Künftig vereint: Umzug der modernen Papierkunst im Kupferstichkabinett
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Die Restauratorin Lina Wällstedt bereitet derzeit die Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst des Kupferstichkabinetts auf den Umzug in das entstehende „berlin modern“ am Kulturforum vor. Im Interview verrät sie, welche Herausforderungen es dabei zu meistern gilt.
Interview: Sven Stienen
Das neue Museum für moderne Kunst, das “berlin modern”, entsteht derzeit am Kulturforum. Neben der Nationalgalerie und der Kunstbibliothek wird dort auch das Kupferstichkabinett Teile seiner Sammlung zeigen. Wie sind die beiden Häuser miteinander verbunden?
Lina Wällstedt: Das Kupferstichkabinett wird zwei Räume im “berlin modern” mit Ausstellungen bespielen und seine Sammlung der modernen und zeitgenössischen Kunst wird auch Depoträume in dem neuen Haus bekommen. Der Sammlungsbereich des Kupferstichkabinetts wird dann im neuen Museum aufbewahrt und gezeigt.
Welche Umzugsvorbereitungen finden denn derzeit schon im Kupferstichkabinett statt?
Da es sich um ungefähr 20.000 Objekte handelt, die umziehen werden, bedarf es einer langen Vorbereitungszeit. Jedes Objekt wird museologisch erfasst und in die Museums-Datenbank aufgenommen, außerdem werden die Werke konservatorisch überprüft und der Zustand festgestellt. Dabei entscheiden wir dann, ob ein Werk umzugsfähig ist oder ob noch etwas getan werden muss, um einen sicheren Transport und künftige Lagerung zu gewährleisten. Für die Planung des Umzugs und der neuen Depoträume werden Format, Aufbewahrungsform und besondere Anforderungen der Kunstwerke an Lagerung und Verpackung erfasst.
Was bedeutet das konkret, was geschieht mit den Werken genau?
Wir arbeiten hauptsächlich präventiv, es gibt also nicht wirklich große Restaurierungsmaßnahmen an den einzelnen Werken. Wir leisten im Moment viel konzeptionelle Arbeit, was die Lagerung und Präsentation der Kunstwerke angeht. Bisher war es üblich, dass die Werke dieses Sammlungsbereichs lose in Mappen aufbewahrt wurden und für jede Ausstellung aus der Mappe herausgenommen, auf einen Untersatz aus Karton montiert und gerahmt und nach der Ausstellung die Montierung wieder gelöst und die Blätter zurück in die Mappen gelegt wurden. Das neue Konzept sieht vor, dass die Werke im Rahmen der Umzugsvorbereitungen – soweit möglich – gleich auf einen Karton oder in ein Passepartout montiert, oder ein schützendes Grafikbett gelegt werden. Die Karton-Unterlagen haben standardisierte Formate und müssen dann für Ausstellungen nur noch mit einem passenden Rahmen versehen werden. Das reduziert den Aufwand der Ausstellungsvorbereitungen, es macht aber auch Transporte einfacher und schützt die Werke während der Lagerung besser.
Was genau ist der konservatorische Vorteil dieser Art der Lagerung?
Für Pastellzeichnungen, Kohlezeichnungen oder andere Arbeiten mit empfindlicher Oberfläche ist es nicht optimal, wenn diese gemeinsam lose in einer Mappe gelagert werden. Dabei besteht die Gefahr, dass sich die Farbmedien abreiben, oder künstlerisch beabsichtigte dreidimensionale Elemente zu Schaden kommen. Daher ist es eine deutliche Verbesserung, mit einem Passepartout einen Abstand zwischen der Bildoberfläche und dem nächsten, darüber liegenden Werk zu schaffen. Wir haben die Passepartouts außerdem so konzipiert, dass man beim Rahmen individuell entscheiden kann, ob man das Passepartoutfenster in der Präsentation belassen will oder es durch Wegklappen quasi unsichtbar macht.
Wie kann man sich diese Standardisierung vorstellen? Kommen alle Arbeiten auf gleichformatige Kartonunterlagen?
Es gibt im Kupferstichkabinett schon lange verschiedene Standardformate für die Werke alter Meister. 2014 wurden dann im Rahmen eines KEK (Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts) Projekts Standardformate auch für größerformatige moderne und zeitgenössische Kunstwerke auf erarbeitet. Dadurch können wir die Formate den Werken anpassen und müssen z.B. nicht eine ganz kleine Zeichnung in einem viel zu großen Rahmen präsentieren. Das Neue ist eben, dass wir nun alle Werke dieses Sammlungsbereichs einmal auf die passenden Unterlagen bringen und dann nicht bei jeder Präsentation neu überlegen müssen, wie es am besten passt und außerdem die Werke sicher in ihren neuen Standort transportieren können.
Die Bauarbeiten für das “berlin modern” laufen bereits. Wurde das Team des Kupferstichkabinetts von vornherein in die Planungen einbezogen? Immerhin ist es ein großes Konvolut von Kunstwerken, das aus der Sammlung umzieht …
Wir sind bei vielen Planungssitzungen dabei und können unseren Input geben. Außerdem arbeiten wir eng mit den verschiedenen Fachplaner:innen zusammen, wie zum Beispiel den Depotfachplanern, um optimale Lagerungsbedingungen und auf die Kunstwerke zugeschnittene Möblierung zu planen. Andere wichtige Planungsbereiche sind Beleuchtung, Materialwahl, sowie die Ausstattung der Restaurierungsräume für Dokumentation, kunsttechnologische Untersuchungen, Ausstellungsvorbereitung und die restauratorische Bearbeitung von Kunstwerken.
Wie kann man sich den Umzug denn vorstellen, wenn irgendwann alles fertig ist? Die Häuser sind ja direkte Nachbarn am Kulturforum, werden die Kunstwerke dann einfach über die Piazzetta getragen?
Ganz so einfach ist es nicht. Wir werden natürlich mit einer professionellen Kunstspedition zusammenarbeiten. Kunstwerke auf Papier sind ganz besonders klimaempfindlich, sie müssen daher selbst für so eine kurze Strecke ordentlich verpackt und möglichst erschütterungsfrei transportiert werden.
Worauf freuen Sie sich persönlich besonders, wenn das neue Museum dann fertig und der Umzug geschafft ist?
Ich freue mich vor allem darüber, dass die vielen Kunstwerke, die jetzt in verschiedenen Magazinräumen über das ganze Kupferstichkabinett verteilt sind, endlich auch räumlich zusammenfinden werden. Wir haben im Kupferstichkabinett ein Platzproblem, weil die Sammlung natürlich mit den Jahren immer weiter anwächst, und mit den neuen Räumlichkeiten haben wir mehr Platz und Raum, um die Werke optimal und in sinnvoller Ordnung zu lagern.
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