Koffer packen für Los Angeles – Interview zur großen Reformations-Ausstellung der Gemäldegalerie

Derzeit laufen die Reisevorbereitungen für die Ausstellung „Renaissance and Reformation. German Art in the Age of Dürer and Cranach“, die ab November 2016 in Los Angeles gastieren wird. Nadine Söll sprach in der Gemäldegalerie mit der Vergoldermeisterin und Restauratorin Sabine Friedrich.

Zu den mehr als 120 Ausstellungsobjekten der Ausstellung „Renaissance and Reformation. German Art in the Age of Dürer and Cranach“ im LACMA gehören neben eindrucksvollen Zeichnungen, Druckgraphiken und Schatzkunst auch bedeutende Gruppen von Holzskulpturen und Tafelgemälden, deren Ausleihe außergewöhnlich ist.
Als eine der für die Gemäldegalerie tätigen Rahmenrestauratorinnen sorgt Sabine Friedrich dafür, dass Ludger tom Rings „Porträt des Herrmann Huddaeus vor einer Ansicht der Stadt Minden“ (1668) für diesen Auftritt den richtigen Rahmen bekommt.

Wie sehen die Reisevorbereitungen aus?
Sabine Friedrich: Nachdem das Werk von der Wand genommen wurde, wurde das Bild ausgerahmt und ins Depot gebracht. In der Zwischenzeit weist in der Ausstellung eine Abwesenheitsnotiz auf das fehlende Objekt hin und wir können in Ruhe am Rahmen arbeiten. Hier ist aber keine Riesenmaßnahme notwendig, es geht vielmehr um die Ausbesserung von Stellen an der oberen Kante, die früher mit Bronze überzogen waren und stark nachgedunkelt sind und darum, Farbabplatzungen zu restaurieren.

Vergoldermeisterin und Restauratorin Sabine Friedrich, Mitarbeiterin der Gemäldegalerie, bei der Arbeit. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Nadine Söll
Vergoldermeisterin und Restauratorin Sabine Friedrich, Mitarbeiterin der Gemäldegalerie, bei der Arbeit. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Nadine Söll

Welche konkreten Schritte sind dabei notwendig?
Zum einen werden konservatorische Schritte vorgenommen, wie das Festigen loser Partien. Zum anderen soll eine ästhetische Verbesserung erreicht werden, dafür habe ich zuerst die nachgedunkelte Bronze abgenommen. Als nächstes wurde das darunter liegende rohe Holz gesäubert, damit die nächstliegenden Schichten gut darauf haften – auch für längere Zeit. Daraufhin folgt Leim als Verbindung zwischen Holz und den darauf liegenden Schichten. Früher wurde Holz mehrmals grundiert und auf die Abplatzungen dieser Grundierungen kommen nun Kittungen, die später eingeebnet und geschliffen werden. Daraufhin werden als Untergrund für die Vergoldungen mehrere Poliment-Schichten aufgetragen, also in Leim gebundene farbige Tonerden.

Wie lange dauert die Behandlung?
Es sind immer Trocknungszeiten einzuhalten. Da der Aufwand hier aber vergleichsweise gering ist, waren es etwa drei Tage. Die richtigen Vorbereitungen setzen sich dann kurz vor der Abfahrt fort; dann werden die Werke in (Klima-)Transportkisten verpackt und gegebenenfalls muss das Verpackungsmaterial dafür noch einmal formatgerecht angepasst werden.

Gibt es Besonderheiten an diesem Rahmen?
Es handelt sich zwar um einen historischen Rahmen, aber nicht aus der Originalzeit des Gemäldes. Vielmehr ist es die Kopie eines Renaissancerahmens, die aus dem 19. oder vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammt. In unseren Unterlagen war dazu leider nichts zu finden. Zudem gibt es eine schmale gebeizte Kieferleiste. Die wurde eingesetzt, um das Bild präsentieren zu können, ohne dass es „aus dem Rahmen fällt“. Sonst hätte man den Rahmen verkleinern und dabei das Ornament zerschneiden müssen und das macht niemand. Daher wurde diese Einlage eingesetzt.

Die Arbeitsmaterialien der Restauratorin. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Nadine Söll
Die Arbeitsmaterialien der Restauratorin. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Nadine Söll

Schauen Sie beim Ausstellungsbesuch manchmal mehr auf den Rahmen als auf die Bilder?
Das weniger, aber es fällt mir sofort auf, wenn ein Bild nicht zum Rahmen passt, wobei das bei uns im Haus nicht der Fall ist, denn wir betrachten immer beides zusammen. Daher haben wir zum Beispiel noch eine große Sammlung von Schinkelrahmen. Sie stammt aus der Galerierahmung, als im 19. Jahrhundert alle Gemälde für eine Galerieleiste einheitlich gerahmt wurden. Dies hat dann Wilhelm von Bode, der ein großer Rahmenkenner und -liebhaber war, wieder rückgängig gemacht. Außerdem haben wir neben den Schinkelrahmen weitere Rahmen, die noch älter sind.

Haben Sie einen Lieblingsrahmen?
Ein Favorit fällt mir nicht ein, es gibt so viele Arten, die mir gut gefallen: ein originaler Plattenrahmen wie dieser hier zum Beispiel, mit den schönen Ornamenten und verschiedenen Techniken. Dieser Rahmen ist radiert und punziert, sprich auf die Vergoldung wurde Farbe aufgetragen und die Ornamente dann wieder herausradiert. Die kleinen Löchlein hingegen sind durch Punzen entstanden, wie ein Goldschmied sie auch macht.

Vergoldermeisterin und Restauratorin Sabine Friedrich. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Nadine Söll
Vergoldermeisterin und Restauratorin Sabine Friedrich. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Nadine Söll

Gibt es Künstler, die man besonders mit Rahmen in Verbindung bringen kann?
Es gab auch früher schon einige, nach denen heute Rahmentypen bezeichnet werden, in Italien zum Beispiel Canaletto. Es gibt aber auch Beispiele, wo sich das erhalten hat, sprich Künstler, die Rahmen entworfen haben und nach deren Entwürfen Rahmen hergestellt wurden. Hier kann man beispielsweise ebenfalls in Italien, Sansovino als einen weiteren bestimmten Rahmentyp nennen.

Was halten Sie von modernen Gemälden ohne Rahmen? Fehlt da etwas?
Das ist unterschiedlich. Letztens habe ich in einer Ausstellung ein Gemälde gesehen und mir als erstes einen Rahmen dazu vorgestellt. Bei einigen Abstrakten Bildern ist aber sicher besser ohne.

Bedauern Sie bei den Reisevorbereitungen, das Werk nicht am Zielort sehen zu können?
Manchmal kann man ja als Kurier mitreisen, dann ist es natürlich toll zu sehen, wie alles an anderen Orten wirkt und wie das Werk sich dort einfügt. Schließlich ist es immer das Gesamtpaket von Werk, Rahmen, Wandfarbe und Umfeld, auf das es ankommt.

Arbeit am historischen Rahmen. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Nadine Söll
Arbeit am historischen Rahmen. (c) Staatliche Museen zu Berlin, Nadine Söll

Kommentare

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    * Ich bin damit einverstanden, dass meine Daten ausschließlich für die Anfrage genutzt werden. Insbesondere erfolgt keine Weitergabe an unberechtigte Dritte. Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen kann. Dies kann ich über folgende Kanäle tun: per E-Mail an: kommunikation[at]smb.spk-berlin.de oder postalisch an: Staatlichen Museen zu Berlin – Generaldirektion, Stauffenbergstraße 41, 10785 Berlin. Es gilt die Datenschutzerklärung. der Staatlichen Museen zu Berlin, die auch weitere Informationen über Möglichkeiten zur Berichtigung, Löschung und Sperrung meiner Daten beinhaltet.

    Kommentare