Jubiläum:

20 Jahre Gemäldegalerie am Kulturforum

Rubenssaal im Neubau der Gemäldegalerie. ©Staatliche Museen zu Berlin Foto: Erik-Jan Ouwerkerk
Rubenssaal im Neubau der Gemäldegalerie. ©Staatliche Museen zu Berlin Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

Heute vor 20 Jahren wurde die Gemäldegalerie am Kulturforum eröffnet. Rainer Michaelis ist Stellvertretender Direktor der Gemäldegalerie und Skulpturensammlung und hat damals den Umzug und die Wiedervereinigung des Museums aus der Nähe miterlebt.

Interview: Anna Mosig

Sie waren damals bei dem Umzug der Gemäldegalerie ans Kulturforum dabei. Wie genau lief der Umzug ab?

Rainer Michaelis: Nachdem das Galeriegebäude am Kulturforum einschließlich seiner Depots auch klimatechnisch fertiggestellt war, begannen die Umzüge der Gemälde im August 1997. Zuerst wurde die Gemäldegalerie im Bode-Museum beräumt, ab Mitte September bis zum 19. Dezember 1997 die Gemäldegalerie in Dahlem. Abhängungen und Verpackungen fanden in beiden Galerien in dieser Zeit statt. Die Kunsttransport-LKW pendelten in dieser Zeit regelmäßig zwischen der Museumsinsel und dem Kulturforum, sowie anschließend zwischen Dahlem und dem Kulturforum.

Umzugsvorbereitungen in Dahlem im Jahr 1997 ©Staatliche Museen zu Berlin Foto: Erik-Jan Ouwerkerk
Umzugsvorbereitungen in Dahlem 1997 ©Staatliche Museen zu Berlin Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

Die Gemäldegalerie war also auf den Standort Dahlem und das Bode-Museum aufgeteilt. Wie kommt es, dass die Sammlung so verteilt war?

Das hatte mit dem allmählichen Wachsen des Gemäldebestandes zu tun. Von 1830 bis 1904 residierte die Gemäldegalerie im Obergeschoss des Alten Museums am Lustgarten. Danach war sie bis zum 1. September 1939 im Kaiser Friedrich-Museum und im Deutschen Museum im Obergeschoss des Pergamonmuseums. Nach der Teilung Deutschlands blieben etwa zwei Drittel des Bestandes der alten Gemäldegalerie im Einflussbereich der Westalliierten und über den Rest verfügte das sowjetische Militär bis 1958. In diesem Jahr kam es zur Rückführung nach Ost-Berlin. Das kriegszerstörte Kaiser Friedrich-Museum (seit 1956 Bode-Museum) wurde sukzessiv wieder aufgebaut und 1963 eröffnete schließlich die Gemäldegalerie wieder im Bode-Museum. Die Galerie in Dahlem konnte mit dem größeren Bestand bereits 1956 öffnen.

Rubenssaal im Neubau der Gemäldegalerie. ©Staatliche Museen zu Berlin Foto: Erik-Jan Ouwerkerk
Rubenssaal im Neubau der Gemäldegalerie. ©Staatliche Museen zu Berlin Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

Der Umzug eines gesamten Museums ist ein sehr großes Projekt – welche Vorbereitungen mussten für den Umzug getroffen werden und wie ging der Umzug damals von Statten?

Das gesamte Personal plante und realisierte den Umzug ab 1992 gemeinsam mit einem Kunsttransportunternehmen. In diesem Jahr vereinten sich die Staatlichen Museen zu Berlin (Ost) mit den Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Westen. Restauratoren beider Einrichtungen führten damals gemeinsam  Konservierungsarbeiten durch. Die Depotverwaltungen nahmen umfangreiche Bestandsrevisionen vor, die Kuratoren fertigten Hängepläne im Maßstab 1:20 mit entsprechenden Schwarzweiß-Fotos vor.

Die erste Zusammenführung zweier Sammlungen, die aufgrund der deutschen Teilung getrennt waren, in einem Neubau – das war damals DAS Ereignis, eine Sensation.

Umzug der Gemäldegalerie in den  Neubau am Kulturforum. Herr Michaelis beim Auspacken im Depot 1997
Umzug der Gemäldegalerie in den Neubau am Kulturforum.
Herr Michaelis beim Auspacken im Depot 1997 ©Staatliche Museen zu Berlin Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

Gibt es einen Moment während des Umzuges der für Sie am einprägsamsten war?

Ja, als Anfang August 1997 der erste LKW aus dem Bode-Museum seine Fracht aus gefüllten Transportkisten im Depot einstellte. Damit begann sich nach rund 60 Jahren der Trennung die Gemäldegalerie wieder zu vereinen.

Wie sah die erste Dauerausstellung in den neuen Räumen aus?

Die Ausstellung orientierte sich grundsätzlich am bewährten Ausstellungskonzept. Eine grundsätzlich nach nationalen Schulen geordnete, sinnlich erfahrbare Darstellung der Malereigeschichte vom 13. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert. Trotz gewaltiger Kriegsverluste, zum Beispiel zehn großformatiger Gemälde von Rubens, konnte daran festgehalten werden. Nachkriegserwerbungen der Dahlemer Gemäldegalerie sorgten nun sogar dafür, dass in Berlin eine einzigartige Kollektion britischer Malerei des 18./19. Jahrhunderts hinzukam. Sie ist übrigens noch heute im Raum 20 der Gemäldegalerie am Kulturforum ausgestellt.

Flämischer Raum in der Gemäldegalerie mit Hängeplan in der Mitte ©Staatliche Museen zu Berlin Foto: Erik-Jan Ouwerkerk
Flämischer Raum in der Gemäldegalerie mit Hängeplan in der Mitte ©Staatliche Museen zu Berlin Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

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