Von Angesicht zu Angesicht: Gesichter Chinas am Kulturforum
Eine chinesische Kaiserin, mal ganz privat, mal in formaler Manier, ein hoher Beamter, ein Kriegsheld, ein Gelehrter in seinem Garten – all diesen und weiteren Menschen begegnen Besucher der Ausstellung „Gesichter Chinas“ am Kulturforum.
Wenige Erfahrungen sind so unmittelbar wie der Blick ins Gesicht eines anderen Menschen. Wie alt und tiefgehend die Faszination für das andere Antlitz ist, verdeutlichen Porträtmalereien aller Kulturen und Zeiten. Eine Ausstellung des Museums für Asiatische Kunst öffnet nun am Kulturforum ein Tor in die Vergangenheit und ermöglicht Besuchern, über Jahrhunderte hinweg Persönlichkeiten des Alten Chinas in die Augen zu blicken.
Durch eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen den Staatlichen Museen zu Berlin, dem Royal Ontario Museum in Toronto und dem Palastmuseum in Peking entstand eine bisher nie gezeigte Auswahl chinesischer Porträtmalerei von Ahnen- bis Literatenporträts. „Wie Menschen in den zahlreichen unterschiedlichen Porträts wiedergegeben werden und sich darstellen, erzählt faszinierende Geschichten über Kultur, Alltag und Kunst im historischen China“, erklären die Ausstellungsmacher. „Kaum ein anderes Format ist so mit der Lebenswirklichkeit der Menschen verflochten.“
Familientreffen über Generationen
Ahnenporträts wurden in China nur zu besonderen Anlässen gezeigt, vor allem in den zwei Wochen rund um das chinesische Neujahr. Die Dargestellten sind lebensgroß und ihre Gesichter sehr realistisch wiedergegeben, so dass sie eine enorme Präsenz entfalten, die auch in der Ausstellung spürbar wird. Besucher können hier Menschen, die vor mehreren Jahrhunderten in China lebten, von Angesicht zu Angesicht gegenüber treten. Sie können nachempfinden, warum der Besuch der aufgehängten Ahnenporträts zu Neujahr einem formalen Familientreffen glich, das alle Generationen verband, etwa wenn Verlobte den Vorfahren vorgestellt wurden.
Die Lebenswege der Porträtierten einerseits und der Maler andererseits waren häufig miteinander verflochten, ihre Familien- und Bekanntenkreise bilden spannende Netzwerke. Einige Werke entwickeln ganze Familien- und Malergenealogien, so wie bei einem Album aus dem Royal Ontario Museum, anhand dessen der Stammbaum der Familie Ding über mehrere Generationen nachgezeichnet werden konnte.
Porträtkunst in vielfacher Ausprägung
Doch die Bildnisse zeigen auch, dass die chinesische Porträtkunst nicht nur eine Ausprägung kannte, sondern viele Aspekte in sich vereinte, die je nach gesellschaftlicher Stellung und kulturellem Hintergrund der Dargestellten variierten. Die Ausstellung beleuchtet diese unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereiche während der Ming- und Qing-Dynastie. Die Bandbreite reicht von Porträts der kaiserlichen Familie über Darstellungen von Gesandten und Beamten, von Han-Chinesen ebenso wie von Mandchuren, bis hin zu Literatenporträts und eindrucksvollen Selbstporträts von Malern.
Die Ausstellung „Gesichter Chinas. Porträtmalerei der Ming- und Qing-Dynastie“ findet vom 12. Oktober 2017 bis 7. Januar 2018 in den Sonderausstellungshallen am Kulturforum statt.
Eine Kooperation der Staatlichen Museen zu Berlin mit dem Royal Ontario Museum in Toronto und dem Palastmuseum in Peking, gefördert durch The Robert H. N. Ho Family Foundation.
Kommentare
Asiatische Kunst ist ein gutes Beispiel für die Liebe am Detail.
Gesichter werden zu Landschaften und Landschaften erzählen Geschichten, von diesen beiden
Schwerpunkten können europäische Maler und Bildhauer lernen.
Michael Kramer Galleriy Montag, Berlin