Wilhelm von Bode – Kunsthistoriker und Sammler aus Leidenschaft

Mit unermüdlichem Einsatz erwarb Wilhelm von Bode um die Jahrhundertwende zahlreiche Kunstschätze, gründete neue Sammlungsbereiche und entwickelte neue Formen der musealen Präsentation. Die Staatlichen Museen zu Berlin verdanken ihm ihren Platz unter den großen Sammlungen von Weltrang.

Text: Claire Guinomet

Als der gebürtige Arnold Wilhelm Bode 1864 sein Jurastudium in Braunschweig begann, ahnte noch niemand, welchen großen Einfluss er auf die Berliner Kunstlandschaft und das moderne Museumswesen nehmen würde. Dem Willen seines Vaters entsprechend, hatte er seinen Herzenswunsch, Kunsthistoriker zu werden, aus Sorge vor finanzieller Unsicherheit zunächst aufgegeben. Doch schon während seines Referendariats unternahm der junge Bode zahlreiche Studienreisen zu ausländischen Museen und studierte schließlich von 1869-1870 doch noch Kunstgeschichte und Archäologie in Berlin und Wien.

Seine Karriere bei den Staatlichen Museen zu Berlin – damals Königliche Museen zu Berlin – trat er 1872 als Assistent in der Skulpturenabteilung an, zu deren Direktor er 1883 ernannt wurde. 1890 übernahm er zudem die Leitung der Gemäldegalerie und 1905 schließlich auch das Amt des Generaldirektors. Während dieser langjährigen Tätigkeit erhob er die Königlichen Museen zu Sammlungen von internationalem Rang, indem er mit sicherem Gespür und großer Kennerschaft unzählige Meisterwerke erwarb.

Wilhelm Bode in seinem Wohnhaus (1884). Copyright: bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Wilhelm Bode in seinem Wohnhaus (1884). Copyright: bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin

Spektakuläre Erwerbungen
So widmete er sich in der Skulpturenabteilung unter anderem dem Erwerb von äußerst hochkarätigen Werken der italienischen und mittelalterlichen deutschen Skulptur, während er den Bestand der Gemäldegalerie zu einer herausragenden Sammlung von seltener Vollständigkeit und höchstem künstlerischen Rang erweiterte. Auch anderen Abteilungen verhalf er zu bedeutenden Neuerwerbungen und gründete darüber hinaus verschiedene neue Sammlungsbereiche, wie beispielsweise die ostasiatische und die islamische Abteilung.

Bei diesen kostspieligen und oft auch spektakulären Erwerbungen kam Bodes diplomatisches Geschick zum Tragen, das ihm internationale Kontakte zu Sammlern, Stiftern und Mäzenen verschaffte. Zu ihnen zählte auch Kaiser Wilhelm I., dessen wohlwollende Unterstützung ihm nicht nur finanzielle Mittel bot, sondern auch wertvolle Kontakte ermöglichte.

Wilhelm Bode (sitzend) mit Alois Hauser (links) und Max Friedländer in der Galerie im Kaiser-Friedrich-Museum (um 1900). Copyright: bpk / Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin
Wilhelm Bode (sitzend) mit Alois Hauser (links) und Max Friedländer in der Galerie im Kaiser-Friedrich-Museum (um 1900). Copyright: bpk / Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin

Bedeutende Museumsbauten
Zudem gründete Wilhelm von Bode 1897 den „Kaiser Friedrich-Museums-Verein“, dem wohlhabende Bürger wie James Simon, Friedrich Alfred Krupp und August von der Heydt beitraten und der schnelles und unbürokratisches Agieren erlaubte, wenn ein bedeutendes Werk auf dem Kunstmarkt auftauchte und erworben werden sollte.

Kaiser-Friedrich-Museum, Saal 34 - Italienische Bildwerke in Ton und Stuck (um 1920). Copyright: bpk / Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin
Kaiser-Friedrich-Museum, Saal 34 – Italienische Bildwerke in Ton und Stuck (um 1920). Copyright: bpk / Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin

Angesichts des wachsenden Umfangs der Sammlungen setzte Bode schließlich unter langwierigen Bemühungen den Bau des Kaiser Friedrich-Museums (heutiges Bode-Museum), des Pergamonmuseums und des Museumszentrums in Berlin-Dahlem durch. Besonders am Herzen lag ihm das Kaiser Friedrich-Museum, dessen Eröffnung am 18. Oktober 1904, dem 73. Geburtstag des Kaisers, einen Höhepunkt in Bodes Karriere darstellte.

„Bismarck der Berliner Museen“
Hier realisierte er eine Form der Präsentation, bei der Skulpturen, Gemälde, Möbel und kunstgewerbliche Objekte gemeinsam in sogenannten Stilräumen ausgestellt wurden, die unter anderem durch originale Decken, Portale oder Kamine den ursprünglichen Ausstellungskontexten nachempfunden waren. Dieses museumspädagogische Konzept fand große Nachfolge.

Max Liebermann: Wilhelm Bode (1904). Copyright: bpk / Nationalgalerie, SMB / Jörg P. Anders
Max Liebermann: Wilhelm Bode (1904). Copyright: bpk / Nationalgalerie, SMB / Jörg P. Anders

Wilhelm von Bodes Tätigkeit für die Staatlichen Museen zu Berlin war somit von großer Tragweite und brachte ihm nicht nur 1914 den Adelstitel ein, sondern auch im Volksmund die Spitznamen „Bismarck der Berliner Museen“ und „Museums-Condottiere“. Erst 1920 ging er in Ruhestand, leitete jedoch weiterhin bis zu seinem Tod 1929 kommissarisch die von ihm betreuten Sammlungen.

Zeit seines Lebens hat Wilhelm von Bode sich wiederholt antisemitisch geäußert. Seine Aussagen sind für uns heute unbegreiflich, insbesondere in Anbetracht der herausragenden Rolle, die jüdische Mäzene in Bodes eigener Zeit für die Berliner Museen spielten. Unabhängig von seiner politischen Haltung war Wilhelm von Bode jedoch einer der bedeutendsten und prägendsten Direktoren in der Geschichte der Staatlichen Museen zu Berlin. Nur Dank seiner hohen fachlichen Anerkennung und Durchsetzungskraft gibt es den seit 1956 nach ihm benannten Bau an der Nordspitze der Museumsinsel: das Bode-Museum.

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