Ethnologisches Museum:

Kolonialismus, Kunst und Kultur – Namibia-Kooperationsprojekt

Die am Projekt beteiligten Restauratorinnen Eva Ritz und Johanna Ndahekelekwa Nghishiko bereiten die Objekte auf ihre Reise nach Namibia vor. © SPK / photothek.net / Thomas Imo
Die am Projekt beteiligten Restauratorinnen Eva Ritz und Johanna Ndahekelekwa Nghishiko bereiten die Objekte auf ihre Reise nach Namibia vor. © SPK / photothek.net / Thomas Imo © Thomas Imo/photothek.net

In einem Kooperationsprojekt mit Wissenschaftler*innen aus Namibia wird derzeit ein Teil der Sammlung des Ethnologischen Museums neu beforscht. Im Interview sprechen die Beteiligten über Herausforderungen und Chancen des Projektes.

Interview: Sven Stienen & Gesine Bahr

Eine der wichtigsten Aufgaben Ethnologischer Museen ist heute, ihre Sammlungen gemeinsam mit den jeweiligen Herkunftsgesellschaften aufzuarbeiten. Ethnolog*innen der Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten seit Anfang 2019 im Rahmen einer Kooperation mit der Museums Association of Namibia (MAN) mit namibischen Kolleg*innen zusammen, um neue Blicke auf die eigene, rund 1400 Objekte umfassende Namibia-Sammlung zu gewinnen. Gemeinsam mit Gastwissenschaftler*innen aus Namibia soll so die Sammlung zugänglich gemacht, aber auch Provenienzen aus der deutschen Kolonialherrschaft in Namibia (1904–1908) erforscht werden.

In einem neuen Projektteil unter dem Titel „Confronting Colonial Pasts, Envisioning Creative Futures“, der durch die Unterstützung der Gerda Henkel Stiftung ermöglicht wurde, soll dafür nun auch eine Auswahl von 23 Objekten aus der Sammlung des Ethnologischen Museums nach Namibia reisen und dort bis 2022 exemplarisch beforscht werden.

Wir sprachen mit den Projektbeteiligten Hertha Bukassa und Golda Ha-Eiros von der MAN sowie dem Sammlungskurator Jonathan Fine und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Julia Binter vom Ethnologischen Museum.

Wie ist das Projekt entstanden und worum geht es dabei?

Jonathan Fine: Es begann 2015, als das namibische Chapter des International Committee on Museums (ICOM) ein Projekt namens „Africa Accessioned“ unterstützte, um herauszufinden, welche Objekte aus dem südlichen Afrika in europäischen Museen vorhanden sind. Ein Jahr später traf ich Jeremy Silvester, den Direktor der Museums Association of Namibia (MAN), auf einer Konferenz in Zürich. Wir beide und Larissa Förster, eine Wissenschaftlerin für deutsch-namibische Kolonialgeschichte und Ethnologie, überlegten gemeinsam, ob wir ein Projekt zu der namibischen Sammlung hier im Ethnologischen Museum initiieren könnten, um eine Diskussion darüber anzustoßen, was mit diesen Objekten in Zukunft passieren soll. Die deutsche Kolonialgeschichte in Namibia war besonders gewalttätig und es ist wichtig zu verstehen, wie sich diese Geschichte in der Sammlung hier widerspiegelt. Namibische Kulturgüter sind aber nicht nur Zeugen der Kolonialgeschichte, sondern auch Teil eines umfassenderen historischen und kulturellen Prozesses. Wir wollten ein Kooperationsprojekt durchführen, um uns einen Überblick über die Sammlung hier in Berlin zu verschaffen und gemeinsam die Fragestellungen der Objekte zu verstehen.

Was waren die ersten Schritte, mit denen Sie Ihre jeweiligen Projektabschnitte begonnen haben?

Golda Ha-Eiros: In Namibia sind wir durch unser Archiv gegangen und haben geschaut, was dort vorhanden war und wie wir unseren Kolleg*innen in Deutschland helfen konnten, die damit begonnen hatten, die Geschichte und Herkunft ihrer Sammlung recherchierten. Wir haben eine Austausch-Plattform im Netz eröffnet, auf der Fotos und Dokumentationen der meisten Artefakte in Berlin hinterlegt wurden, damit wir Zugang dazu hatten. Wir wollten uns ein Bild davon machen, womit wir arbeiten werden und welche Informationen wir mitbringen müssen, falls sie hier in Berlin nicht verfügbar sind. Der erste Schritt war also, dass unsere deutschsprachigen Teammitglieder die Korrespondenzen übersetzten, damit wir sie verstehen und alles in Beziehung setzen konnten.

Julia Binter: Ich habe im Dezember letzten Jahres mit dem Projekt begonnen. Zuvor hatte ein Vorgänger von mir bereits dafür gesorgt, dass die Objekte fotografiert und in der Datenbank des Museums erfasst worden waren. Als ich also eintrat, gab es bereits grundlegende Informationen, die wir online teilen konnten. Meine andere Hauptaufgabe war es, Provenienzforschung zu betreiben, die historische Korrespondenz zu untersuchen und zu schauen, welche Informationen vorhanden waren und welche nicht. Es wurde deutlich, dass unser Archiv eine sehr deutsche und koloniale Perspektive auf die Vergangenheit bietet und dass wir unsere Partner aus Namibia brauchen, um die andere Seite der Geschichte zu verstehen. Mein Ziel ist es, die postkoloniale Theorie in die Praxis umzusetzen. Das bedeutet, dass wir uns überlegen müssen, wie wir mit Kolonialgeschichten umgehen und das Ergebnis in Museumssammlungen manifestieren können.

Wie sind Sie konkret vorgegangen und was sind Ihre bisherigen Ergebnisse?

Julia Binter: Wir sprechen von 1.400 Objekten aus Namibia in der Sammlung, so dass die Bearbeitung für eine Person allein nicht zu schaffen war. Gemeinsam mit Kolja Drescher, einem studentischen Mitarbeiter im Projekt, identifizierten wir die verschiedenen Sammler, recherchierten ihre Biographien und versuchten zu verstehen, was genau in der deutschen Kolonie Namibia, damals Deutsch-Südwestafrika, geschah. Es war schwierig, weil die Informationen aus der Korrespondenz sehr lückenhaft sein können. Wir haben versucht festzustellen, wie die Objekte vor Ort in Namibia gesammelt wurden, wie sie nach Berlin kamen und wie sie hier empfangen wurden. Und diese Ergebnisse konnten wir unseren namibischen Kollegen als Basisinformationen geben, um dann zu schauen, welche Fragen und Interessen sie mitbrachten.

Der erste Teil des Projekts konzentrierte sich auf die Provenienzforschung zu Sammlungen aus der deutschen Kolonialzeit in Namibia. Der zweite Teil bringt eine Auswahl der Objekte in Berlin zurück nach Namibia, damit die Menschen dort mit ihnen arbeiten können. Wie haben Sie die 23 Objekte ausgewählt, die nach Namibia reisen werden?

Hertha Bukassa: Unser Ziel ist es, das namibische Kulturerbe für zukünftige Generationen zu erhalten. Das Ethnologische Museum in Berlin verfügt über eine reiche Sammlung, die das kulturelle Erbe Namibias zeigt. Viele der Objekte hier sind Objekte, die wir heute noch verwenden. Da Kultur nicht statisch ist, haben einige von ihnen im Laufe der Zeit Veränderungen in der Nutzung oder Bedeutung erfahren. Aber wir haben unsere Kultur über die Kolonialzeit hinweg beibehalten, worauf ich stolz bin. Mit diesen Objekten zu arbeiten und einige davon nach Namibia bringen zu können, wird wie ein Erwachen sein. Vor allem Menschen aus jüngeren Generationen fragen immer, woher bestimmte Gegenstände oder Praktiken kommen und wie sie aussahen, bevor sie zu dem wurden, was sie heute sind. Die Objekte werden also zur Aufklärung junger Menschen beitragen, und sie werden auch Forscher*innen neue Möglichkeiten eröffnen. Das waren die Hauptkriterien, die wir im Auge hatten.

Golda Ha-Eiros: Vor uns waren andere Kolleg*innen aus Namibia hier und haben die erste Auswahl getroffen. Sie achteten vor allem auf die historische Funktion dieser Objekte sowie ihre kulturelle Bedeutung damals und heute. Was bedeutet ein Objekt sozial? Die Gestaltung der Objekte ist heute oft so anders als sie es in der Vergangenheit war. Einige dieser Objekte wurden für bedeutende Ereignisse wie Hochzeiten, Gebete oder Rituale verwendet. Namibia hat viele ethnische Gruppen, daher war es wichtig, dass die Objekte in der Auswahl eine symbolische Bedeutung nicht nur für einen bestimmten Stamm, sondern auch für die Menschen in Namibia insgesamt haben. Durch die Objekte haben wir Belege für die Vergangenheit, wir gewinnen ein besseres Verständnis dafür, wie die Dinge heute sind und wir können vielleicht auch etwas in die Zukunft schauen. Ich halte es für wichtig, dass unsere Leute mit diesem kulturellen Erbe konfrontiert sind, damit sie die verschiedenen Ebenen verstehen. Heute ist ein Korb nur noch ein Korb, aber in unserer kulturellen Geschichte konnte ein Korb so viel mehr Bedeutungen haben.

Haben Sie hauptsächlich Alltagsgegenstände oder zeremonielle Gegenstände gewählt?

Hertha Bukassa: Viele der Artefakte können als Alltagsgegenstände betrachtet werden. Aber viele sind auch nicht mehr im Einsatz, wir haben sie durch etwas Neues ersetzt, das die gleiche Bedeutung hat. Deshalb ist es uns sehr wichtig, zurückblicken und verschiedene Dinge von heute mit der Vergangenheit verbinden zu können. Die europäischen Museen haben einen reichen Teil unseres kulturellen Erbes in sehr gutem Zustand erhalten, so dass wir jetzt etwas haben, worauf wir zurückblicken und diese Verbindungen herstellen können. Das Interessanteste ist, dass heute viele dieser Objekte hauptsächlich bei Festen, Zeremonien und Ritualen verwendet werden. Wir wollen den Menschen zu Hause zeigen, dass es in der Vergangenheit anders war und dass die Objekte nicht nur zeremoniellen Zwecken dienten, sondern auch eine Lebensweise darstellten. Wenn Sie sich die Gegenstände ansehen, werden Sie auch sehen, dass die Materialien, aus denen sie hergestellt sind, von der Natur stammen. Es zeigt, dass die Natur für uns als Namibier schon immer etwas war, das uns inspiriert hat.

Jonathan Fine: Ich möchte etwas aufgreifen, das Golda und Hertha gerade gesagt haben, zu der Frage, ob es sich um Alltagsgegenstände handelt. Auf den ersten Blick ist es nicht immer einfach, die Kunst und die tiefe Bedeutung vieler dieser Artefakte zu sehen. Westliche Zuschauer sind es nicht gewohnt, sie als Kunst oder als kulturell bedeutsam zu betrachten. Das liegt daran, dass unsere Vorstellung von afrikanischer Kunst hauptsächlich vom Blick auf Masken und Skulpturen aus Westafrika geprägt wurde. Namibische Objekte passen also nicht in den europäischen Kanon der afrikanischen Kunst. Es ist entscheidend, diese eurozentrische Sichtweise in Frage zu stellen. Namibische Artefakte sind oft unglaublich schön, unglaublich bedeutungsvoll und unglaublich mächtig.

Betrachten Sie denn die Objekte als Kunstwerke?

Hertha Bukassa: Ich erinnere mich, dass Golda Jonathan einmal fragte, warum er sie immer wieder als Kunst bezeichnet. Weil sie für uns keine Kunst sind, sie sind unsere Lebensweise. Wenn wir eine Decke mit einem bestimmten Muster herstellen, ist es nicht nur eine dekorative Form, es gibt immer auch Bedeutungen dahinter. Alles, was wir tun oder produzieren, symbolisiert also für uns etwas, es hat eine Bedeutung. Wir sehen es nicht als Kunst an.

Golda Ha-Eiros: Aber andererseits können wir heute auch den künstlerischen Wert der Objekte sehen, ihn zu schätzen wissen und verstehen, dass er auch mit westlichen Standards mithalten kann. Das haben wir bei unserer Arbeit in diesem Projekt gelernt.

Sie haben verschiedene Dinge über die Situation in Namibia gesagt – einerseits scheint es eine kulturelle Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu geben, die mit Hilfe der Objekte geschlossen werden kann. Auf der anderen Seite gibt es eine Kontinuität, die man durch das Betrachten der Objekte besser verstehen kann. Was ist präsenter, die Lücke oder die Kontinuität?

Golda Ha-Eiros: Ich denke, es gibt eine Lücke, die geschlossen werden muss, damit wir heute mehr über unser Erbe erfahren können. Meine Großmutter hat zum Beispiel über so viele Dinge gesprochen. Je älter ich werde, desto mehr möchte ich wissen, worum es da ging. Aber die Person, die dieses Wissen hatte, existiert nicht mehr. Deshalb ist es für mich wichtig, die Lücke zu schließen. Ich muss verstehen, wofür die Objekte damals verwendet wurden, damit ich heute ein besseres Verständnis von ihnen erlange.

Hertha Bukassa: Für mich ist es beides. Wir haben viel von unserer Kultur behalten, aber wir haben auch viel verloren. Und die übrigen Teile haben sich durch die kulturelle Entwicklung und den Anbruch der Moderne in Aussehen und Material verändert. Durch alle Veränderungen hindurch ist es uns jedoch gelungen, die Bedeutung und Symbolik der Objekte zu erhalten. Natürlich wollen wir verstehen, was vorher da war, und es gibt dabei Lücken. Andererseits sehe ich den kulturellen Wandel als einen kontinuierlichen Prozess, so dass es für mich diese Lücke nicht im Vordergrund steht. Kultur ist nicht statisch, sie verändert sich mit der Zeit.

Jonathan Fine: Ich denke, es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Namibia genauso kompliziert ist wie andere Länder. So wie es in Deutschland Menschen mit russischem oder polnischem Hintergrund gibt, deren Familiengeschichten von der europäischen Geschichte betroffen waren und sind, so gibt es auch verschiedene Teile Namibias, die von der kolonialen Besetzung auf unterschiedliche Weise betroffen waren. In einigen Teilen des Landes konnten Traditionen kontinuierlich erhalten werden. In anderen Teilen sind die Dinge auseinandergerissen worden und müssen vielleicht heute wieder zusammengesetzt werden.

Das führt zur nächsten Frage: Was passiert mit den Objekten, wenn sie in Namibia sind? Wer wird mit ihnen in Kontakt treten, welche Art von Interaktionen wird es geben und sind bereits konkrete Projekte in Planung?

Golda Ha-Eiros: Der zweite Schritt des Projekts wurde durch zusätzliche Mittel der Gerda Henkel Stiftung ermöglicht. Die Finanzierung stellt die Mittel für zwei Workshops zum Capacity Building und vier Forschungsworkshops zur Verfügung. Die Forschungsworkshops werden Forscher, Historiker, die lokale Community, Kulturbeauftragte und Fachleute für das Kulturerbe zusammenbringen, so dass wir alle die ausgewählten Objekte im Nationalmuseum von Namibia betrachten können. Wir können mehr über sie erfahren und unser Wissen zusammenführen. Darüber hinaus stehen Mittel für zwei Master of Arts-Studenten zur Verfügung, die zwei Jahre lang an den Objekten forschen, ins Feld gehen, bei bestimmten Gruppen bleiben und mehr über die Objekte erfahren. Ziel des Projekts ist es, einen laufenden Prozess einzuleiten und die Mitarbeiter unserer Kulturinstitutionen in Namibia so auszustatten, dass sie die Objekte für kommende Generationen erhalten können. Schließlich hoffen wir, in Namibia ein Modemuseum zu etablieren, das von diesen Objekten inspiriert sein wird.

Es gibt also eine ganze Reihe von verschiedenen Gruppen, die mit den Objekten interagieren wollen?

Golda Ha-Eiros: Ja, es sind Leute von lokalen Universitäten, Modedesigner, Gemeindemitglieder und Beamte des Nationalmuseums von Namibia. Das Museum erhält auch Lagerschränke und Materialien wie Handschuhe, Masken und Kleider, die für die Handhabung der Objekte notwendig sind. Die Mitarbeiter werden in der Handhabung der Objekte geschult und ein Restaurator wird für einen Zeitraum von drei Jahren eingestellt werden, außerdem soll auch ein*e Kurator*in für das Modemuseum engagiert werden, das wir hoffentlich eröffnen werden. Darüber hinaus wird im Nationalmuseum Namibias eine neue Datenbank eingerichtet.

Wie sehen Sie die langfristige Zusammenarbeit zwischen westlichen Museen und Herkunftsgesellschaften? Was wäre der ideale Weg, um mit der Realität kolonialer Sammlungen umzugehen, damit Menschen, zum Beispiel in Namibia, mit ihnen arbeiten können, aber auch Menschen in Deutschland davon profitieren können, diese Sammlungen zu haben und zu bewahren?

Jonathan Fine: Ich denke, eine der ersten Ideen, die ethnographische oder ethnologische Museen belebten, war Neugierde, der Wunsch, andere Kulturen zu verstehen. Wenn diese Museen eine Zukunft haben sollen, muss es darum gehen, Wege zu finden, die Welt und ihre Menschen in all ihrer Komplexität zu verstehen – auf dem Fundament der Gleichheit. Das muss unsere Vision sein mit der wir voranschreiten. Ich benutze das Wort „Verstehen“ und nicht „Wissen“, denn während Wissen statisch erscheinen kann, ist Verstehen ein Prozess, in dem Zuhören und Reden eine entscheidende Rolle spielen. Ich sehe unsere Zukunft darin, neue Wege zu finden, sich gegenseitig und unsere jeweilige Geschichte zu verstehen und die breite Öffentlichkeit in diese Diskussionen einzubeziehen.

Golda Ha-Eiros: Das ist genau das, was ich als ideales Ergebnis dieses Projekts sehe: voneinander lernen, unsere Geschichten kennenlernen, sich zu verbinden, indem man versteht, was uns zusammenbringt und was uns trennt.

Was haben Sie während des dieses Projekts bisher voneinander gelernt?

Golda Ha-Eiros: Jonathan und Julia sind bewundernswerte Wissenschaftler und ich habe von ihnen viel über das Kuratieren gelernt. Julia arbeitet so hart und hat ihre Fakten immer korrekt und auf den Punkt gebracht. Jonathan öffnete mir die Augen, wie man das Kunstvolle in unserem kulturellen Handwerk sehen kann. Akademisch fordern mich Julia und Jonathan und unser Projekt stetig heraus, mehr zu tun und zu erreichen.

Hertha Bukassa: Jonathan und Julia bereichern uns jeden Tag und wir lernen so viele neue Dinge, die wir nie über unsere eigene Geschichte wussten.

Julia Binter: Wir bringen in dieses Projekt verschiedene Erkenntnisse aus Vergangenheit und Gegenwart ein und kombinieren sie. Das war für mich sehr inspirierend, denn ich habe Kolonialgeschichte studiert und kann viele historische Details darüber einbringen, was deutsche Kolonialagenten in Namibia getan haben; aber dieser Perspektive fehlt die namibische Erfahrung und Perspektive. Wenn wir das alles zusammenbringen, können wir etwas Neues schaffen. Das ist es, was ich an diesem Projekt liebe.

Jonathan Fine: Was mich jedes Mal erstaunt, wenn ich in unseren Projektraum im Ethnologischen Museum komme, ist die Tiefe des Wissens, das Golda und Hertha zu jedem Objekt und jeder Frage mitbringen. Solch ein Wissen kann ich auch nach so vielen Jahren des Studiums nie haben. Die beiden sehen Verbindungen, die ich nicht sehe. Und wenn Julia sagt, dass dieses Projekt verschiedene Arten von Wissen, Verständnis und Expertise zusammenbringt, ist das genau richtig. Gemeinsam wissen wir mehr, wir verstehen mehr. Das ist eines der stärksten Argumente für die gemeinsame Konzeption von Projekten, die über das Zusammenbringen weniger Experten für einige Wochen hinausgehen. Wir brauchen solche Projekte, bei denen wir monatelang und jahrelang zusammenarbeiten und Verbindungen schaffen, weil wir gemeinsam mehr wissen.

Dieses Interview erscheint parallel auf dem Wissenschaftsportal L.I.S.A. des Projektpartners Gerda Henkel Stiftung.

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