Was macht eigentlich ... :

Christina Haak, Stellvertretende Generaldirektorin

Bei den Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten täglich hunderte MitarbeiterInnen daran, den Betrieb zu managen und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Hier schauen wir ihnen über die Schulter. Dieses Mal: Christina Haak, Stellvertretende Generaldirektorin der Staatlichen Museen zu Berlin.

Woran arbeiten Sie gerade?
Das eine Thema, an dem ich gerade arbeite, gibt es nicht. Aber die meisten Themen, die mich beschäftigen, lassen sich unter einem Schlagwort fassen: digital. Es ist gerade sehr viel in Bewegung zu diesem Thema. Wir setzen einen Online-Katalog und einen Online-Shop für die Gipsformerei auf. Wir diskutieren über Online-Publikationen. Der Social-Media-Auftritt der Museen wächst – dieser Blog-Beitrag gehört dazu – und bringt gleichzeitig Herausforderungen mit sich. Digitalisierung von Objekten ist ein Dauerthema in den Museen. Und über allem steht die Fragestellung zur Notwendigkeit einer umfassenden digitalen Strategie oder Agenda.

Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Berufsalltag heißt bei mir, dass nichts „alltäglich“ im Sinne von „jeden Tag gleich“ ist.

Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Dass jeder Tag etwas Neues bringt, somit keine Routine einkehrt. Das ist aber auch gleichzeitig extrem herausfordernd, weil die Planungen, Ideen und Überlegungen, die man zu einem Thema angestellt hat, nur kurze Bestandszeiten haben und man auf neue Konstellationen reagieren muss. Und da kommt ein weiterer positiver Aspekt meiner Arbeit mit ins Spiel: meine Kolleginnen und Kollegen in der Generaldirektion. Sie unterstützen mich dabei, dass eben diese Reaktionen auch möglich sind.

Und was am wenigsten?
Ich vermisse oftmals die Zeit, strategische Aspekte in all ihren Facetten und Konsequenzen zu durchdenken. Häufig ist nur schnelles Reagieren gefordert – siehe oben.

Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Gott sei Dank gibt es viele aufregende Momente in dem Sinne, dass sie mich in irgendeiner Weise be- oder anrühren. Und spontan sind mir zwei Dinge eingefallen, die beide mit Objekten zu tun haben. Wirklich aufregend war, als die große und tonnenschwere ägyptische Skulptur des Amenemhet, die lange Jahre im Hof des Pergamonmuseums stand, mit einem Kran in schwindelnder Höhe über das Wasser des Kupfergrabens gehoben wurde, um für einen Transport vorbereitet zu werden. Sie ist während der Sanierungsphase des Museums als prominente Dauerleihgabe an das Metropolitan Museum in New York gegangen. Der Anblick war unglaublich und ließ mir den Atem stocken, als der tonnenschwere Koloss scheinbar federleicht am Arm des riesigen Krans hing und die wenigen Meter über das Wasser zurücklegte. Und wenn man bei diesem Anblick noch weiß, dass der interne Name für die großartige Skulptur liebevoll „Püppi“ ist, dann war mein Gedanke in dem Moment: „Püppi halt durch, du hast es gleich geschafft.“

Und was war das zweite Erlebnis?
Das zweite Erlebnis ganz anderer Art war, als ich zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Gelegenheit hatte, die Objekte des sogenannten „Berliner Skulpturenfundes“ zu sehen. Sie waren erst wenige Tage aus dem Boden, man hatte nur Ansätze, was man da tatsächlich geborgen hatte oder in welchem historischen Zusammenhang die Objekte stehen. Was waren das für Objekte? Wie kamen sie an diesen Ort? Wem gehörten sie? Alles Fragen, die zu diesem frühen Zeitpunkt unbeantwortet waren. Nur eines war sicher: Vor mir lagen oder standen Skulpturen, die mehr als sechs Jahrzehnte im Berliner Boden gelegen hatten und die im kulturellen Bewusstsein der Stadt nicht mehr vorhanden waren. Mich berührte, dass diese Skulpturen, trotz teilweise deutlicher Schäden und ohne das heutige Wissen um ihre Geschichte, eine extreme Ausdruckskraft hatten. Es mag etwas pathetisch klingen, aber es war ein Moment, in dem mir bewusst wurde, dass künstlerisches Schaffen und Ausdruckswille auch durch den oft brutalen Lauf der Geschichte überleben.

Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Schlafen, weil mein Tag so anstrengend war. Nein, im Ernst: Gerne würde ich mit dem ein oder anderen Stück ungestörte Zwiesprache halten. Immer in der Hoffnung, dass es doch noch mehr erzählt, als wir bisher wissen …

Titelbild: Achim Kleuker

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