabelwesen und Darstellungen verschiedenster Tiere.

Das Betrachten der Architekturen, deren monumentale Wirkung ebenso wie die vielen Details und die Informationen und Geschichten des Vermittlers haben es geschafft, mich für eine Weile aus dem Alltag zu entführen. Das ist doch wirklich alles andere als alltäglich: Die fünf Highlights der Führung veranschaulichen 2.000 Jahre Menschheitsgeschichte! Ich persönlich habe schon den nächsten Besuch bei einer öffentlichen Führung geplant. Um den Alltag kann man sich auch ein anderes Mal kümmern …

Die Mschatta-Fassade im Pergamonmuseum. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Achim Kleuker
Die Mschatta-Fassade im Pergamonmuseum. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Achim Kleuker

Ab sofort können Plätze in allen öffentlichen Führungen online auf der Internetseite der Staatlichen Museen zu Berlin gebucht werden. So kann man sichergehen, in der gewünschten Führung auf jeden Fall einen Platz zu bekommen. In Verbindung mit dem Kauf des Eintrittstickets umgeht man auch lästige Wartezeiten an der Kasse. Die Themen der Führungen reichen von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwartskunst – Einzelheiten gibt es auf der Webseite der Staatlichen Museen zu Berlin.

Kommentare

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  • Aus Medellín, Kolumbien. Für mich war das wunderschöne Erlebnis besuchen Pergamon Museum und Museum Insel. Das war fantastisch.

    • Liebe Frau Gallo-Martínez, vielen Dank für das Lob – es freut uns sehr, dass wir in unseren Häusern auch so ferngereiste Gäste begeistern können!

    • Herzlichen Dank für Ihre Nachfrage. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Topos-Inschrift. Solche Inschriften geben darüber Aufschluss, wo beispielsweise Händler oder Barbiere ihren Stand haben durften. In dem Fall ist es eine Inschrift für Attalos aus Ephesos. Sie kann beispielsweise so übersetzt werden: „Standplatz des Attalos aus Ephesos, auf Zuweisung der Herren Stadtväter von Milet.“

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