„Ich erzwinge nichts“ – Stefan Draschan und #peoplematchingartworks

Stefan Draschan ist Künstler und Fahrradaktivist in Berlin und Wien. Auf Instagram stechen Draschans geniale Besucher-Kunstwerk-Kombis ins Auge, mit denen er nun eine Woche lang den Instagram-Kanal der Staatlichen Museen zu Berlin bespielen wird. Im Interview spricht der Künstler über Motive und Motivation.

Wie bist du in deiner Arbeit zum Thema Museum gekommen?
Stefan Draschan: Das Museum bildet mein natürliches Habitat. Das erste Bild gelang mir in der Sammlung Scharf-Gerstenberg, dann in der Münchner Glyptothek, im Kunsthistorischen Museum Wien und der Albertina. In der Ausstellung „Impressionismus – Expressionismus. Kunstwende“ in der Alten Nationalgalerie wurde für mich erstmals ersichtlich, dass meine Arbeit als Serie funktioniert, und ich lernte systematisch meine heutige Arbeitsweise. Früher störten mich Menschen vor Bildern, jetzt sehe ich das ganz anders. Der Kunsthistoriker Pontus Hultén, der unter anderem Gründungsmitglied des Centre Pompidou war, sagte 1977: “Das Museum ist kein Ort mehr, an dem Kunstwerke konserviert werden, sondern ein Ort, an dem das Publikum selbst zum Schöpfer wird.” Diesen Gedanken setze ich fort und erweitere ihn, indem ich das Publikum selbst zum Kunstwerk mache.

Wie entstehen deine Bilder?
Ich kenne die Bestände der Museen gut und bin sehr beweglich. So einzigartig wie die Werke sind, sind auch die Menschen. Es ergeben sich immer neue Kombinationen oder Momente, die ich mit gewisser Begeisterung, Übung und technischen Voreinstellungen festhalten kann.

Musst du lange auf deine Fotogelegenheiten warten?
Manche Fotos habe ich sogar noch vor dem Betreten des Museums an den Ticketkontrolleuren vorbei geschossen. Ich erzwinge nichts, wenn mal wenig los ist, genieße ich selbst die Kunstwerke oder fange zum Beispiel an, in der Gemäldegalerie die gemalten Sterne auf den Canaletto-Bildern zu zählen – es sind über 3000. Und wenn ich mal einen Motivationsschub brauche, gehe ich ins Pergamonmuseum und höre mir den Audioguide über das Trajaneum auf Französisch an, da das phonetisch wie “Draschaneum” klingt.

In welchem Museum gibt es die besten Motive für dich?
Ich freue mich am meisten über Motive in etwas weniger frequentierten Museen wie dem Kunstgewerbemuseum oder dem Bode-Museum. Und ich liebe Sonderausstellungen, obwohl in ihnen leider oft Fotoverbote herrschen, denn sie ziehen dennoch Menschen an, die anschließend durch die ständigen Sammlungen flanieren, wo Fotografieren erlaubt ist.

Hängt der Erfolg deiner Arbeit eher von den Besuchern der Häuser ab oder von den Kunstwerken?
Beides. Wenn man sich die Mühe – oder das Vergnügen – macht, alle meine Fotos der Reihe nach durchzusehen, kann man leicht feststellen, wie unterschiedlich die Besucher mit den Werken korrespondieren.

Was für eine Ausrüstung benutzt du?
Eine digitale Spiegelreflexkamera, wahlweise auch Leihkameras. Ab und an nehme ich verschiedene Objektive mit.

Gibt es ein Museum oder ein bestimmtes Kunstwerk, das du unbedingt in deiner Reihe aufnehmen möchtest?
Laut dem Audioguide in der Gemäldegalerie gibt es mehr als fünf Millionen Landschaftsgemälde aus dem Holland des 17. Jahrhunderts. Die interessieren mich natürlich sehr.

Stefan Draschan übernimmt vom 30.8. bis 6.9.2017 den Instagram-Kanal der Staatlichen Museen zu Berlin mit seinen #peoplematchingartworks-Bildern. wer mehr über Stefan und seine Arbeiten erfahren möchte, kann auf seiner Webseite oder seinem Instagram vorbeischauen.

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