Lieblingsstücke des Generaldirektors: Leda mit dem Schwan
Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und Direktor der Gemäldegalerie, stellt hier seine eigenen Lieblingsstücke aus der Gemäldegalerie vor. Dazu gehört Correggio`s „Leda mit dem Schwan“.
Als Zeitgenosse von Leonardo, Michelangelo, Raffael und Tizian, steht Correggio heute eher in deren Schatten, obwohl er kompositorische und malerische Aufgaben löste, die weit über seine Zeit hinausreichten, kühner, moderner und innovativer waren und großen Einfluss auf die spätere Barockmalerei bis ins 18. Jahrhundert ausübten. Wie sehr sich danach der Zeitgeschmack von Correggio abwandte, dokumentiert nicht zuletzt das Berliner Bild: Im 18. Jahrhundert zerschnitten, wurde es mehrfach restauriert und 1835 in der heute sichtbaren Form rekonstruiert.
Dabei wurde der verlorene Kopf Ledas in veränderter Form neu gemalt und insbesondere wurden die Momente sexueller Lust und sinnlichen Zuschauens reduziert. Gezeigt wird die Verführung der mythologischen Königstochter Leda durch einen Schwan, in den sich Zeus verwandelt hat, um ihrer durch Täuschung habhaft zu werden. Das Bild war ursprünglich in einen erotischen Zyklus integriert, den Correggio im Auftrag des Herzogs von Mantua, Federico II. Gonzaga, in den 1530er Jahren ausführte und der Zeus‘ sexuelle Erfolge in verwandelter Gestalt thematisierte. Im Zentrum des Bildes genießt Leda die Liebkosungen des Schwans.
Gleißendes Sonnenlicht durchdringt die gesamte Komposition, ja selbst die Schattenpartien scheinen noch zu erstrahlen. Mit zarter Bewegtheit der Linie und verschwommenen Umrissen, die an Leonardos berühmtes Sfumato erinnern, und einem einzigartigen Kolorit gelingt Correggio eine sinnlich leidenschaftliche Atmosphäre und eine ungeahnte Körperlichkeit, wie sie keiner seiner Zeitgenossen zuvor wiedergeben konnte.
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