Was macht eigentlich ... :

Pia Lehmann, Steinrestauratorin beim Ägyptischen Museum und Papyrussammlung

Bei den Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten täglich hunderte MitarbeiterInnen daran, den Betrieb zu managen und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Hier schauen wir ihnen über die Schulter. Dieses Mal: Pia Lehmann, Steinrestauratorin beim Ägyptischen Museum und Papyrussammlung.

Frau Lehmann, Sie sind noch relativ „neu“ beim Ägyptischen Museum und Papyrussammlung und doch schon seit vielen Jahren mit den Staatlichen Museen zu Berlin verbunden. Seit wann sind Sie Teil der Ägypten-Mannschaft und wo haben Sie vorher gearbeitet?
Ich bin seit Mai 2016 Teil der Ägyptischen Mannschaft. Davor habe ich für dreieinhalb Jahre eine Schwangerschaftsvertretung in der Antikensammlung gemacht. Objekte der Ägyptischen Sammlung habe ich aber bereits während der Räumung der Depots des Pergamonmuseums im Vorfeld der Sanierung unter die Lupe genommen. Da habe ich allerdings noch nicht für die Museen gearbeitet, sondern für die Restaurierung am Oberbaum GmbH, die als Dienstleister für die Museen beauftragt worden war.

Woran arbeiten Sie gerade?
Wenn sich „gerade“ auf die letzte Stunde bezieht, dann restauriere ich vier Kanopen, also Gefäße, in denen bei der Mumifizierung im Alten Ägypten die Eingeweide separat vom Leichnam beigesetzt wurden.

Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Ich bereite Ausstellungen vor, indem ich an den Ausschreibungstexten für die Spedition beteiligt bin, ich gehe Leihlisten durch, um Verpackungsvorgaben zu machen. Ich „besuche“ jedes einzelne Objekt an seinen verschiedenen Standorten, um es zu untersuchen und einen Zustandsbericht zu verfassen. Dazu gehört auch das Fotografieren und gegebenenfalls das Vermessen und wiegen der Objekte.
Sind Objekte zu restaurieren, mache ich ein Konzept und stimme das mit den entsprechenden Wissenschaftlern ab. Zwischendurch verpacke ich vielleicht ein Objekt, das zu einer Ausstellung innerhalb Berlins reist und begleite es dorthin, um es vor Ort aufzustellen.
Es gibt aber auch Restaurierungen, die ich nicht selbst durchführe, sondern die die Sammlung beauftragt hat und die nun von freien RestauratorInnen ausgeführt wird. Zurzeit begleite ich als Sammlungsrestauratorin eine Restaurierung im Depot in Altglienicke.
Neben der eigentlichen Restaurierung gibt es Projekte wie das 3D- Scannen. Meine Zuarbeit besteht in Terminabsprachen und dem Bereitstellen der Objekte, was den Transport von Objekten aus der Ausstellung oder nur das Bewegen von besonders fragilen Objekten auf dem Tisch des Scanners umfassen kann. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, nebenbei in andere Berufsfelder schauen zu können und sich zu vernetzen.
Nicht zuletzt versuche ich, die noch junge Restaurierungswissenschaft wo immer es möglich ist mit weiteren Untersuchungen, Beobachtungen und Versuchen voran zu bringen.

Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Die Abwechslung!

Und was am wenigsten?
Zustandsprotokolle …

Haben Sie ein Lieblingsobjekt oder eine Lieblingsobjektgruppe?
Ich bin besonders fasziniert von der Ägyptischen Reliefkunst; von der Gleichzeitigkeit von Abstraktion und Konkretion bin ich ergriffen.

Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Die Stunden, in denen wir beim Aufbau der Opferkammer des Manofer nur zu zweit oder zu dritt im Ausstellungsraum waren. Nach einer langen Restaurierungsphase schließlich ganz konzentriert und schweigsam die Tonnen an Stein aufzubauen hatte etwas sehr Befriedigendes, nahezu Sakrales.

Würden Sie gerne einmal eine kleine Zeitreise in eine längst vergangene Epoche Ägyptens unternehmen? Wenn ja, in welche und was würde Sie besonders interessieren?
In jedem Fall, wobei die Epoche für mich nicht ausschlaggebend wäre. Ich würde gerne die technologische und handwerkliche Vielfalt erleben und ausprobieren, zum Beispiel die Bearbeitung unterschiedlicher Steine, den Aufbau der Steinmonumente sowie die feine Ausarbeitung kleinster Objekte.

Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Vielleicht würde ich die Zwiesprache mit den Vorfahren, die ich tagsüber zuweilen leise führe, laut führen. Morgens haben wir als Museumsangestellte ja das Glück, uns fast allein durch die Museumsräume und Depots bewegen zu können. Ansonsten bleibt das Museum auch nachts Museum.

Foto: David von Becker

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