Zehnerpack: Die Geschichte des 1. Mai
Der erste Mai wird in Deutschland schon lange gefeiert – doch woher kommt dieser Brauch? Wir erzählen euch die Geschichte des Feiertags anhand von Bildern.
Bereits im 19. Jahrhundert gab es regelmäßig am 1. Mai Kundgebungen und Ausschreitungen, in denen Arbeiter der Industrialisierung für den Achtstundentag kämpften. Am 1. Mai 1886 kam es in Chicago auf dem Haymarket zu besonders schweren Auseinandersetzungen, bei denen sieben Polizisten und über 20 Arbeiter umkamen. Die so genannte Haymarket Affair gilt als die Geburtsstunde einer amerikanischen Arbeiterbewegung und weckte internationale Solidarität.
So wurde anlässlich der Gründung der Zweiten Internationalen (Arbeiterassoziation) 1889 der 1. Mai als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufen. Im Jahr 1919 wurde der 1. Mai u.a. von der SPD zum gesetzlichen Feiertag erhoben, jedoch wurde dieses Gesetz schon 1920 wieder kassiert.
Der erste Mai des Jahres 1929 ging als “Blutmai” in die Geschichte ein. In der instabilen Endphase der Weimarer Republik war die innenpolitische Stimmung derart aufgeheizt, dass es regelmäßig zu Zusammenstößen verschiedener politischer Gruppierungen mit Toten und Verletzten kam. Als kurz vor dem 1. Mai 1929 ein generelles Kundgebungsverbot erlassen wurde und die KPD dennoch eine große Kundgebung vorbereitete, bahnte sich der Zusammenstoß an. In den Tagen vom 1. bis 3. Mai 1929 kam es schließlich durch das extrem brutale Vorgehen der Polizei gegen die Kommunisten zu blutigen Gefechten in Berlin, bei denen 33 Zivilisten getötet und 198 verletzt wurden. Bei der Berliner Polizei gab es 47 Verletzte.
Erst unter den Nationalsozialisten wurde der 1. Mai wieder zum gesetzlichen Feiertag – diesmal unter dem Zeichen der faschistisch-völkischen Propaganda, die die deutsche Arbeiterschaft auf die Ziele der Nazis einschwören sollte. Die NS-Kundgebungen waren in den 1930er Jahren Massenereignisse und Adolf Hitler sprach auf dem Tempelhofer Feld regelmäßig zu Hunderttausenden von Menschen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der 1. Mai sowohl in Westdeutschland als auch in der DDR als Feiertag beibehalten. Während der Tag in der DDR und anderen sozialistischen Ländern als „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“ gefeiert wurde und stark ideologisch geprägt war, wurde er in Westdeutschland vor allem als Tag der Völkerverständigung und Sozialen Gerechtigkeit gefeiert.
Am 1. Mai 1987 kam es bei Maikundgebungen in West-Berlin erstmals zu schweren Krawallen. Rund um die 750-Jahr-Feier Berlins und im Schatten einer sehr umstrittenen Volkszählung gerieten linke Aktivisten in Kreuzberg 36 mit der Polizei aneinander. Die bis dahin friedlichen Feierlichkeiten eskalierten zu Straßenkämpfen, Plünderungen und Brandschatzungen. Seither gibt es in Berlin eine Tradition von linken Ausschreitungen am 1. Mai, die erst in den letzten Jahren einen Rückgang erfahren hat.
Seit 2003 gibt es in Berlin-Kreuzberg das MyFest, eine Großveranstaltung mit Musik und Essen, zu der jedes Jahr tausende Besucher aus ganz Deutschland und Europa kommen. 2019 soll das Fest erstmals weniger kommerziell sein und sich wieder vermehrt auf politische Themen konzentrieren.
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