Interview:

„Es kocht schon etwas“: Joep van Lieshout auf der Museumsinsel

Der Künstler Joep van Lieshout in seinem Atelier in Rotterdam. Foto: Atelier Van Lieshout
Der Künstler Joep van Lieshout in seinem Atelier in Rotterdam. Foto: Atelier Van Lieshout © DIEDERIK DEN DIKKENBOER

Am 14. September wurde im Kolonnadenhof auf der Museumsinsel die Skulptur „The Monument“ des Ateliers Van Lieshout präsentiert. Der Verweis auf das klassischen Reiterdenkmal und somit die politisch-militärische, repräsentative Funktion eines solchen nationalen Monuments, wird hier auf kritisch-reflexiver Ebene mit dem Reiterstandbild Friedrich Wilhelms IV von Preußen vor der Alten Nationalgalerie in Beziehung gesetzt. Wir sprachen mit dem Künstler Joep van Lieshout am Rande der Veranstaltung.

Heute wurde eine neue Skulptur von Ihnen im Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie vorgestellt. Wie ist die Kooperation zustande gekommen?
Joep van Lieshout: Udo Kittelmann, der Direktor der Nationalgalerie, kam auf mich zu und sagte mir, es gebe Raum für eine Skulptur. Hier im Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie werden regelmäßig Künstler eingeladen, für eine Periode von jeweils zwei Jahren eine Skulptur aufzustellen und nun wurde ich gebeten, Jonathan Meese abzulösen.

Atelier Van Lieshout: The Monument © Atelier Van Lieshout, Kolonnadenhof, Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin / Thomas Bruns
Atelier Van Lieshout: The Monument © Atelier Van Lieshout, Kolonnadenhof, Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin / Thomas Bruns

Gibt es einen direkten inhaltlichen Bezug zu anderen Skulpturen, die hier präsentiert werden?
Die Arbeit heißt „The Monument“ und ist eigentlich eine Skulptur – ein Monument – für eine Revolution, die irgendwo, irgendwann in der Zukunft stattfindet. Ich weiß selbst nicht genau, wo und wann, aber es wird bestimmt einmal passieren. Die Skulptur hat also mit der Veränderung von Machtstrukturen zu tun und hier, zwischen diesen Museen und der Reiterstatue von Friedrich IV., die auch eine bestimmte Machtstruktur repräsentieren, ist es eine schöne Gegenüberstellung. Die Arbeit bewegt sich im Kontext von Macht und Veränderung, Vergangenheit und Zukunft.

Und was ist mit der Gegenwart?
Diese Frage habe ich mir heute selbst gestellt, als ich meine Rede anlässlich der Präsentation vorbereitet habe. Es passiert derzeit sehr viel, der Nahe Osten versinkt im Krieg, Europa steht vor einer großen Flüchtlingskrise – es kocht schon etwas.

Vielleicht ist die Revolution am Ende nicht so weit entfernt …
Man weiß es nie!

Gibt es bei der Arbeit auch einen Bezug zur Alten Nationalgalerie als Museum?
Es gibt einen Bezug zur Skulptur und zur alten Kunst, deren großer Liebhaber ich selbst bin. Ich schaue mir die alten Werke gern an und bin inspiriert von ihnen, ganz so, wie ich auch von den Machstrukturen unserer Gesellschaft und ihren Veränderungen inspiriert bin. Die Arbeit passt also sehr gut hierher.

Dieser Beitrag wurde am 18.9.2015 überarbeitet: Im Teaser hieß es fälschlicherweise, der Künstler nehme mit der Skulptur Bezug zur Reiterstatue Friedrich Wilhelms IV. Das stimmt so nicht: Die Staatlichen Museen zu Berlin stellen diesen Bezug her, nicht der Künstler.

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