Museum Europäischer Kulturen:

„Süßes oder Saures“ – Die Geschichte des Halloween

Kürbislaternen zu Halloween. Foto: Anna Mosig

Am Abend des 31. Oktober feiern überall auf der Welt Menschen Halloween. Doch wo liegen die Ursprünge dieses Gruselfestes der Hexen, Vampire und Werwölfe? Die Museumspädagogin Andrea Ferchland vom Museum Europäischer Kulturen weiß mehr darüber.

Am Abend des 31. Oktober, dem Abend vor dem katholischen Allerheiligen, ist es wieder soweit: Viele Menschen feiern im Gruseloutfit als Hexen, Wehrwölfe, Vampire, Geister und jede Art von Monster. Verkleidete Kinder mit Hüten und Geistermasken ziehen durch die Straßen, um Süßes einzufordern oder Streiche zu spielen. Es ist Halloween.

Halloween ist ein neuer alter Brauch, dessen Name auf die christliche Bezeichnung „all hallows eve“, dem „Abend vor Allerheiligen“, verkürzt „halloween“, zurückzuführen ist. Seine Ursprünge sind älter. Verbunden wird er mit dem Neujahrs- und Totenfest der Kelten und später der Iren am Vorabend ihres Winteranfangs, den sie am 31. Oktober feierten. Sie glaubten, dass die Menschen in diesen Stunden Zugang zur Welt der Geister finden oder die Seelen der Verstorbenen zurückkehren könnten. Deshalb versuchte man, sie mit Feuer und gruseligen Masken zu vertreiben. Die Iren höhlten Rüben aus und versahen sie mit einer Kerze.

Kürbislaternen zu Halloween. Foto: Anna Mosig
Kürbislaternen zu Halloween. Foto: Anna Mosig

Jack, der den Teufel überlistete
Eng verbunden mit diesem Ritus ist die Sage von Jack O’Lantern, dem Jack mit der Laterne: Am Abend vor Allerheiligen saß Jack, ein geiziger Hufschmied und Trunkenbold, in der Kneipe. Da erschien der Teufel und wollte ihn holen. Jack erschrak und bot ihm seine Seele an für einen letzten „Drink“. Der Teufel stimmte zu und verwandelte sich in eine Münze, mit der Jack bezahlen sollte. Jack aber steckte die Münze schnell in seinen Geldbeutel, in dem sich auch ein silbernes Kreuz befand. So hielt er den Teufel gefangen. Der Teufel versprach Jack, ihn für ein Jahr in Ruhe zu lassen, wenn er ihn freiließe. Nachdem das Jahr vergangen war, konnte Jack den Teufel wieder überlisten. Er versprach nun, Jacks Seele für alle Zeiten in Ruhe zu lassen.

Als Jack später starb, kam er nicht in den Himmel, weil er sein Leben lang geizig und hinterlistig gewesen war. Auch in die Hölle konnte er wegen des Ehrenwortes vom Teufel nicht. Der Jammer war groß – wo sollte Jack hin? Der Weg durch die ewige Dunkelheit war finster, einsam und kalt. Der Teufel schenkte Jack eine glühende Kohle, die niemals erlosch. Jack steckte sie in eine ausgehöhlte Rübe. Seit dieser Zeit wandert der unglückselige Jack O’ Lantern symbolisch für alle ruhelosen Seelen mit seiner Rübenlaterne durch die Finsternis.

Vorstellung einer verkehrten Welt
Als im Laufe des 19. Jahrhunderts fast zwei Millionen Iren auf Grund von Hungersnöten in die USA und nach Kanada auswanderten, nahmen sie diesen Brauch mit, der sich dort auf Grund seiner Attraktivität zu einem regelrechten Volksfest entwickelte. Im Laufe der Zeit wurde jedoch statt der Rübe der leichter zu bearbeitende Kürbis mit seinen totenkopfähnlichen Fratzen zum Symbol für Halloween.

Der Beschäftigung mit dem Tod wird an Halloween auf eigene Art und Weise Raum gegeben. (Abb.3) Dabei spielt auch die Vorstellung einer verkehrten Welt wie im Karneval eine Rolle. Besonders deutlich wird das dadurch, dass Kinder unter Androhung von Streichen Erwachsene einschüchtern, wenn sie ihnen nicht gehorchen. Heischebräuche der Kinder gibt in den USA erst seit den 1930er Jahren. Sie gehörten vormals zum Erntedankfest „Thanksgiving“. Bräuche dieser Art sind fast überall auf der Welt zu finden und werden heute besonders von Kindern begeistert begangen. So war es auch kein Problem für viele Kulturen, wie in Europa oder Japan, Halloween ihren Lebenswelten anzupassen.

Partygäste in typischer Halloween-Verkleidung. Foto: B. Wilheim, Kiez und Kneipe
Partygäste in typischer Halloween-Verkleidung. Foto: B. Wilheim, Kiez und Kneipe

Heidnische Riten und kapitalistische Vermarktung
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist der Brauch durch die Soldaten der US-Armee zurück nach Europa gekommen. Erst im engen Kreise der Pubs gefeiert, findet Halloween seit circa 15 Jahren eine immer größer werdende Anhängerschaft. Die Meinungen dazu prallen innerhalb der Kirche, der Wissenschaft und der Wirtschaft heftig aufeinander. Dabei ist von obskurer Monster- und Gruselveranstaltung, Medienspektakel, fragwürdiger Tradition, Dämonisierung und dem Wiederaufleben „heidnischer“ Riten ebenso die Rede wie von Kinderfest, Karneval, dem Füllen eines kulturellen Vakuums, von Kommerz und Amerikanisierung.

Besonders gefördert wird Halloween von der Wirtschaft, die es zunehmend zur Vermarktung ihrer Produkte nutzt. Diese Entwicklung wird oft kritisiert, doch wird der Brauch, derart überfrachtet durch triviale Kommerzialisierung, gleichzeitig auch immer präsenter und allgemein akzeptiert. Dazu gehört, dass bei der Ausübung niemand ausgegrenzt wird: Muslime, Christen und konfessionslose Menschen, vor allem Kinder, können Halloween als gemeinsames Fest begehen und einfach viel Spaß miteinander haben. In jenen europäischen Regionen, in denen die Bewohner sehr religiös sind, wird sich Halloween sehr viel langsamer durchsetzen.

Bräuche passen sich veränderten Gesellschaften an und es gibt in unserer globalisierten und kulturell vielfältigen Welt einen Bedarf an Gemeinschaft, Geselligkeit und Spaß auch außerhalb religiöser Zuordnungen. Halloween lässt genau das zu.

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