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Zehnerpack: 100 Jahre Weimarer Republik

Vor 100 Jahren, am 6. Februar 1919, begann die Gründungsphase der Weimarer Republik. Ihr vorausgegangen war Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg, der Untergang des Kaiserreichs und monatelange revolutionäre Umbrüche. Für die Zeitgenossen stand die Geburt der ersten deutschen Demokratie im Zeichen von Unsicherheit, Skepsis – und Hoffnung.

Revolution und Umbruch in Deutschland: Nachdem die geschlagenen deutschen Truppen im November 1918 aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt waren, war das Land ins Chaos gestürzt und an den Rand eines Bürgerkriegs getaumelt. Doch Anfang 1919 gab es einen ersten Hoffnungsschimmer. Die zutiefst gespaltenen politischen Kräfte in Deutschland schienen sich zu besinnen und ermöglichten die Wahl einer Nationalversammlung. Sie sollte im Februar 1919 in Weimar tagen und der ersten deutschen Republik eine Verfassung geben. Nahezu alle Parteien, von den Kommunisten über SPD und die Zentrumspartei bis zu den Deutschnationalen, warben nun um die Gunst der Wähler. Die deutsche und die internationale Öffentlichkeit verfolgten den Ausgang der Wahlen und die Entstehung des neuen Staates mit Spannung live.

Willy Römer: Wahl zur Nationalversammlung, 1919  © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Willy Römer: Wahl zur Nationalversammlung, 1919
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer

Von Anfang an wurde mit harten Bandagen gekämpft: Eine Plakatklebekolonne der SPD überklebt Anfang 1919 die Wahlplakate gegnerischer Parteien.

Willy Römer: Reichstagswahl. Wahlpropaganda-Wagen für die DDP,
Willy Römer: Reichstagswahl. Wahlpropaganda-Wagen für die DDP, „Wählt Liste Naumann“, Januar 1919
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer

Wahlwerbung 1919: An diesem Propagandawagen der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) sind selbst die Pferde mit Plakaten beklebt.

Gebrüder Haeckel: Wahl zur Nationalversammlung, 1919 © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Gebrüder Haeckel
Gebrüder Haeckel: Wahl zur Nationalversammlung, 1919
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Gebrüder Haeckel

Die Wahlbeteiligung zur ersten Nationalversammlung war sehr hoch – auch zahlreiche wahlberechtigte Soldaten, erkennbar an den weißen Armbinden, machten von ihrem Recht Gebrauch, so wie in diesem Wahllokal in Berlin. Wahlberechtigt waren alle deutschen Männer und Frauen, die am Wahltag das 20. Lebensjahr vollendet hatten – damit durften erstmalig auch Frauen im deutschen Reich wählen.

Willy Römer: Luise Zietz, Mitbegründerin der USPD, 1919  © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Willy Römer: Luise Zietz, Mitbegründerin der USPD, 1919
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer

Frauen durften nicht nur zum ersten Mal wählen, sie waren auch selbst in der Politik aktiv. Eine der ersten Frauen der Weimarer Nationalversammlung war Luise Zietz. Die in Hamburg geborene Politikerin, Frauenrechtlerin und Publizistin war Mitbegründerin der sozialistischen Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und hatte 1911 den ersten internationalen Frauentag in Deutschland organisiert. Auch in anderen Parteien wie der SPD waren 1919 Frauen vertreten.

Willy Römer: Friedrich Ebert, erster Reichspräsident der Weimarer Republik, 06.02.1919, Weimar © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Willy Römer: Friedrich Ebert, erster Reichspräsident der Weimarer Republik, 06.02.1919, Weimar
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer

An der Spitze stand 1919 jedoch ein Mann: Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert war von der Gründung der Weimarer Republik bis zu seinem Tod 1925 Reichspräsident. Er vertrat eine Politik des Ausgleichs und musste in seiner Amtszeit immer wieder gewalttätige Aufstände von linken und rechten Gruppen niederschlagen. Nach seinem Tod wurde der Monarchist und Militär Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt – er verhalf 1933 Adolf Hitler zur Macht und besiegelte so das Ende der ersten deutschen Demokratie.

Willy Römer: Reichswehrtruppen schützen die Nationalversammlung in Weimar, 11.08.1919 © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Willy Römer: Reichswehrtruppen schützen die Nationalversammlung in Weimar, 11.08.1919
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer

Die Nationalversammlung tagte in Weimar, weit weg von der politisch aufgeheizten Reichshauptstadt Berlin. Dennoch musste auch hier in der Provinz der demokratische Prozess geschützt werden. Die Erinnerung an die Gewaltausbrüche im vorangegangenen November 1918 war noch sehr präsent und auch während und nach der Gründung der Weimarer Republik gab es immer wieder Umsturzversuche. Im August 1919 wachen bewaffnete Soldaten der Reichswehr vor dem Nationaltheater in Weimar, in dem die Nationalversammlung tagt.

Willy Römer: Weimarer Nationalversammlung. Blick in den Sitzungssaal im Weimarer Nationaltheater während der Bekanntgabe des Wahlergebnisses, 06.02.1919 © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Willy Römer: Weimarer Nationalversammlung. Blick in den Sitzungssaal im Weimarer Nationaltheater während der Bekanntgabe des Wahlergebnisses, 06.02.1919
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer

In einem Sitzungssaal im Innern des Weimarer Nationaltheaters tagt die Nationalversammlung. Hier wurden am 6. Februar 1919 die Wahlergebnisse bekannt gegeben und hier entstand die Verfassung für den neuen Staat.

Willy Römer: Weimarer Nationalversammlung. Publikum am Einlass für die Tribünen, 11.08.1919  © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Willy Römer: Weimarer Nationalversammlung. Publikum am Einlass für die Tribünen, 11.08.1919
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer

Die Entwicklungen in der Nationalversammlung waren von großem öffentlichen Interesse – Plätze in den Zuschauerrängen des Weimarer Theaters waren heiß begehrt.

Willy Römer: Weimarer Nationalversammlung. Ausländische Journalisten als Berichterstatter, August 1919  © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Willy Römer: Weimarer Nationalversammlung. Ausländische Journalisten als Berichterstatter, August 1919
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer

Doch nicht nur die deutsche Öffentlichkeit interessierte sich brennend für die Entwicklungen in Weimar. Auch die internationale Presse war zugegen. Viele der Gäste aus Ländern, mit denen Deutschland noch wenige Monate zuvor in einem grausamen Krieg gelegen hatte, beobachteten die Gründung des neuen deutschen Staates mit Sorge und Argwohn. Zu Recht, wie sich keine 15 Jahre später leider bestätigen sollte – doch davon war man im August 1919, als dieses Foto entstand, noch weit entfernt.

Willy Römer: Potsdamer Platz bei Nacht, Blick zum Pschorr-Haus, 1929  © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Willy Römer: Potsdamer Platz bei Nacht, Blick zum Pschorr-Haus, 1929
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Photothek Willy Römer / Willy Römer

Nach ihrer Gründung 1919 wurde die Weimarer Republik schnell zum Symbol für die junge Moderne: Die Gesellschaft entwickelte sich rasant, geprägt von Vergnügung und Elend, von neuem Fortschritt und altem Feudalismus gleichermaßen. Zehn Jahre später war Berlin eine europäische Metropole, in der Popkultur und Künste eine nie gekannte Blüte erlebten; in der „rasende Reporter“ Schlagzeilen machten und Wissenschaft und Technologie bahnbrechendes zu Tage förderten. Doch leider war man in dieser Zeit die Geister der Vergangenheit noch nicht losgeworden, wie sich in den 1930er Jahren auf verheerende Weise zeigte …

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