Für die Ewigkeit eingebaut: Buddhistische Kulthöhlen im Humboldt Forum
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Zwei buddhistische Kulthöhlen aus dem Museum für Asiatische
Kunst werden zu den Highlights im Humboldt Forum gehören. Restaurator
Toralf Gabsch erklärt, was das Besondere an den Höhlen ist.
Text: Toralf Gabsch
Mit
der Eröffnung des Humboldt Forums werden im 3. Obergeschoss des Hauses
zwei einzigartige, fest mit dem Bau verbundene buddhistische Kulthöhlen
von der Seidenstraße präsentiert. Die „Höhle der 16 Schwertträger“
(Kizil, Xinjiang, China, 5./6. Jh. n. Chr.) ist im großen Kuppelsaal
(Abb. 1 und 2) die Hauptattraktion des Raumes. Die „Höhle der
Ringtragenden Tauben“ wird auf der gleichen Etage im Kubus Süd (Abb. 3
und 4) innerhalb einer umlaufenden Vitrinen- und Galeriekonstruktion als
zweites Wunderwerk dieses Hauses zu bestaunen sein.
Ursprünglich
waren derartige Höhlen mit ihren Fresken des 5. bis 11. Jahrhunderts
Teil einer buddhistischen Tempelanlage, welche in der Oase von Kizil
nahe der Stadt Kucha an der nördlichen Seidenstraße gelegen ist. Die
Höhlen, welche den Mönchen als Unterkunft und Kulträume dienten, wurden
in das weiche Gestein der Berge gegraben. Die ausgehöhlte Felsformation
ist anschließend mit einer groben Lehmputzschicht überzogen worden. Eine
zweite feine Putzschicht aus Lehm bildete den Untergrund für die weiße
Gipsgrundierung. Darauf entstanden die Vorzeichnungen, wofür Kohlestifte
oder teilweise vorgefertigte Schablonen zum Einsatz kamen. In die
Vorzeichnung wurden oft Zeichen der heute ausgestorbenen tocharischen
Schrift als Farbangaben eingefügt, nach denen die in Tempera-Technik
ausgeführte Malerei erfolgte. Diese ist oftmals mit Goldapplikationen
veredelt worden.
Entdeckt
wurden beide Kulthöhlen während der vier preußischen
„Turfan-Expeditionen“ zwischen 1902 und 1914 vom damaligen Direktor der
Indischen Abteilung des Museums für Völkerkunde Albert Grünwedel
(1856-1935). Nach ihrem Ausbau 1914 kamen die Seccomalereien nach
Berlin, wurden dort konserviert und restauriert und im Museum in der
Stresemannstraße bis 1939 ausgestellt. Die „Höhle der Ringtragenden
Tauben“ konnte als quadratisch-vereinfachter Kultraum ausgestellt
werden, während von der „Höhle der 16 Schwertträger“ aus Platzgründen
nur einzelne Gemälde zu sehen waren. Nach dem zweiten Weltkrieg
gelangten die Sammlungen nach Dahlem. Auch hier wurde nur die „Höhle der
Ringtragenden Tauben“ im Gemäldeverbund gezeigt. Sie konnte zwischen
1997 und 2000 im Museum für Indische Kunst wissenschaftlich erforscht,
umfangreich restauriert und in den ursprünglichen Raummaßen
rekonstruiert werden.
In den Folgejahren begannen Restauratoren in
verschiedenen Projekten die zweite buddhistische Kulthöhle gemeinsam
mit Kunsthistorikern und in Kooperation mit den chinesischen Kolleginnen
und Kollegen detailliert zu untersuchen. Sie entwickelten nach den
originalen Raummaßen ein Aufbaukonzept für das Humboldt Forum. Während
die „Höhle der Ringtragenden Tauben“ in Dahlem seit 2016 entrestauriert
und demontiert wurde und seit Frühjahr 2018 bereits im Humboldt Forum
wieder eingebaut wird, warten die restaurierten Gemälde der „Höhle der
16 Schwertträger“ noch auf ihren Umzug in das Schloss.
Nach
Fertigstellung beider Werke, werden diese mit der Eröffnung des
Humboldt Forums den dauerhaften Anker für die sie umgebenden
Kunstsammlungen des Museums für Asiatische Kunst bilden. Derart
aufwendige Bearbeitungen der Kunstwerke sind nicht ohne Risiko. Die
Restauratoren unternehmen dabei oft eine Gratwanderung des ethisch
Vertretbaren, sind aber voller Hoffnung, dass dieser Eingriff in die
Originalsubstanz auf wirklich lange Zeit der Letzte gewesen sein wird.
Diese
Höhlen sind in ihrer Art in Museen weltweit einmalig. Die
archäologischen Gemälde zeugen vom Leben und Sterben des Buddha und
eröffnen darüber hinaus einen Blick in die weitreichenden kulturellen
und künstlerischen Verflechtungen entlang der Seidenstraßen. Das
Publikum wird sie bald bestaunen und sich von den Wundertaten Buddhas
verzaubern lassen können.
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