Geschichten der Ältesten: Museumskooperation zwischen Berlin und Namibia
Lesezeit 3 Minuten
Ausgewählte Objekte aus der Sammlung des Ethnologischen Museums reisten im Mai nach Namibia. Die Direktorin des National Museum of Namibia, Esther Moombolah/Gôagoses, erklärt im Gespräch, was nun mit den Objekten geschehen wird.
Interview: Sven Stienen
Historische Alltagsgestände, Schmuck, Werkzeuge und Mode: 23 Objekte aus der Sammlung des Ethnologischen Museums wurden von einer namibischen Expertengruppe aufgrund ihrer besonderen historischen, kulturellen und ästhetischen Bedeutung ausgewählt und reisten Ende Mai nach Namibia. Im Rahmen des von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Kooperationsprojektes „Confronting Colonial Pasts, Envisioning Creative Futures“ mit der Museums Association of Namibia (MAN) sollen diese Leihgaben in ihrer Herkunftsgesellschaft erforscht werden. Im Rahmen der Pressekonferenz in Berlin Dahlem trafen wir die Direktorin des National Museum of Namibia, Esther Moombolah/Gôagoses, zum Gespräch.
Im Jahr 2019 besuchten Wissenschaftler:innen aus Namibia das Ethnologische Museum und begutachteten die Sammlung von Objekten aus Namibia. Was haben sie von ihrer Reise mitgebracht?
Esther Moombolah/Gôagoses: Sie haben sich die Sammlung angesehen und viele Objekte entdeckt, die es in unseren eigenen Sammlungen in Namibia nicht mehr gibt. Wir wollen diese Objekte nach Hause bringen, um unsere Ältesten einzubeziehen, die mit diesen kulturellen Objekten in Verbindung treten und ihre Geschichten erzählen können. Diese Objekte erzählen selbst eine Geschichte und wir wollen von unseren Ältesten lernen, denn sie kennen noch den ursprünglichen Kontext der Objekte, wie sie hergestellt und verwendet wurden.
Jetzt werden 23 der Objekte nach Namibia zurückkehren. Was wird mit ihnen geschehen, wenn sie dort angekommen sind?
Zunächst werden wir die Öffentlichkeit, insbesondere die Ältesten, einladen, sich mit den Objekten zu beschäftigen. In den deutschen Museen werden die Informationen zu diesen Objekten falsch interpretiert. Unter den Objekten befindet sich zum Beispiel eine Puppe, die der Tochter eines Missionars geschenkt wurde. Sie wird hauptsächlich als Kinderpuppe gesehen, aber sie hatte eine bestimmte Funktion in unserer Kultur und wir wollen sie erforschen und die Geschichte des Objekts erzählen. Wir werden uns anhören, was die Ältesten zu sagen haben und ihre Geschichten in einer kommenden Ausstellung erzählen.
In Bezug auf die koloniale Vergangenheit Deutschlands in Namibia gibt es viel aufzuarbeiten. Glauben Sie, dass die gegenwärtige Kooperation, mit gegenseitigen Besuchen, dem Lernen und dem Austausch von Wissen und Objekten zwischen Namibia und Deutschland der richtige Ansatz ist, um diese Probleme anzugehen?
Ich denke schon. Alles muss irgendwo beginnen, und diese Meta-Kooperation zwischen dem Ethnologischen Museum und dem Museumsverband von Namibia ist der richtige Weg. Aber es ist erst der Anfang einer langen Reise …
Wohin wird diese Reise führen – welches Ergebnis würden Sie sich in fünf Jahren wünschen und was können deutsche Museen dazu beitragen?
Wir hätten uns nie träumen lassen, dass diese aus ihrem Kontext gerissenen Objekte eines Tages nach Namibia zurückkehren würden. Das erste, was wir jetzt brauchen, ist Hilfe bei der Schaffung von Räumen für die Objekte. Außerdem müssen unsere Mitarbeiter:innen im Umgang mit den Gegenständen geschult werden, um sie sicher und in gutem Zustand zu verwahren. Denken Sie daran, dass diese Gegenstände mehr als ein Jahrhundert hier in Berlin verbracht haben – sie wurden mit verschiedenen Substanzen behandelt, sie waren unterschiedlichen klimatischen Bedingungen ausgesetzt, sie sind also nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustand und man kann sie nicht einfach in ihre alte Umgebung zurückbringen.
Das heißt, der Schwerpunkt sollte jetzt im Wesentlichen auf dem Capacity-Building in Namibia liegen?
Ja, wir brauchen die Ausbildung und die Mittel, um die Objekte sicher zu verwahren und sie für künftige Generationen an dem Ort zu erhalten, an den sie gehören – das ist im Moment das Wichtigste.
In einem Kooperationsprojekt mit Wissenschaftler*innen aus Namibia wird derzeit ein Teil der Sammlung des Ethnologischen Museums neu beforscht. Im Interview… weiterlesen
Jonathan Fine und Julia Binter arbeiten mit namibischen Partner*innen zusammen, um die Sammlung des Ethnologischen Museums besser zu verstehen und… weiterlesen
Unsere Webseite verwendet Cookies. Diese haben zwei Funktionen: Zum einen sind sie erforderlich für die grundlegende Funktionalität unserer Website. Zum anderen können wir mit Hilfe der Cookies unsere Inhalte für Sie immer weiter verbessern. Hierzu werden pseudonymisierte Daten von Website-Besuchern gesammelt und ausgewertet. Das Einverständnis in die Verwendung der Cookies können Sie jederzeit widerrufen. Weitere Informationen zu Cookies auf dieser Website finden Sie in unserer Datenschutzerklärung und zu uns im Impressum.
Funktional Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.
Kommentare