Lieblingsstücke:

Lieblingsstücke des Generaldirektors: Pieter de Hooch`s „Die Mutter“

Pieter de Hooch: Die Mutter, um 1661/63 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie
Pieter de Hooch: Die Mutter, um 1661/63 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie

Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und Direktor der Gemäldegalerie, stellt hier seine eigenen Lieblingsstücke aus der Gemäldegalerie vor. Dazu gehört Pieter de Hooch`s „Die Mutter“.

Die intensive Raumwirkung mit dem Blick in zwei oder mehr zusammenhängende Räume bei sorgfältiger Behandlung der Perspektive ist charakteristisch für Pieter de Hoochs Interieurbilder, die deutlich von seiner Auseinandersetzung mit der Delfter Malerei geprägt sind, wo er in den 1650er Jahren überwiegend lebte. Dieses Gemälde ist wohl kurz nach seiner Übersiedlung nach Amsterdam entstanden. Es strahlt tiefe Ruhe, Geborgenheit und strukturelle Ordnung aus: Eine Mutter schließt ihr Mieder, das sie zum Stillen des Babys geöffnet hat, das neben ihr in der Wiege liegt und dem sie liebevoll zulächelt.

Detail: Die Mutter schließt ihr Mieder © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie
Detail: Die Mutter schließt ihr Mieder © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie

Ein Hund hält in seiner Bewegung inne, wendet seinen Kopf und verbindet so die Mutterszene kompositorisch geschickt mit einem kleinen Mädchen, das diese Bewegung wieder aufnimmt und einer offenen Tür mit hell hereinströmendem Tageslicht zustrebt. Das durch Tür und Fenster eindringende warme Sonnenlicht akzentuiert die Eigenfarbigkeit der Gegenstände, taucht den Innenraum in unterschiedliche Licht- und Schattenzonen und gibt dem Bild eine natürliche Lebendigkeit.

Detail: Die Lichtkomposition © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie
Detail: Die Lichtkomposition © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie

Neben der Lichtkomposition sind es vor allem die Lokalfarben, die de Hooch seiner Komposition virtuos dienstbar macht. So markieren die klaren roten Farben von Mieder, Wiegendecke des Babys und einem Cape neben dem Alkovenbett eine imaginäre Diagonale, die auch Licht und Schatten teilt. Die sorgfältige Ausarbeitung der häuslichen Umgebung ist neuartig und ein wesentliches Merkmal für de Hoochs Kompositionen. Bei ihm erreicht die empfindsame Behandlung des natürlichen Lichts ihren künstlerischen Höhepunkt. Vergleichbares ist nur noch von seinem Malerkollegen Jan Vermeer bekannt.

Pieter de Hooch: Die Mutter, um 1661/63 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie
Pieter de Hooch: Die Mutter, um 1661/63 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie

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