Was macht eigentlich: Ohiniko M. Toffa, Provenienzforscher im Zentralarchiv
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Ohiniko Mawussé Toffa ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralarchiv der Staatlichen Museen. Er forscht er dort u.a. zur deutschen Kolonialgeschichte in Togo und zur Dekolonisierung des Wissens.
Woran arbeiten Sie gerade?
Als Provenienzforscher forsche ich derzeit über den deutschen Sammler Dr. Ludwig Wolf, der sich im kolonialen Kontext Gegenstände aus dem heutigen Togo aneignete und diese nach Deutschland brachte. Insbesondere beschäftige ich mich mit einem Vorfall, der 1889 während eines deutschen Feldzuges geschah. Während dieses Feldzuges wurde der König „Tschampa“ von „Pallave“ von Ludwig Wolf durch eine Kugel getötet. Man enthauptete den toten König und sendete seinen Schädel, zusammen mit denen zwei weiterer Kollaborateure nach den üblichen Vorbereitungsmaßnahmen an Dr. Rudolf Virchow in Berlin. Außerdem wurden 1889 insgesamt 16 Gegenstände aus der Stadt „Kebu“, eigentlich Akebu in der Region Plateaux, erbeutet und 1890 über das Reichskolonialamt an das Königliche Völkerkundemuseum in Berlin überwiesen. Die sogenannte „Mütze des Räuber-Häuptlings Tschampa von Pallawe“ ist für die Akebu-Bewohner ein Statussymbol.
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Ich habe erst im Januar 2024 bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz angefangen. Mein Büro ist in Dahlem, dort verbringe ich die meiste Arbeitszeit. Ab und zu treffe ich andere Forschende im Humboldt Forum. Wenn ich keine Termine habe, arbeite ich an meinen eigenen Forschungsfragen. Wir habe viele Meetings im Haus, die für mich Priorität haben.
Ich mag es, morgens zur Arbeit zu kommen und nachmittags oder abends nach Hause zu gehen. Also ein ganz normaler Alltag, sehr routiniert.
Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Mich interessieren die unterschiedlichen Geschichten, die man in oder an einem einzigen „Objekt“ ausarbeiten kann und weitererzählen darf. Vor allem interessieren mich die Kulturgeschichten der Kolonisierten, die Kolonialgeschichte, auch wenn sie sehr brutal und manchmal schwierig auszuhalten sind. Manchmal geht es für mich um Kulturen, die ich aus meiner Kindheit kenne, und die ich hier weiter erforschen kann.
Und was am wenigsten?
Die Geschichte. Die Brutalität der Kolonialpolitik, den Rassismus. Im Kolonialarchiv erlebt man hautnah die Gewalt des Rassismus. Dass es noch heute Menschen gibt, die andere Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe hassen, erschüttert mich sehr. Die Genese des heutigen Rassismus so hautnah zu erleben, ist manchmal schwierig. Das wunderbare Team, mit dem ich hier in Dahlem zusammenarbeite, hilft mir, diese schwierigen Geschichten zu verarbeiten und mit ihnen umzugehen.
Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Ich möchte nicht nachts allein im Museum sein. Um ehrlich zu sein, komme ich aus einer Kultur oder aus einer Gesellschaftsschicht in Togo, wo das Museum keine große Rolle spielt. Das Konzept des Museums ist mit der kolonialen Modernität nach Afrika gekommen. Menschen in den ehemaligen Kolonien wie Togo, zu denen ich mich auch zähle, spricht das Museum nicht an. Im vorkolonialen Afrika gab es auch andere Wissensformen, die dazu dienten, Geschichten zu tradieren. Das Museum ist für uns noch erklärungsbedürftig, wir brauchen dafür eine Pädagogik. Bis dahin versuche ich es in meiner Arbeit mit mir selbst: Ich erkläre mir das Museum.
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