James Simon – Philanthrop, Mäzen und Weltbürger
James Simon hat Berlin nicht nur die berühmte Büste der Nofretete beschert, sondern er war auch ein Wohltäter und einer der wichtigsten Förderer der Kultur in der Stadt. Heute wäre er 164 Jahre alt geworden. Christina Hanus vom Ägyptischen Museum und Papyrussammlung über einen besonderen Berliner.
Am 17. September 1851 wurde in Berlin ein Mann geboren, der das gesellschaftliche Leben und die Museumslandschaft seiner Stadt entscheidend geprägt hat – und ohne den insbesondere das Neue Museum um einige bedeutende Stücke ärmer wäre: James Henry Simon
Der Sohn eines wohlhabenden Textil-Unternehmers und der Tochter eines Rabbiners entdeckte zwar bereits während seiner Zeit auf dem Gymnasium in Berlin seine Liebe zu Latein, Griechisch und Alter Geschichte, trat jedoch nach dem Abitur zunächst in die Fußstapfen seines Vaters: Statt klassische Philologie zu studieren, absolvierte er eine Ausbildung in der Textilindustrie und führte nach dem Tod des Vaters 1890 das Familienunternehmen erfolgreich weiter.
1879 heiratete James Simon Agnes Reichenheim und zog mit seiner Frau in eine Villa in der Tiergartenstrasse 15a, die während des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Helene (1880–1965), Heinrich (1885–1946) und Marie-Luise (1886–1900).
Simon zeigte großes soziales Engagement und gründete Hilfs- und Wohltätigkeitsvereine in seiner Stadt, unter anderem die „Kaiser-Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungswesen“ im Jahr 1903. Ihm lag die Unterstützung der ärmeren Bevölkerungsschichten am Herzen, wobei er sich vor allem für die Förderung der Kinder einsetzte. Zu ihrem Wohle rief er beispielsweise den „Verein zum Schutze der Kinder vor Misshandlung und Ausnutzung“ und das „Haus Kinderschutz“ in Zehlendorf ins Leben. Für sein umfangreiches philanthropisches Wirken genoss James Simon weite gesellschaftliche Anerkennung und wurde vielfach ausgezeichnet.
Als bedeutender Kunstmäzen seiner Zeit spielte er eine entscheidende Rolle als Unterstützer der neu gegründeten „Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften“ sowie bei der Gründung und Leitung der „Deutschen Orient-Gesellschaft“ im Jahr 1898. Er finanzierte unterschiedliche archäologische Projekte, darunter die Grabungskampagnen von Ludwig Borchardt im ägyptischen Tell el-Amarna ab 1911. Die Ausgrabungen in der ehemaligen Residenz Pharao Echnatons (um 1340 v. Chr.) waren außergewöhnlich erfolgreich und förderten unzählige Kunstschätze von großer Schönheit und höchster wissenschaftlicher Bedeutung zu Tage.
Insbesondere die farbige Porträtbüste der Königin Nofretete, die am 6. Dezember 1912 gefunden wurde, zählt bis in die heutige Zeit zu den absoluten Glanzstücken. Entsprechend dem Fundteilungsvertrag mit der damaligen ägyptischen Altertümerverwaltung wurde die Hälfte der Objekte paritätisch aufgeteilt. Die der deutschen Orientgesellschaft überantworteten Funde gehörten de facto James Simon, da er der Financier der Grabungsexpedition war.
Viele der Objekte erhielten zunächst ein neues Zuhause in der Villa in der Tiergartenstrasse, bevor Simon ab 1900 begann, umfangreiche Konvolute seiner Privatsammlung – nicht nur archäologische Funde, sondern auch Gemälde seiner Renaissancekollektion, Skulpturen oder Stücke aus dem Kunstgewerbe – den Berliner Museen zu schenken, damit sie der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden konnten. Die Stücke aus den Grabungen in Tell el-Amarna wurden 1920 den Berliner Museen gestiftet und ab 1923 im Neuen Museum auf der Museumsinsel gezeigt. Nach Unterbrechungen durch den Zweiten Weltkrieg und einer Teilung der Sammlung in der Nachkriegszeit konnte die wiedervereinigte Sammlung im Jahr 2009 in das Neue Museum zurückkehren.
Am 23. Mai 1932 verstarb James Simon und wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee beigesetzt.
Die 2006 gegründete James-Simon-Stiftung bewahrt das Andenken dieses bedeutenden Berliner Philanthropen, Mäzenen und Weltbürgers, dem auch die Staatlichen Museen zu Berlin und die kunst- und kulturinteressierte Öffentlichkeit zu großem Dank verpflichtet sind.
Die Stiftung vergibt alle zwei Jahre den „James-Simon-Preis“ an eine Person, die durch herausragenden sozialen und kulturellen Einsatz einen entscheidenden Beitrag für das Gemeinwesen leistet.
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