Alle Jahre wieder…? Weihnachtsausstellung im MEK setzt neue Akzente
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Die neue Ausstellung im MEK spricht alle Sinne an, um weihnachtliche Stimmung hervorzurufen
Text: Moritz Roemer
Was verbinden Sie mit Weihnachten?
Wenn ich die Augen schließe, denke ich sofort an den Geschmack der Pfefferkuchen meiner Großmutter. Leider immer etwas zu hart, dafür umso leckerer. Oder an diesen bestimmten Geruch von ausgeblasenen Kerzen, der noch in der Luft hängt, wenn der Baum bereits im Dunkeln steht. An das Gefühl, nach dem obligatorischen Weihnachtsspaziergang durchgefroren wieder in das warme Wohnzimmer zu kommen.
Weihnachten ist ein besonders sinnliches Fest. Glühweinstände finden sich eigentlich nur zu dieser Zeit, und auch die Plätzchen verschwinden schon bald nach Weihnachten wieder aus den Geschäften. Viele Menschen und Familien haben bestimmte Rezepte, die in der Familie weitergegeben oder abgewandelt werden. Die Vielzahl an Gerüchen und Geschmackserfahrungen, die für viele Menschen eng mit diesem Fest verknüpft sind, sind Teil des sinnlichen Erfahrens. Auch das Hören spielt eine besondere Rolle, zum Beispiel von Weihnachtsliedern. Ob mehr oder weniger andächtig in der Kirche, unter dem Weihnachtsbaum, oder für manche eher nervig in der Fußgängerzone: Den meisten Menschen fällt direkt ein Weihnachtslied ein, das sie besonders lieben – oder nicht ausstehen können.
Weihnachten und die fünf Sinne: Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Sehen stehen im Zentrum der diesjährigen Weihnachtsausstellung im Museum Europäischer Kulturen. Wir laden Sie ein, Weihnachten sinnlich zu erkunden – und darüber nachzudenken, wie Weihnachten oder andere wichtige Feste durch Sinneswahrnehmungen eine besondere Stimmung schaffen.
Ich bin Moritz Roemer und Volontär am Museum Europäischer Kulturen. Gerne möchte ich Sie in unsere Ausstellung ‚Weihnachten mit allen Sinnen. Überraschendes aus der Sammlung des MEK‘ mitnehmen und Ihnen hoffentlich Lust auf mehr machen.
Dafür haben wir uns einiges einfallen lassen. Neben der zu schnuppern, zu schleckern und natürlich viel zu sehen, lädt vor allem eine Station ein, sich ganz auf das Zuhören zu konzentrieren. Lassen Sie sich in einen der gemütlichen Sessel fallen und lauschen Sie Weihnachtsliedern aus unterschiedlichen europäischen Ländern und Regionen. Was wird eigentlich in Ungarn, Polen, Spanien oder in Sápmi zu Weihnachten gehört?
Weihnachten ist für viele Menschen auch eine Möglichkeit, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Uns war wichtig, dass in der Ausstellung alle Altersgruppen etwas zu tun haben. Nicht nur für unsere jüngsten Gäste haben wir deswegen verschiedene Mitmachstationen eingerichtet.
Weihnachten ist nicht nur geballte sinnliche Erfahrung. Es ist auch die Zeit der Überraschungen. Was bringen der Nikolaus, Weihnachtsmann oder das Christkind? Was versteckt sich hinter jedem der 24 Türchen und Schächtelchen im Adventskalender und welche Überraschungen verbergen sich in den Weihnachtspaketen? Deswegen nimmt die Ausstellung auch das Überraschende in den Blick und zeigt Werke, die Unerwartetes zu bieten haben.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Christbaumschmuck – hier verfügt das Museum über eine sehr umfangreiche Sammlung. Den bekannten Klassiker – die rote Kugel – sucht man in der entsprechenden Vitrine allerdings vergeblich. Motive, die alles andere als weihnachtlich erscheinen, finden sich in einem Bestand, der aus Dresden um 1900 stammt: ein Soldatenhelm oder ein Dampfschiff. Aber auch die Formsprache überrascht: Einige der ausgestellten Objekte erinnern an geometrische Körper, die aus Draht und buntem Glas gefertigt sind. Sie stammen aus Jablonec nad Nisou (dt.: Gablonz an der Neiße) in Tschechien, das bis heute ein wichtiges Zentrum für Glasarbeiten ist.
Mein persönlicher Favorit ist allerdings ein angeblich alter deutscher Brauch, bei dem eine sogenannte Weihnachtsgurke eine Rolle spielt. Dieser wird in den USA gefeiert: Eine gläserne Essiggurke wird an den Weihnachtsbaum gehängt. Wer sie als erstes gefunden hat, bekommt ein kleines Extra-Geschenk oder darf mit dem Auspacken der Geschenke anfangen.
Sie kennen diesen Brauch nicht? Das ist nicht überraschend. In den USA gilt er als authentische deutsche Tradition – in Deutschland ist er allerdings weitgehend unbekannt.
Es gibt verschiedene Geschichten über den Ursprung dieser Tradition.
Eine erzählt von einem deutschen Auswanderer, den eine Essiggurke vor dem rettete. In einer anderen Geschichte wird erzählt, dass die Tradition im Spreewald entstand, weil die Menschen zu arm waren, um teuren Baumschmuck zu kaufen – es wurde auf preiswerte Gurken zurückgegriffen. Eine angeblich mittelalterliche Legende erzählt von St. Nikolaus, der drei Jungen im Gurkenfass wieder zum Leben erweckte. Und dann gibt es die Idee, dass die angebliche Tradition nur ein geschickter Marketingtrick war. Deutsche Glasbläser importierten ab Ende des 19. Jahrhunderts Christbaumschmuck nach Nordamerika. Um den Verkauf anzukurbeln, erfanden sie möglicherweise eine rührige Geschichte von angeblich deutscher Tradition – und so eroberte die Weihnachtsgurke die USA.
Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welche dieser Geschichten stimmt. Es kann sein, dass es sich um einen in den USA erfundenen Brauch handelt – oder um eine inzwischen in Deutschland vergessene Tradition, die in den USA überlebt hat. Interessanterweise findet sich die Weihnachtsgurke heute auch an einigen deutschen Weihnachtsbäumen – in Anlehnung an den amerikanischen Brauch.
Was für andere Überraschungen in der Ausstellung noch zu entdecken sind, möchte ich nicht verraten – finden Sie es selbst heraus!
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