Holbeins Madonna: Ein Wunder im Bode-Museum

Ab dem 21. Januar 2016 werden Meisterwerke der Malerfamilie Holbein im Bode-Museum gezeigt. Im Mittelpunkt steht die „Madonna des Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen“ von Hans Holbein d.J. Der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer, im Gespräch über das Werk und seine Besonderheit.

Was fasziniert Sie an Holbeins Werken?
Michael Eissenhauer: Holbein begeisterte mich schon immer: zum ersten Mal als Schüler bei einem Besuch in London und zuletzt bei meinen Gängen durch unsere Gemäldegalerie. Schon in einer Ausstellung zu Holbeins „Gesandten“ in London fesselten mich die unzähligen Details, die mich ebenso im „Porträt des Kaufmann Georg Gisze“ unserer Sammlung faszinieren. In diesen Details kann man sich inzwischen auch wunderbar digital verlieren, ein Besuch des Originals bleibt allerdings weiterhin unvergleichlich.

Ab dem 21. Januar 2016 werden Meisterwerke Holbeins im Bode-Museum gezeigt. Den Mittelpunkt der Sonderausstellung bildet die sogenannte „Holbein-Madonna“, die Teil der Sammlung Würth ist. Was ist das Besondere an der Holbein-Madonna?
Die Holbein-Madonna ist ein einzigartiges Meisterwerk der deutschen Renaissance. Das Gemälde zeigt die Familie des Basler Bürgermeisters und wird deshalb nach ihm offiziell „Die Madonna des Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen“ genannt. Neben der komplexen Komposition und der beeindruckenden Malweise, gibt es rund um die Entstehung des Werks immer noch einige Rätsel, die das Interesse der Betrachter/innen und der Forschung gleichermaßen wecken: Um wen genau handelt es sich bei den Dargestellten? Für welchen Raum wurde das Werk geschaffen?
Eine besondere Anekdote zur Geschichte des Gemäldes hat mir einmal Moritz Landgraf von Hessen erzählt, sie ist im Frankfurter Ausstellungskatalog von 2004 nachzulesen: Nachdem die Madonna im Zweiten Weltkrieg an unterschiedlichen Orten untergebracht war, sollte sie im Dezember 1945 von der Veste Coburg wieder nach Darmstadt, zum Wohnsitz der Besitzer transportiert werden. Auf dem Weg dorthin geriet der amerikanische Militärlastwagen allerdings in Brand und das Gemälde wurde nur mit knapper Not gerettet. Dass wir das Werk heute betrachten können, kommt einem kleinen Wunder gleich.

Warum sollte man die Holbein-Ausstellung unbedingt besuchen?
Nur in Berlin kann das Meisterwerk im Kontext einer der größten Holbein-Sammlungen überhaupt gezeigt werden. So lassen sich Verknüpfungen aufzeigen, zu denen individuelle Geschichten erzählt werden können. Neben der Madonna aus der Sammlung Würth zählt nur der Kaufmann Gisze zu den absoluten Meisterwerken Holbeins, die in deutschen Museen vorhanden sind. Zusätzlich befinden sich hier auch zahlreiche Werke des Vaters Hans Holbein d. Älteren, und das Kupferstichkabinett besitzt die größte Sammlung an Handzeichnungen von Holbein in Deutschland. Wir können für unsere Ausstellung aus einem so reichen eigenen Bestand schöpfen, dass den Besucherinnen und Besuchern ein einmaliger, intensiver Einblick in das Werk des Künstlers ermöglicht wird. Nur hier kann die Madonna in einem einzigen Raum in direkter Gegenüberstellung mit anderen Porträts, mit rahmenden Architekturentwürfen, sogar mit einem sogenannten Holbein-Teppich und mit Madonnenfiguren aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin betrachtet werden.

Hans Holbein d. J.: Die Madonna des Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen, 1526/28 © Archiv Würth
Hans Holbein d. J.: Die Madonna des Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen, 1526/28 © Archiv Würth
Hans Holbein d. J.: Der Kaufmann Georg Gisze, 1532 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders
Hans Holbein d. J.:
Der Kaufmann Georg Gisze, 1532 © Staatliche Museen zu Berlin,
Gemäldegalerie / Jörg P. Anders
Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, in der Gemäldegalerie. Foto: Achim Kleuker
Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, in der Gemäldegalerie. Foto: Achim Kleuker

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