Münzsammlung im Bode-Museum:

Rechnung von Botticelli

Ein Gulden (Floren) aus Florenz, 1507. (Vorderseite) Aus der Sammlung Benoni Friedländer, erworben 1861. Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer 18242834. Foto: Reinhard Saczewski
Ein Gulden (Floren) aus Florenz, 1507. (Vorderseite) Aus der Sammlung Benoni Friedländer, erworben 1861. Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer 18242834. Foto: Reinhard Saczewski

Fragen von Besuchern bieten den Fachleuten in den Museen eine willkommene Abwechslung zum Arbeitsalltag. Dr. Karsten Dahmen vom Münzkabinett bekam eine solche Anfrage zum Renaissancemaler Sandro Botticelli. Hier seine Antwort.

Zum Renaissancemaler Sandro Botticelli (1445–1510) bekamen wir im Münzkabinett eine Besucheranfrage mit „finanziellem“ Hintergrund: Wie sah das Geld aus, mit dem Botticelli für seine Kunstwerke bezahlt wurde und haben Sie so etwas in Ihrer Sammlung?

Ja, haben wir! Und so sieht es aus:

Ein Gulden (Floren) aus Florenz, 1507. (Rückseite) Aus der Sammlung Benoni Friedländer, erworben 1861. Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer 18242834. Foto: Reinhard Saczewski
Ein Gulden (Floren) aus Florenz, 1507. (Rückseite)
Aus der Sammlung Benoni Friedländer, erworben 1861.
Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer 18242834. Foto: Reinhard Saczewski

Florenz führte als boomendes oberitalienisches Wirtschaftszentrum bereits 1252 nach Jahrhunderten der Silberwährung eine eigene Goldmünze ein: den Florenus, benannt nach dem lateinischen flos, der Lilie auf der Münzvorderseite. Die Rückseite zeigt den Stadtheiligen Johannes den Täufer. Diese Gulden wiegen 3,5 Gramm und sind fast 24 Karat fein. Damit besaß Florenz genau das Tauschmedium, welches der Wirtschaftkreislauf der Metropole in der beginnenden Renaissance benötigte. Als ordentliche Bürokraten haben die Florentiner über ihre Münzproduktion nicht nur Buch geführt, sondern diese auch streng überwacht. Der verantwortliche Beamte, hier Paolo di Niccolò Cerretani, hat sein Wappen über die rechte Hand des Heiligen gesetzt. Botticelli selbst ist mit solchen Münzen bezahlt worden. Wir wissen von einem Auftrag für ein Altarbild, für welches er 75 Gulden erhielt. Nach Abzug seiner Materialkosten sind dies 35 Florene reiner Arbeitslohn. Zum Vergleich: Filippo Brunelleschi bezog ein Jahresgehalt von 100 Florenen. Wer weiß, vielleicht hat ja Botticelli ausgerechnet unsere Münze in seinen Händen gehalten – drei Jahre hätte er noch Zeit dazu gehabt.

Ein Gulden (Floren) aus Florenz, 1507. (Vorderseite) Aus der Sammlung Benoni Friedländer, erworben 1861. Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer 18242834. Foto: Reinhard Saczewski
Ein Gulden (Floren) aus Florenz, 1507. (Vorderseite)
Aus der Sammlung Benoni Friedländer, erworben 1861.
Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Objektnummer 18242834. Foto: Reinhard Saczewski

Ein willkommener Nebeneffekt der Anfrage war auch die Klärung der genauen Herkunft der hier gezeigten Münze. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Sammlung des Münzkabinetts durch die Rote Armee abtransportiert und kam erst 1958 zurück – zum Teil mit fehlender Zuordnung und Herkunftsinformation der Objekte. So lag der Florenus lange ohne Provenienznachweis in der Sammlung. Erst der nun vorgenommene Abgleich mit dem originalen Inventar des Berliner Privatgelehrten Benoni Friedländer (1773–1858) konnte sie als aus dessen 17.000 Münzen und Medaillen umfassender Sammlung stammend identifizieren. Damit hat diese Anfrage dem Münzkabinett nicht nur einen neuen Münzpaten verschafft, sondern nach fast 70 Jahren auch eine Kriegsfolge bereinigt.

Münzpatenschaft für ein Objekt des Münzkabinetts übernehmen?

Kommentare

    Kommentare

  • Lieber Herr Dr. Dahmen!

    Sie geben sich für Werbung (z.B. 18242834) ja sehr viel Mühe. Alle Achtung!

    Beste Grüße

    Burkhard Schauer

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