Beate Wild, Wissenschaftlerin am Museum Europäischer Kulturen
Bei den Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten täglich hunderte MitarbeiterInnen daran, den Betrieb zu managen und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Hier schauen wir ihnen über die Schulter. Dieses Mal: Beate Wild, Museum Europäischer Kulturen
Woran arbeiten Sie gerade?
Ich bin verantwortlich für die Koordinierung Ostmittel- und Südosteuropa am Museum Europäischer Kulturen. Gerade mache ich die „Schöne neue Welt“, eine Ausstellung über die Traumhäuser rumänischer Migranten, wandertauglich für eine Tour durch Ost- und Westeuropa. Denn solche Prachtbauten gibt es nicht nur in Rumänien, alle damit verbundenen Aspekte der Migration gelten auch für viele andere Länder. In Zeiten, in denen alles in Bewegung ist, wirkt ein großes Haus für viele Menschen wie ein unbeweglicher Gegenpol.
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Bewegt und bewegend. Die Projekte plane und erarbeite ich gemeinsam mit Partnern aus den jeweiligen Ländern, von Berlin aus, oft auch vor Ort in Südosteuropa. Die fertigen Wanderausstellungen begleite ich persönlich, kümmere mich um Auf- und Abbau, Verpacken und Transport. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und zugleich balkanischer Gelassenheit. Beim Aufbau von comiXconnection in Sarajevo im Juli 2015 entstand das Porträt des bosnischen Comic-Künstlers Velid Agović.
Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Die vielen Begegnungen mit Menschen, ob nun im Rahmen von Recherche-Interviews zur Vorbereitung der Ausstellungen oder beim Dialog im Laufe der Tourneen. Die vielfältigen Perspektiven und die andere Bewertung relativieren und bereichern zugleich.
Und was am wenigsten?
Eine volle Mailbox
Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Das gesamte Projekt comiXconnection ist ein Abenteuer – ein never ending comic. Die Vorbereitung und erst recht die Tournee durch sechs Länder des südöstlichen Europa wartete immer wieder mit neuen Überraschungen und Herausforderungen auf. So bot man uns drei Tage vor Ausstellungseröffnung allen Ernstes einen weitläufigen Raum mit nur behelfsmäßig zugenagelten Fenstern an, der fest in der Hand einer ganzen Taubenkolonie war. Grund genug, auf dem Balkan immer einen Plan B parat zu haben.
Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Ich würde gerne die Gespräche der Objekte untereinander belauschen. Denn mir gefällt die Vorstellung, dass die Objekte eine Art Eigenleben haben. Dass sie tagsüber die Besucher, Kuratoren und Restauratoren wahrnehmen, um sich dann nachts ungestört darüber auszutauschen.
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