Am 9. Juli 2021 wird in Berlin eine ganz besondere U-Bahnstation eröffnet: Der Halt „Museumsinsel“
Text: Elena Then
Sie verliert an Geschwindigkeit, wenn die U5 durch den neuen, noch leeren Bahnhof rollt. Unter einer gewölbten Bahnhofsdecke in dunkelblau mit 6 662 Lichtpunkten führt die Fahrt zwischen Rotem Rathaus und Unter den Linden. Ab dem 9. Juli kann man hier endlich aussteigen, dann nämlich eröffnet eine neue Haltestelle, die kunst- und kulturbegeisterte Besucher*innen direkt zur gleichnamigen Museumsinsel bringt.
Für die Gestaltung des U-Bahnhofs Museumsinsel ist das Büro des Schweizer Architekten Max Dudler verantwortlich, das sich dafür vom wohl bekannteste Bühnenbild der Welt inspirieren ließ: Karl Friedrich Schinkels „Sternenhalle der Königin der Nacht“ von 1815, der Prospekt zur zweiten Szene des ersten Akts der „Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart (Musik) und Emanuel Schikaneder (Libretto). Das Kupferstichkabinett, wo sich Schinkels Arbeit heute befindet, liegt nicht an der Museumsinsel, sondern ist am Berliner Kulturforum angesiedelt. Wäre also nicht eigentlich ein Motiv aus den angrenzenden Museen naheliegender gewesen?
Anna Pfäfflin, Kuratorin für die Kunst des 19. Jahrhunderts und Schinkel-Expertin, die das Vorbild in der Sammlung des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin verwahrt, erklärt: „Stimmt, das könnte man sich zunächst fragen. Aber die „Sternenhalle der Königin der Nacht“ passt aus mindestens drei Gründen perfekt an diesen Ort: Erstens ist Schinkels Bühnenbild ein Werk radikalster Abstraktion: Natur und Architektur, Kosmos und Sternenhalle bilden hier einen Dualismus, wo, frei nach Friedrich Schiller, das Individuelle ausgelöscht und zur Gattung gesteigert wird. Letztlich heißt das: Gutes Design ist zeitlos. Schinkel hat das Bild zu Beginn des 19. Jahrhunderts entworfen und wir empfinden es heute immer noch als modern. Ein solch abstraktes Architekturideal lässt sich ausgezeichnet als reale Architektur nachbilden. Bei einem Historiengemälde wäre das vermutlich um einiges schwieriger. Zweitens passt so ein Schinkel-Zitat ganz hervorragend in die Mitte Berlins, in die Nähe der Bauakademie, einer anderen Ikone von Karl Friedrich Schinkel. In diesem Bau hatte die Sammlung des ursprünglichen Schinkel-Museums, die sich heute im Kupferstichkabinett befindet, ihren Ursprung. Und drittens haben wir es hier wirklich mit einem Highlight-Werk aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu tun, quasi mit der „Mona Lisa“ des Kupferstichkabinetts.“
Identitätsstiftender Faktor für Berlin
Die Staatlichen Museen finden es großartig, dass eines ihrer Highlights zum Vorbild der bald hochfrequentierten und zentralen U-Bahnhaltestelle diente. „Das ist toll,“ sagt Pfäfflin, „die Staatlichen Museen sind aufs Engste mit Berlin verwoben. Das Geflecht der Museen durchzieht die ganze Stadt. Die Bestände sind so reich, dass man jeden Tag etwas Neues, bisher Ungesehenes entdecken kann. Wenn die U-Bahn-Station im Zentrum der Stadt darauf Lust macht und Neugierde weckt, dann kommen wir unserem Ziel, möglichst viele Menschen für Kunst zu begeistern, jeden Tag ein Stück näher. Ich habe mich total darüber gefreut, dass diese Theaterdekoration jetzt am U-Bahnhof Museumsinsel ihren großen Auftritt erhält. Das erste Mal, als ich – noch vor der Einweihung – durch die Station gefahren bin, war ich praktisch genauso Publikum wie alle anderen Fahrgäste auch. Und in Zukunft werde ich mich freuen, wenn ich wieder durchfahre oder hier aussteige. So wie man sich auch immer wieder gern die Zauberflöte mit den Bühnenbildern nach Karl Friedrich Schinkel in der Oper ansieht. Ich denke, das kann ein ganz erheblicher identitätsstiftender Faktor für Berlin sein.“
Passagier*innen können den U-Bahn-Sternenhimmel aktuell nur aus dem fahrenden Zug heraus bewundern, Schinkels Sternenhalle wartet derweil am Kulturforum auf sie – ohne U-Bahnhof, aber mit Bushaltestellen unter freiem Himmel.
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