Zehnerpack: Homosexuelle Ikonen zum Christopher Street Day

Am Wochenende ist CSD oder Christopher Street Day – auf der ganzen Welt zelebrieren Menschen die Vielfalt und erinnern daran, wie Homosexuelle sich 1969 in der New Yorker Christopher Street gegen Diskriminierung und Polizeiwillkür wehrten. Wir nutzen die Gelegenheit, um einiger berühmter Vorreiter und Lieblinge der Community zu gedenken.
Alexander von Humboldt (1769–1859)
Der preußische Universalgelehrte hatte Zeit seines Lebens keine Beziehung mit einer Frau. Schon zu seinen Lebzeiten ging das Gerücht rum, er könne homosexuell sein. Humboldt bevorzugte stets die Gesellschaft von Männern und wies anbändelnde Frauen gekonnt ab. Auch der Dichter Theodor Fontane merkte nach der Lektüre einer Humboldt-Biografie an, dass die „sexuellen Uncorrectheiten” Humboldts verschwiegen würden.

Friedrich der Große, genannt der „Alte Fritz“ (1712–1786)
Vieles deutete schon zu Lebzeiten darauf hin, dass sich der Alte Fritz dem eigenen Geschlecht hingezogen fühlte. So ließ er in seinem Schloss Sanssouci in Potsdam keine Frauen zu und lebte nach dem Tod seines verhassten Vaters von seiner Gemahlin Königin Elisabeth Christine getrennt. Im Gegenzug unterhielt er eine äußerst intime Beziehung zu seinem Kammerdiener Michael Fredersdorf, dem er etliche zärtliche Briefe schrieb. Im 18. Jahrhundert war der Umgang mit der Sexualität wesentlich freier als zu späteren Zeiten – um es mit den Worten des Alten Fritz zu sagen: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“.

Amazone zu Pferde
Seit 1987 steht die Bronze „Amazone zu Pferde“ von Louis Tuaillon im Kolonnadenhof auf der Museumsinsel Berlin. Die Vertreterin des mythischen Volkes spiegelt die Stärke der kämpfenden Frauen wider. 1904/05 ließ Wilhelm II. im Tiergarten Berlin einen Abguss der Bronze aufstellen. Dieser entwickelte sich ab den 60er Jahren zu einem beliebten Cruising-Treffpunkt für lesbische Frauen. Die häufig mit Amazonen in Verbindung gebrachte Doppelaxt ist seit den 70er Jahren ein Symbol der Lesbenbewegung und des Feminismus.

© Staatliche Museen zu Berlin, Antikensammlung / Johannes Laurentius
Antinoos (ca. 110–130 n.Chr.)
Der römische Kaiser Hadrian traf auf einer seiner Reisen in Kleinasien den schönen Jüngling Antinoos und nahm ihn sogleich in sein Gefolge auf. Fortan begleitete Antinoos den Kaiser auf allen Reisen. Als Antinoos in Mittelägypten in den Nil fiel und vor den Augen seines väterlichen Geliebten Hadrian ertrank, ließ der Kaiser in tiefer Trauer etliche Tempel für Antinoos errichten und erklärte ihn zur gottgleichen Person. Der Antinooskult war geboren.

Sappho (ca. 617–570 v.Chr.)
Sappho wurde auf Lesbos geboren und gilt als eine der bedeutendsten Lyrikerinnen der Antike. Liebe, Leidenschaft und Erotik zählen zu den Hauptthemen ihrer Gedichte und Lieder. Auch der Göttin Aphrodite widmete Sappho eine Ode. Ihr Können gab sie an junge Frauen in einer von ihr gegründeten Schule weiter. Auf Sappho bzw. ihren Geburtsort Lesbos gehen die Ausdrücke sapphisch oder lesbisch für weibliche Homosexualität zurück.

Ganymed
Ganymed war in der griechischen Mythologie der Sohn des trojanischen Königs Tros und der „Schönste der Sterblichen“. Der Göttervater Zeus verliebte sich so sehr in den Hirtenknaben, dass er sich in einen Adler verwandelte und den jungen Ganymed auf den Göttersitz Olymp brachte. Dort diente Ganymed den Göttern als Mundschenk und lebte, einem Gott gleich, ewig. Sehr zum Missfallen der eifersüchtigen Hera, der Gattin des Zeus …

Johann Joachim Winckelmann (1717–1768)
Der „Vater“ der Archäologie als wissenschaftliche Disziplin war zu seinen Lebzeiten eine schillernde Persönlichkeit. Seine Abhandlung über die „Gedanken ueber die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst“ begründete den Europäischen Klassizismus und war ein Meilenstein für die Entwicklung der Kunstgeschichte. Winckelmann lebte mit einigen Männern zusammen und pflegte auch eine innige Beziehung zum Dichter Friedrich Ulrich Arwegh von Bülow, deren Ende ihn mit Bitterkeit erfüllte. Das Ende Winckelmanns verlief tragisch. Er wurde im Hotel Locanda Grande im italienischen Triest von seinem Zimmergenossen ermordet. Und auch wenn der Prozess minutiös protokolliert wurde, konnte das Tatmotiv nie geklärt werden.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Ute Franz-Scarziglia
Conchita Wurst (*1988)
Die unter dem bürgerlichen Namen Tom Neuwirth bekannte Kunstfigur „Conchita Wurst“ gewann 2014 den Eurovision Song Contest und löste mit ihrem Auftreten als weibliche Gestalt mit Bart eine große öffentliche Debatte aus. Den Nachnamen ihrer Kunstfigur Wurst wählte sie aus „weil es eben ‚wurst‘ ist, woher man kommt und wie man aussieht“.

Hermaphrodit
Dass intersexuelle Personen keine Erfindung der Moderne oder ein „Modetrend“ sind, beweisen die zahlreichen griechischen Statuen von sogenannten Hermaphroditen. Der Name geht auf den mythischen Sohn von Hermes und Aphrodite zurück. Typischerweise wird er mit weiblichen Brüsten und männlichem Geschlechtsteil dargestellt und verkörpert somit intersexuelle Schönheit und das Prinzip der fließenden Übergänge von sexueller Identität.
Heiliger Sebastian († um 288)

© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders
Der römische Soldat starb den Märtyrertod, weil er sich als Hauptmann der kaiserlichen Prätorianergarde öffentlich zum christlichen Glauben bekannte. Als verfolgte sinnliche Schönheit, und vielleicht auch wegen der nicht gerade subtilen Pfeil-Symbolik, gilt der Märtyrer vielen als die erste schwule Ikone und avancierte somit zum Schutzpatron der Homosexuellen.
Ab dem 5. September wird es im Bode-Museum einen Ausstellungsrundgang geben, der sich mit den Objekten der eigenen Sammlung und deren homosexuelle Hintergründe befasst. Der Ausstellungsrundgang “Der zweite Blick: Spielarten der Liebe” ist in Kooperation mit dem Schwulen Museum entstanden.
Kommentare
So ein Quatsch! Wo sind die historischen Quellen, die all die Aussagen beweisen?
Es wurde das Paar Achilles und Patroclos vergessen. Die beiden sind fast das Homosexuelle Gegenstück zu Romeo und Julia.