Alter Cranach in neuem Glanz
In der Restaurierungsabteilung der Gemäldegalerie wurde gerade eine Arbeit aus der Werkstatt Lukas Cranachs des Älteren restauriert. Die Restauratorinnen Karin Kosicki von den Erfurter Museen und Babette Hartwieg von der Gemäldegalerie berichten von den Arbeiten.
In der Restaurierungsabteilung der Gemäldegalerie wurde gerade das „Barbara-Retabel“ aus der Werkstatt Lukas Cranachs des Älteren restauriert. Es umfasst acht beidseitig bemalte Nadelholztafeln, die ursprünglich paarweise übereinander angeordnet waren und so vier Flügel eines Altarretabels bildeten. Der Mittelschrein, an dem die Flügel befestigt waren, ist nicht mehr erhalten, ebenso wie vermutlich drei darin präsentierte Holzskulpturen in dreiviertel-Lebensgröße und die Skulpturen der inneren Flügelseiten. Interessiert hatten immer nur die Malereien, die aus dem nahen Umkreis Lukas Cranachs d. Ä stammen und acht Szenen aus der Barbara-Legende offenbaren, wenn man die äußeren Flügel öffnet. Bis vor einigen Jahren waren sie so als Dauerleihgabe der Gemäldegalerie im Angermuseum in Erfurt zu sehen.
Schon im August 2013 haben wir – das sind Karin Kosicki, die leitende Restauratorin der Erfurter Museen, und Babette Hartwieg, in gleicher Funktion an der Berliner Gemäldegalerie – im Depot des Angermuseums vor den beschädigten und unansehnlich gewordenen Tafeln gestanden und beraten, welches Restaurierungskonzept wir verfolgen sollten. Dabei wurde auch schnell klar, dass die instabilen, schadhaften Goldleisten durch neue, stabilere Rahmen ersetzt werden müssten. Wir berieten uns unter anderem darüber, wo die Restaurierung stattfinden kann und welche Geldgeber in Frage kommen. Als die Tafeln Ende 2014 im Restaurierungsatelier der Gemäldegalerie eintrafen, wurde noch deutlicher, dass die Qualität der Malerei unter dem gelben Firnis verborgen lag und es sich auch lohnte, die Außenseite des geschlossenen Retabels dem Publikum wieder zu zeigen. Die ganzfigurigen Darstellungen eines Mannes und der Maria mit dem Kreuz waren vermutlich im 19. Jahrhundert zersägt und die Gesichter wohl schon beim Bildersturm in Zeiten der Reformation im 16. Jahrhundert mutwillig zerkratzt worden.
Dank der unbürokratisch gewährten, großzügigen Unterstützung durch die Ernst-von-Siemens-Stiftung im Rahmen der Förderlinie „Kunst auf Lager“ konnte die freiberufliche Restauratorin Dörte Busch eine umfassende Konservierung und Restaurierung durchführen. Die Grundierungs- und Malschichten mussten zunächst gefestigt werden, dann wurde der Oberflächenschmutz entfernt und die Risse verleimt. Durch die Abnahme von Firnis, Übermalungen und Überkittungen konnte Dörte Busch viel vom Original wieder aufdecken. Mit neuen Kittungen, Retuschen und einem neuen Schutzüberzug haben die Bilder wieder viel von ihrer Strahlkraft gewonnen. Neue Rahmen orientieren sich an zeitgenössischen Vorbildern und bieten den verwölbten Holztafeln einen sicheren Halt.
Ende Juni hat Babette Hartwieg die Flügel nach Erfurt gebracht und gemeinsam mit dem dortigen Holzrestaurator mit Scharnieren an einem Ständerwerk montiert, so dass man sowohl die Innen- als auch die Außenseiten der äußeren Flügel zeigen kann. Das restaurierte Retabel ist im Rahmen der Ausstellung „Kontroverse und Kompromiss“ zunächst im Angermuseum zu sehen und verbleibt später als Dauerleihgabe weiter in Erfurt. Nachdem die Berliner Gemäldegalerie an Cranach-Werken reich bestückt ist, kommt das große Retabel im Kontext der Erfurter Sammlung hervorragend zur Geltung und wirbt dort sicherlich auch für die Staatlichen Museen zu Berlin.
Kommentare