Der übergroße Kurfürst aus der Gipsformerei

Derzeit wird eines der größten Objekte aus dem Sortiment der Gipsformerei für einen Kunden in Übersee produziert. Unsere Kollegin Anna Mosig sprach mit Miguel Helfrich, dem Leiter des Hauses, über den besonderen Auftrag.
Der „Große Kurfürst“ macht seinem Namen alle Ehre – die monumentale Reiterskulptur des Friedrich Wilhelm von Brandenburg ist 4,20 Meter hoch und damit eines der größten Werke, die bei der Gipsformerei bestellt werden können. Jetzt wird die Replik für das Museo International del Barroco in Puebla, Mexiko, zum ersten Mal seit 100 Jahren wieder angefertigt. Im Januar 2017 soll sie fertiggestellt sein, doch bis dahin müssen die Experten der Gipsformerei noch einige Herausforderungen meistern.

4,20 Meter sind eine enorme Größe für eine Skulptur. Wie entsteht eine solche Replik?
Miguel Helfrich: Wir besitzen die historische Kernstückform, die direkt vom Original abgenommen wurde. Dabei handelt es sich um eine besonders komplizierte Form aus über 10.000 Einzelteilen, solche großen Objekte können nicht in einem Stück gegossen werden. Zunächst einmal müssen also die vielen Teile zusammengesetzt werden, das kann man sich wie ein gigantisches 3-D-Puzzle vorstellen. Ist die Form einmal zusammengesetzt, kann die Skulptur gegossen werden. Wir machen einen Hohlraumabguss, da die Skulptur ansonsten viel zu schwer werden würde. Der Guss erfolgt dann in Teilen – ein Teil wäre beispielsweise der Kopf des Kurfürsten oder ein Bein des Pferdes. Dabei sind alleine für den Guss des Kopfes 110 Einzelteile nötig. Am Ende werden die Einzelteile nacheinander wieder zu einem Gesamtwerk zusammengesetzt. Allerdings ist die Arbeit mit diesem Schritt noch nicht beendet. In feinster Handarbeit erfolgt eine aufwendige Feinretusche bei der kleinste Bläschen sowie die Nähte zwischen den Teilen sorgsam entfernt werden.

10.000 Einzelteile wieder in die richtige Form zu bringen, war sicher nicht einfach …
Das ist richtig, das Zusammensetzen hat mehrere Wochen gedauert. Es haben aber alle Kolleginnen und Kollegen fleißig mitgeholfen. Wir haben die Formteile bei uns in den Werkstätten ausgebreitet und jeder, der die Werkstätten durchqueren wollte, musste zunächst ein passendes Teil der Kernstückform finden und ansetzen. Dennoch hat es gut eine Woche gedauert, bis wir einen Teil von etwa einem Kubikmeter Volumen fertig gepuzzelt hatten.

Geht bei so vielen Teilen nach so langer Zeit nicht auch mal etwas verloren?
Wir hatten Glück, bei dieser Kernstückform waren noch alle Teile vorhanden. Es war aber schon ein spannender Moment, als wir die insgesamt 15 Kisten öffneten, die 100 Jahre lang unberührt im Keller der Gipsformerei standen. Darin haben wir sogar noch die handschriftlichen Anweisungen in Sütterlin gefunden.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Produktion der imposanten Replik?
Die Statik der Replik stellte die erste Herausforderung dar, denn das Pferd des Reiterstandbildes steht nur auf drei Beinen. Zudem muss der Gips von innen stabilisiert werden, denn die Replik wiegt am Ende etwa 750 Kilo. Auch der Transport wird noch einmal spannend. Die enormen Maße des Großen Kurfürsten machen es notwendig, dass wir die Replik in zwei Teilen nach Mexiko schicken. Es bleibt also spannend.



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