Prozessionsstraße im Pergamonmuseum: Neuer Glanz für antike Glasuren
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Das Pergamonmuseum ist zur Zeit geschlossen, aber in der
Prozessionsstraße arbeiten die Restaurator*innen weiter an den
Babylonischen Reliefziegeln. Im Rahmen der Grundsanierung des Museums
werden notdürftig ausgeführte Reparaturen von Kriegsschäden korrigiert.
Text: Sonja Radujkovic
Zwei Bomben hatten das Glasdach des Pergamonmuseums durchschlagen und waren bei der Prozessionsstraße und dem Ischtar-Tor gelandet. So steht es in der Schadensmeldung vom 26.11.1943 über einen Luftangriff auf Berlin. Die erste der beiden Stabbomben brannte nicht ab, doch die zweite brach eine Zinnenecke des linken Turmes ab und ging in Flammen auf. Sie wurde mit Sand und Wasser gelöscht. Die Reparaturarbeiten an den geschädigten Objekten erfolgten ab 1945. In der Bestandsaufnahme des damaligen Direktors, Walter Andrae, ist von Trümmerschutt und Wassereinbrüchen durch fehlende Dächer und Fenster die Rede.
Die Prozessionsstraße war für mehrere Jahre der Witterung ausgesetzt. Demzufolge waren die Objekte wieder mit Schadsalzen belastet, obwohl sie erst 1928 aufwendig entsalzt worden waren. Das Regenwasser löste damals sogar den schwerlöslichen Gips des Setzmörtels und in der Folge bildete sich auf den Glasuroberflächen eine großflächige Gipskruste. Bis heute sind Salze aktiv und greifen die Festigkeit der Glasuren an. Außerdem war es durch den Bombeneinschlag zu zahlreichen Ziegelausbrüchen und Zerstörungen gekommen, es fehlten zum Teil ganze Löwenköpfe. Bei der Nachkriegsrestaurierung wurde weder auf die Modellierung und Farbigkeit der Ergänzungsmörtel noch auf das Fugenbild geachtet, denn es gab nur wenig Zeit für die Instandsetzung und Restaurierung. 1951 konnten die Großarchitekturen aus Babylon wieder besichtigt werden.
Wie es mit der Restaurierung der
Prozessionsstraße weiter ging, ist erst seit Ende der 1970er Jahre
bekannt. Die wichtigsten konservatorischen Maßnahmen, nämlich die
Glasursicherung, wurden regelmäßig durchgeführt. Doch
darüberhinausgehende Arbeiten waren aufgrund mangelnder Kapazitäten
nicht möglich. Etwa alle zehn Jahre waren die Restaurator*innen des
Vorderasiatischen Museums für drei Monate mit der Staubentfernung und
Sicherung von Glasurfragmenten, die abzufallen drohten, beschäftigt.
Leuchtende Farben unterm Schmutz
Die
Löwen haben geduldig gewartet. Die freiberuflichen Restaurator*innen
Dunja Rütt und Annette Schulz und ihr Team arbeiten nun an ihrer
Restaurierung. Das Ziel ist die Rückführung auf den Zustand von 1930,
wie ihn Walter Andrae verfügt hat. Die originalen Glasuroberflächen
sollen deutlich erkennbar bleiben und von modernen Ergänzungen
abgegrenzt werden. Glasurfehlstellen werden nicht ergänzt, sondern auf
das Niveau und die Farbe des darunterliegenden Scherbens gebracht.
Die
Entfernung von Gipskrusten und Herstellung des ursprünglichen
Fugenbildes soll zur weiteren Annäherung an das ursprüngliche Gesamtbild
führen. Die Salzbelastung wird leider bleiben müssen, eine Reduzierung
wie 1928 ist nicht mehr möglich, da die Fragmente inzwischen fest in
Mörtel versetzt sind. Ein stabiles Raumklima bleibt zwingend notwendig,
denn nur dadurch kann die Salzaktivität verhindert werden.
Es
bereitet große Freude, die alten Schmutzschichten zu entfernen, um
darunter die leuchtenden Farben neu zu entdecken. Die Glasuren werden
vermutlich das erste Mal nach 90 Jahren feucht gereinigt. Wer weiß, wann
die nächste Feuchtreinigung durchgeführt wird. Sie sollte jedenfalls
nicht allzu oft angewendet werden, da Wasser und andere Lösungsmittel
den alten instabilen Glasuren schaden. Ein Grund bald ins Museum zu
gehen und die alte, wie neue Schönheit zu genießen.
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