Die Passion Christi

Ostern ist das wichtigste Fest der Christen und erinnert an die Passion und Auferstehung Christi. Die Story der letzten Tage Jesu fesselt bis heute – egal ob man bibelfester Kirchgänger oder überzeugter Atheist ist. Wir erzählen sie euch mit Werken aus der Gemäldegalerie.

Vor etwa 2000 Jahren sorgte ein Zimmermannssohn und selbsternannter König der Juden in Jerusalem für ziemlichen Wirbel: Jesus von Nazareth. Er hatte sich als Wanderprediger regional einen Namen gemacht und setzte sich kompromisslos für eine gerechtere und gottgefälligere Welt ein. Wegen dieser Prinzipientreue war er den Autoritäten ein Dorn im Auge – den römischen Besatzern ebenso wie den lokalen Eliten. Am Ende wurde ihm seine unkonventionelle und revolutionäre Lehre zum Verhängnis: Er endete als Aufrührer am Kreuz.

Die Karwoche und die Osterfeiertage erinnern an die Passion Christi und sind das wichtigste Fest für Christen. Doch egal ob man dem Evangelium glaubt oder den historische Tatsachen zur Person Jesus – die Passion des „Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum“ ist eine Story, die einen nicht kalt lässt. Wir wünschen frohe Ostern und erzählen sie anhand von Werken aus der Gemäldegalerie:

Die Austreibung der Wechsler aus dem Tempel
Zum großen Passahfest des Jahres 30 (oder 31) zieht der jüdische Wanderprediger Jesus von Nazareth unter dem Jubel vieler Anhänger als Messias, als „König“, in Jerusalem ein. Auch wenn er als Zeichen seines Verzichts auf weltliche Macht auf einem Esel reitet, ist der Einzug eine Provokation für die herrschenden Römer. Doch dabei bleibt es nicht. Jesus überspannt den Bogen und legt sich schon am nächsten Tag mit den Tempeldienern der Stadt an: „Er fand dort im Tempel die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler sitzen. Da flocht er sich eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle samt ihren Schafen und Rindern aus dem Tempel hinaus, verschüttete den Wechslern das Geld und stieß ihre Tische um und rief den Taubenhändlern zu: Schafft das weg von hier! Macht das Haus meines Vaters nicht zu einem Kaufhaus!“ (Johannes 2,13-16).

Francesco Boneri: Die Austreibung der Wechsler aus dem Tempel, um 1610 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Francesco Boneri: Die Austreibung der Wechsler aus dem Tempel, um 1610 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders

Das letzte Abendmahl
Am Abend nach dem Aufruhr im Tempel isst Jesus ein letztes Mal mit seinen Jüngern. Während diese noch nichts ahnen, weiß Jesus bereits, was auf ihn zukommen wird. Er sagt seinen Freunden: „Einer von euch wird mich verraten“, was diese entrüstet von sich weisen.

Lorenzo Monaco: Das Abendmahl, 1389/90 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Lorenzo Monaco: Das Abendmahl, 1389/90 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders

Die Festnahme am Ölberg
Die Feinde, die sich Jesus durch seine Aktion im Tempel gemacht hat, sind mächtig. Die Priester des Sanhedrin, des Hohen Rates der Juden, wollen den Störenfried aus dem Verkehr ziehen. Denn ihre Macht haben sie nur von Gnaden der römischen Besatzer – und diese können sie ganz schnell wieder entziehen, wenn die Priester es nicht schaffen, Unruhe unter der jüdischen Bevölkerung zu verhindern. So beschließt der Sanhedrin die Festnahme Jesu und die römischen Autoritäten lassen ihn gewähren – sie haben nichts dagegen, wenn der selbsternannte Messias von der Bildfläche verschwindet.
Als Jesus und seine Jünger am Abend nach dem Essen zum Garten Getsemani am Ölberg ziehen, um dort zu beten, nähern sich bewaffnete Mitglieder der Tempelgarde. Einer der Jünger, Judas Iskiarot, ist eingeweiht und zeigt den Häschern durch einen Kuss, wer der Gesuchte ist. Jesus wird festgenommen und seine Jünger fliehen.

Hans Multscher: Christus am Ölberg, 1437 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Hans Multscher: Christus am Ölberg, 1437 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders

Jesus wird von Pontius Pilatus verurteilt
Als Jesus vor dem Hohen Rat der Priester verhört wird, bestätigt er, der von Gott gesandte Messias zu sein. Die Priester sehen darin Blasphemie und verurteilen ihn zum Tode. Am nächsten Tag übergeben sie ihn der römischen Autorität und Jesus wird vor den Statthalter Pontius Pilatus geführt. Laut Bibel soll Pilatus mehrmals angeboten haben, Jesus aus Respekt vor dem laufenden Passahfest zu begnadigen, doch die von den Priestern aufgewiegelte Menge lehnte ab und so wurde statt Jesus der Aufrührer Barrabas freigelassen. Pontius Pilatus soll daraufhin demonstrativ seine „Hände in Unschuld gewaschen“ haben. Historisch betrachtet ist das unwahrscheinlich – zum einen lag den Römern nichts ferner, als jüdischen Bräuchen Respekt zu erweisen; zum anderen reichte die Anmaßung Jesu, als König der Juden aufzutreten, für eine schnelle Verurteilung aus und es hätte für Pilatus keinen Grund gegeben, hier auf ein wirkungsvolles Exempel zu verzichten …

Gaspare Diziani: Christus vor Pilatus, um 1755/60 © Foto: David von Becker
Gaspare Diziani: Christus vor Pilatus, um 1755/60 © Foto: David von Becker

Verhöhnung und Folter im Gefängnis
Die Kreuzigung war die grausamste Hinrichtungsmethode, die die Römer kannten. Sie war Sklaven und Nichtrömern vorbehalten. Eine vorherige Geißelung und Verhöhnung des Verurteilten gehörte zum Prozedere, so auch bei Jesus. Er wird im Gefängnis entkleidet, geschlagen, bespuckt und verspottet. Man zieht ihm ein purpurnes Gewand an, setzt ihm eine Dornenkrone auf und verhöhnt ihn als „König der Juden“.

Jan Baegert (sog. Meister von Cappenberg):  Die Geißelung und Dornenkrönung Christi. © Foto: David von Becker
Jan Baegert (sog. Meister von Cappenberg):
Die Geißelung und Dornenkrönung Christi.
© Foto: David von Becker

Jesus muss sein Kreuz tragen
Als besonders perfide Form der Verhöhnung muss Jesus in einer sadistischen Prozession sein eigenes Kreuz zum Richtplatz tragen, während er weiterhin geschlagen, beschimpft und verspottet wird. Als Jesus unter der Last des schweren Holzkreuzes zusammenbricht, zwingen die römischen Soldaten den zufällig vorbeikommenden Feldarbeiter Simon von Kyrene, ihm beim Tragen zu helfen. Am Wegesrand steht eine Frau namens Veronica, die Jesus mit einem Tuch das Gesicht reinigt.

Giovanni Battista Tiepolo: Kreuztragung, um 1735/38 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Giovanni Battista Tiepolo: Kreuztragung, um 1735/38 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders

Kreuzigung
Gegen 9 Uhr morgens wird Jesus zusammen mit zwei Banditen auf dem Hügel Golgota vor den Toren Jerusalems gekreuzigt. Die Soldaten bieten ihm noch einen Schluck Wein an, den er ablehnt. Jesus wird mit Nägeln an das Kreuz geschlagen – eine extrem grausame Ausführung der Strafe. Während die Menge johlt, würfeln einige Soldaten bereits um sein Gewand. Seine Freunde stehen inmitten der spottenden und feixenden Menge und müssen machtlos zusehen.
Das Spektakel und der damit verbundene Todeskampf der Gekreuzigten, egal ob angenagelt wie Jesus oder festgebunden wie seine beiden Mitgefangenen, dauerte Stunden, manchmal Tage. Am Ende verdursteten sie, erstickten am eigenen Gewicht oder starben einfach vor Erschöpfung. Jesus soll laut Überlieferung gegen 15 Uhr gestorben sein, nachdem sich zuvor der Himmel verdunkelt und er laut ausgerufen habe: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Böhmischer Meister: Die Kreuzigung Christi (Kaufmannsche Kreuzigung), um 1350 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Böhmischer Meister: Die Kreuzigung Christi (Kaufmannsche Kreuzigung), um 1350 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders

Abnahme vom Kreuz
Nachdem die Gekreuzigten gestorben und die Zuschauer weitergezogen sind, kommen Jesus‘ Freunde, um seinen Leichnam für eine angemessene Beerdigung zu bergen. Pilatus hatte dafür die Genehmigung erteilt, nachdem er sich den Tod Jesu von seinen Soldaten hatte bestätigen lassen. Das war keine Selbstverständlichkeit, denn oft ließen die Römer die Gekreuzigten zur Abschreckung hängen, bis die Leichname völlig verwest und von Tieren zerfressen waren.

Jacob van Utrecht: Kreuzabnahme, 16. Jh. © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Jacob van Utrecht: Kreuzabnahme, 16. Jh. © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders

Freunde trauern um Jesus und beerdigen ihn
Der Apostel Johannes, Jesus‘ Mutter Maria und andere Anhänger beweinen ihren Freund und Meister. Sie bereiten seinen Leichnam für die Beerdigung vor, waschen ihn und wickeln ihn nach jüdischem Brauch in Tücher ein. Es spielen sich dramatische Szenen ab. Unter den Anwesenden ist auch Josef von Arimathäa, Mitglied des Samhedrins, der seine Folgschaft für Jesus bis zu dessen Tod geheimgehalten hatte, sowie Maria Magdalena und andere Frauen aus Galiläa. Josef von Arimathäa stellt schließlich ein Felsengrab zur Verfügung, das er für sich selbst hatte anlegen lassen. Hier wird Jesus bestattet.

Simone Martini: Die Grablegung Christi, 1335/40 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Simone Martini: Die Grablegung Christi, 1335/40 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders

Die Auferstehung
Am dritten Tag nach der Kreuzigung von Jesus entdecken Maria Magdalena und andere Frauen, dass das Felsengrab offen steht. Niemand hat etwas gesehen und so wissen sie nicht, was geschehen ist. An eine Auferstehung denkt zunächst keiner, die Freunde sind ratlos und fürchten sich. Da erscheint laut der Bibel ein Engel, um ihnen die Osterbotschaft von der Auferstehung Christi zu überbringen. Die Nachricht erreicht bald auch die Jünger von Jesus, die ihr allerdings mit Skepsis begegnen.

Giovanni Bellini: Die Auferstehung Christi, um 1475/79 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Giovanni Bellini: Die Auferstehung Christi, um 1475/79 © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders

Jesus erscheint seinen Freunden
Die Auferstehung Jesu wird erst vollendet, als er seinen Anhängern persönlich erscheint und ihre Zweifel hinwegfegt. Hier gehen die Überlieferungen auseinander. Manche Quellen berichten, dass er noch am Grab der Maria Magdalena erschienen ist, ihr jedoch verbot, ihn zu berühren. In anderen Texten offenbart er sich seinen Jüngern kurze Zeit später und erlaubt dem ungläubigen Thomas, ihn zu berühren und sich so von seiner Echtheit zu überzeugen. In jedem Fall aber bildet die Auferstehung und Erscheinung Christi die Grundlage für den christlichen Glauben. Sie bestätigt in letzter Konsequenz, dass Jesus tatsächlich der von Gott auserwählte Messias ist und dass jeder, der sich zu ihm bekennt, gerettet wird: „Denn wenn du mit deinem Mund bekennst: ‚Jesus ist der Herr‘ und in deinem Herzen glaubst: ‚Gott hat ihn von den Toten auferweckt‘, so wirst du gerettet werden.“ (Röm 10,9). Für die Wissenschaft, die der historischen Person des Jesus von Nazareth nachspürt, verliert sich die Geschichte mit seinem Tod – ob er wirklich wiederkam, werden Skeptiker wohl erst erfahren, wenn sie eine Vorladung zum jüngsten Gericht bekommen.

Bartolomeo Montagna: Der auferstandene Christus mit Maria Magdalena © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Bartolomeo Montagna: Der auferstandene Christus mit Maria Magdalena © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders

Kommentare

    Kommentare

  • Christ ist erstanden!
    Freude dem Sterblichen,
    Den die verderblichen,
    Schleichenden, erblichen
    Mängel umwanden.

    Christ ist erstanden!
    Selig der Liebende,
    Der die betrübende,
    Heilsam‘ und übende
    Prüfung bestanden.

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