Lieblingsstücke des Generaldirektors: Die Verkündigung an Maria

Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und Direktor der Gemäldegalerie, stellt hier seine eigenen Lieblingsstücke aus der Gemäldegalerie vor. Dazu gehört Piero del Pollaiuolo`s „Die Verkündigung an Maria“.
Hier sehen wir den wohl großartigsten Innenraum in der Malerei der italienischen Frührenaissance, der an Herrlichkeit und zentralperspektivischer Konstruktion kaum zu überbieten ist. Vor diesem zweigeteilten Raum eines Piano nobile einer vornehmen Villa in den Hügeln nördlich von Florenz ist eine Verkündigung inszeniert, deren Zuschauer wir sind. Maria und der Engel erscheinen in festlichem Glanz und prächtigen, mit goldgefassten Perlen und Edelsteinen besetzten Kleidern.
Marmor in mannigfaltigen Rot-, Gelb- und Brauntönen ziert den Boden und die mit Pilastern und Kapitellen gegliederten Wände, darüber eine nicht weniger prächtige Kassettendecke. Rechts schmückt eine kostbare Ledertapete mit Grotesken die Rückwand in Marias Schlafgemach, links wird unser Blick von einer enormen Tiefenperspektive regelrecht durch den Saal und das offene Arkadenfenster in die Ferne gezogen, in die Weite des Arnotals bei Florenz mit den sanften Hügeln, wo am dunstig blauen Horizont in etwa der Fluchtpunkt des Bildes liegt.
Das von der Stadtmauer umgebene Florenz mit der berühmten Domkuppel von Filippo Brunelleschi (1377–1446) und der Palazzo Vecchio, damals Sitz des Stadtparlaments, am Piazza della Signoria sind deutlich erkennbar. Bei aller geometrischen Strenge, die vom eigentlichen Bildthema ablenken mag, zeigt Pollaioulo sein malerisches Können in feiner Zeichnung und Detailgenauigkeit. Mit seinem älteren Bruder Antonio teilte er zeitweise eine der bedeutendsten Florentiner Werkstätten der Renaissance, wo dieser als Bildhauer und Goldschmied tätig war.
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