Ein Schloss fürs Leben: Das Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick

Regina Oelsner ist gebürtige Treptowerin und arbeitet als Sekretärin im Kunstgewerbemuseum. Schon als Kind hatte sie eine besondere Beziehung zum prunkvollen Schloss Köpenick – und noch heute ist jeder Besuch der Dependance für sie ein Highlight.
In meiner Kindheit ging meine Oma oft mit mir in den Köpenicker Schlosspark. Ich wuchs in Berlin-Treptow auf, daher gehörten diese Ausflüge einfach dazu. Ab und an gingen wir dann auch ins Schloss hinein. Ich kann mich an alte Möbel und Vasen erinnern, aber vor allem an den Wappensaal. Dorthin mussten wir, das alte Treppenhaus passierend, immer als erstes. Der prunkvoll mit Stuck ausgestattete Saal hatte es mir angetan, was sich bis heute nicht geändert hat. Seit Anfang 2015 arbeite ich nun beim Kunstgewerbemuseum am Kulturforum und freue mich auch heute noch jedes Mal, wenn mich meine Arbeit in die Dependance des Museums im Schloss Köpenick führt.
Das Schloss, das zwischen 1677 und 1690 für den späteren Preußen-König Friedrich I. errichtet wurde, beherbergte ab 1963 die im Ostteil Berlins befindlichen Bestände des Kunstgewerbemuseums. Nach einer umfangreichen Sanierung wurde es 2004 als zweiter Standort des Kunstgewerbemuseums wiedereröffnet. Seither werden hier Möbel, Tapisserien, Leder-, Seiden- und Papiertapeten, Wandspiegel, Wand- und Deckenleuchten, Standuhren, Vasen, Wand- und Raumschmuck aus der Zeit der Renaissance, des Barock und des Rokoko ausgestellt.

bpk / Kupferstichkabinett, SMB / Christa Begall
Beeindruckender Stuck
Nach wie vor zählt auch der alte Wappensaal zu den Highlights, von dem ich heute weiß, dass er wegen seiner Stuckarbeiten einer der bedeutendsten Säle des deutschen Barock ist. Im ehemaligen Festsaal des Schlosses beeindruckt unter anderem die doppelte Darstellung des brandenburgischen Wappens. Gern schaue ich mir auch immer wieder die in diesem Raum inszenierte Festtafel an. Hier wird das für Friedrich II. von der Königlichen Porzellanmanufaktur (KPM) angefertigte Tafelservice aus dem Breslauer Stadtschloss gezeigt.

Doch auch in den anderen Räumen des Schlosses wandert mein Blick immer wieder gern an die kunstvollen Stuckdecken, welche zu den schönsten ihrer Art in Mitteleuropa zählen. Außer den Ornamenten gibt es eine Menge an Deckengemälden zu entdecken, von denen viele die Jagdgöttin Diana zeigen. In 29 von insgesamt 36 Räumen ist der Stuck noch fast vollständig vorhanden.
Kleine Entdeckungen, große Überraschungen
Besonders gern gehe ich auch durch die rundum vertäfelten Zimmer, wie das aus der Schweiz stammende Haldensteinzimmer, die Prunkstube aus Schloss Höllrich, das barocke Spiegelkabinett aus Schloss Wiesentheid oder das Lackkabinett aus dem Turiner Palazzo Graneri, in denen ich immer wieder auf Neues stoße. So entdeckt man etwa im Turiner Lackkabinett erst bei genauerem Hinsehen die an chinesischer Kunst orientierten Szenen mit Vögeln und Parkanlagen, so genannte „Chinoiserien“. Genauso wie bei den Prunkzimmern geht es mir auch im Saal mit den barocken Kunstkammerschränken. Ein Blick in die Porzellangalerie und auf das große Silberbuffet, welches noch aus dem alten Berliner Schloss stammt, darf am Ende natürlich auch nicht fehlen.
Doch neben den vielen kleinen Entdeckungen birgt das Schloss auch immer noch größere Überraschungen. Erst bei meinem letzten Besuch lernte ich von unserer Magazinverwalterin Frau Krüger, dass auch das Dachgeschoß des Schlosses begehbar ist. Ich erfuhr, dass der barocke Dachstuhl ein bautechnisches Denkmal von besonderem Rang ist, da er noch komplett original erhalten und sichtbar ist. Einzelne Glaswände ermöglichen den Blick auf das alte Gebälk.

Rechts und links der Treppe unter den Dachschrägen ist die Studiensammlung des Museums untergebracht. Sie besteht aus Glas, Porzellan, Metallgeräten und Keramik. Wunderschöne Fliesenbilder mit Rokkoko-Parklandschaften aus der Fayencemanufaktur Wrisbergholzen in Niedersachsen schmücken einige der Wände. Außer den Sammlungsstücken gibt es natürlich auch einen großartigen Ausblick über Park, Schlossgarten, Schlosskirche und die Dahme zu bewundern. Also der Aufstieg lohnt sich auf jeden Fall!
Verwunschene Welt
Der Park auf der Schlossinsel hält je nach Jahreszeit Unterschiedliches bereit. Wussten Sie, dass es auf der kleinen Insel nicht weniger als neun Denkmäler gibt? Als ich dies erfuhr, bin ich gleich auf die Suche gegangen. Sobald man durch das Tor die Insel betritt, fällt einem die Statue des Meleager mit dem Eberkopf ins Auge. Einige Figuren, die mir persönlich sehr gefallen, sind so aufgestellt, dass man wirklich danach suchen muss: So wie der „Weibliche Torso“ ist auch der „Reiherbaum“ in der Grünanlage gut versteckt. Einfacher zu finden sind hingegen der „Hühnerdieb“, der die Besucher verschmitzt anlächelt, oder die „Zwei Giraffen“, die unweit eines kleinen ‚Urwalds‘ stehen.

Etwas verwunschen erscheint die Gedächtnisurne der Marianne von Schmettau, der Gattin eines früheren Schlossbesitzers, am Rande der großen Wiese. An der westlichen Seite des Parks steht ein Gedenkstein für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Seminaristen (von 1851 bis 1926 hatte das Schloss Köpenick als Schullehrerseminar gedient). Ganz in die Parklandschaft versunken, befindet sich in der Nähe eine Gedenkstele für Johann Julius Hecker, den Gründer dieser Einrichtung. Gut sichtbar hingegen stehen auf der Wiese beim Schlosscafé die „Kinder mit Schildkröte“ – sie strahlen jene gewisse Fröhlichkeit und Unbefangenheit aus, die ich auch selbst bei meinen Besuchen im Schloss Köpenick immer wieder empfinde.

Titelbild: Achim Kleuker
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