Das Ethnologische Museum zieht um: Vorbereitung der Südsee-Ahnenpfähle
Der Umzug des Ethnologischen Museums von Dahlem ins Humboldt Forum ist in vollem Gange. Erst kürzlich wurden sieben große Ahnenpfähle aus West-Neuguinea im Dahlemer Depot abgebaut und für die Restaurierung vorbereitet worden. Die Restauratorin Leonie Gärtner begleitet den gesamten Prozess.
Um was für Objekte handelt es sich?
Leonie Gärtner: Die bis zu sieben Meter hohen Pfähle stammen von den Ethnien der Kamoro und der Asmat. Sie sind aus Mangrovenholz geschnitzt, mit schwarzen, weißen und roten Pigmenten bemalt und mit Federn und Quasten aus Palmblatt verziert. Die Pfähle wurden für bestimmte Feste und Zeremonien zu Tod, Wachstum und Fruchtbarkeit hergestellt. Die geschnitzten Figuren stellen angesehene Verstorbene dar. In den Zeremonien wurden die guten Eigenschaften der Toten gepriesen und die Verstorbenen wurden schrittweise in das Reich der Toten verabschiedet. Nach der Zeremonie wurden die Pfähle traditioneller Weise in die Haine der Sagopalmen gebracht, wo die Figuren zerstört und die Pfähle der Verrottung preisgegeben wurden, damit ihre innewohnende Kraft das Wachstum der Palmen fördert.
Wie lange lagen die Pfähle im Depot?
Die beiden Ahnenpfähle der Kamoro kamen erst 2001 ins Museum und wurden seither im Depot aufbewahrt. Aber zwei der Ahnenpfählen der Asmat waren bereits in der Dauerausstellung Südsee und Australien des Ethnologischen Museums zu sehen. Die übrigen kamen 1995 ins Museum und waren damals auch gleich in einer Sonderausstellung zu sehen. Danach wurden sie im Depot eingelagert.
Was passiert nun mit den Objekten?
Die Ahnenpfähle sollen im Humboldt Forum ausgestellt werden. Bevor dies geschehen kann, müssen sie aber noch restauratorisch bearbeitet werden. Dazu wurden sie jetzt aus dem Depot in den Raum der ehemaligen Dauerausstellung Südsee gebracht. Nur dieser Raum ist groß genug, um die Restaurierung durchzuführen.
Wie läuft die restauratorische Arbeit ab?
Bis ein Team aus freiberuflichen Restauratoren Mitte 2017 damit beginnt, die Objekte zu bearbeiten, lagern sie staubgeschützt in einem eigens angefertigten Regal. Die Restauratoren werden bei allen Ahnenpfählen die Oberfläche reinigen, die matte, schwach gebundene Bemalung festigen und die brüchigen Pflanzenfasern sichern. Anschließend werden die Ahnenpfähle einzeln von einer Kunstspedition für den Transport verpackt. In der Verpackung werden sie dann noch einer Stickstoffbehandlung unterzogen, damit jegliche holzzerstörende Insekten getötet werden, die eventuell noch in ihnen verborgen leben. Ab April 2018 erfolgt dann der Transport der Ahnenpfähle zum Humboldt Forum.
Was ist für einen Restaurator das Besondere an den Pfählen?
Die Einbringung der Ahnenpfähle in das Humboldt Forum stellt eine Herausforderung dar, da alle Großobjekte erst durch das Hauptportal in die Eingangshalle geschafft und dann mit großen Gerüsten und Kranen in den ersten Stock gehoben werden müssen. Dort werden sie dann durch eine Öffnung in der Wand an ihren eigentlichen Ausstellungsort gebracht. Hier wird einerseits die logistische Planung des Transports und der Einbringung, andererseits auch die technische Durchführung sehr spannend. Auch wenn wir schon eine gewisse Erfahrung mit dem Kranen von großen Booten gemacht haben, ist es in dieser Größenordnung immer noch etwas Besonderes.
In welchem Zusammenhang werden die Objekte im Humboldt Forum ausgestellt?
Die Ahnenpfähle werden im Kubus „Häuser“ zu sehen sein. Hier werden verschiedene Beispiele aus der Architektur Ozeaniens und ihre gesellschaftliche Bedeutung gezeigt, darunter auch die schon in Dahlem präsentierten Abelamgiebel und das Männer-Klubhaus von Palau. Zusätzlich werden wir noch ein Prunkhäuschen aus Palau und das Innere eines Abelamhauses zeigen, die bisher noch nicht zu sehen waren. Alle diese Großobjekte gruppieren sich um einen meeting point, der auch für Veranstaltungen genutzt werden wird.
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