Gut Behütet in die Ehe

Nicht nur Könige und Königinnen haben Kronen – auch ganz gewöhnliche Frauen trugen im Europa des 19. Jahrhunderts extravaganten Kopfschmuck. Die Rede ist von Brautkronen, die bei Hochzeiten in ländlichen Regionen getragen wurden. Wir haben einige der schönsten Exemplare sowie weitere Kopfbedeckungen herausgesucht, die derzeit in der Ausstellung „Hochzeitsträume“ im MEK gezeigt werden.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
Diese Braukrone stammt aus Ungarn und wurde wohl um 1900 getragen. Blumen aus weißer Seide, blaue und rosa Kunstblumen, Leuchtkugeln und Stanniol wurden hierfür kunstvoll kombiniert.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
In Sankt Georgen im Schwarzwald trug man besonders opulente Brautkronen. Die sogenannten „Schäppel“ konnten bis zu vier Kilo wiegen und waren über und über mit Flimmer, Spiegelblättchen und Glaskugeln dekoriert. Einige Frauen hatten sich auf die Fertigung solcher Kopfbedeckungen spezialisiert. Je wohlhabender die Familie der Braut, desto größer war für gewöhnlich der Schäppel. Wer sich keinen eigenen leisten konnte, lieh sich eine Brautkrone aus – oder musste ohne vor den Altar treten.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
Viele Bräute trugen um 1900 trugen einen Myrtenkranz über ihrem Schleier. Die immergrüne Myrte stand symbolisch dafür, dass auch die Liebe zwischen dem Brautpaar von Dauer sein sollte. Emma Schier, eine Näherin aus Berlin Moabit, trug diesen Kranz samt Schleier als Braut. Ihr Hochzeitskleid aus Seidentaft hatte sie sich selbst geschneidert. Bis zu ihrem Tod bewahrte sie diese Erinnerungsstücke auf.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
Nicht nur Bräute, auch Bräutigame gingen gut behütet in die Ehe. Dieser Hut mit einer sogenannten „Bräutigamslust“ aus bunten Glasperlen und Flimmer gehörte in der Schwalm in Hessen zur Ausstattung des Bräutigams – zumindest bei denjenigen, die eine Tracht besaßen und darin heirateten. Ein so schönes Exemplar wie das hier gezeigte konnten sich in den ländlichen Gegenden jedoch nur die wenigsten leisten.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
Diese mit kleinen Glasperlen verzierten Brautkronen wurden „Krandln“ genannt. Bräute trugen sie im 19. Jahrhundert in Oberbayern.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
In etlichen Gegenden Deutschlands waren bis zum 19. Jahrhundert so genannte Totenkronen üblich: Junge Frauen, die unverheiratet starben, bekamen eine solche Totenkrone zu ihrer Beerdigung. Im Anschluss verblieb diese zur Erinnerung an die Tote in der Kirche.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
Diese sogenannte Hornhaube, auf samisch „ládjogahir“ stammt aus Nordnorwegen. Dort diente sie einer samischen Frau als Kopfbedeckung bei der Hochzeit. Der Begriff „Hornmütze“ geht auf die Versteifung aus Holz, Leder oder Filz zurück, die im oberen Teil eingenäht wurde und der Haube ihre Form gibt.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
Aus der tatarischen Stadt Bachtschissarai auf der Krim stammt dieser Fes. Solche Kopfbedeckungen aus Samt mit Goldstickerei wurden im 19. Jahrhundert bei den muslimischen Krimtataren von Bräuten getragen.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
Diese Brauthaube aus der Stadt Piešťany in der West-Slowakei ist aus feinem Leinen und Seide und mit Platt- und Lochstickerei verziert. Der Ausspruch „unter die Haube kommen“ geht übrigens darauf zurück, dass es für verheiratete Frauen in Europa bis ins 18. Jahrhundert hinein nicht üblich war, ihr Haar offen zu tragen: Sie waren also von der Eheschließung an „unter der Haube“.

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
Brautkronen können auch zarte Gebilde sein, wie dieses Krönchen aus Oberbayern. Obgleich die Kopfbedeckungen kostbar aussehen, bestehen sie meist aus wenig wertvollen Materialien wie Flimmer und bunten Perlen, nicht jedoch aus echtem Gold. In einigen Gegenden in Deutschland trugen Frauen sie nicht nur an ihrer Hochzeit, sondern bis zu diesem Tag generell zum Kirchgang.
Diese und weitere Kopfbedeckungen sowie andere Objekte rund ums Heiraten sind noch bis zum 28. Juli 2019 in der Ausstellung „Hochzeitsträume“ im Museum Europäischer Kulturen zu sehen.
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