Die Künstlerin Barbara Kruger beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Themen, die unser Alltagsleben bestimmen: Macht, Lust, Begehren und Ekel. Seit den 1970er Jahren hat ihre Arbeit bereits vorhergesehen, wie Bilder und Ideen heute verbreitet und wahrgenommen werden.
Text: Lisa Botti
Barbara Kruger, 1945 in Newark, New Jersey (USA) geboren, besuchte Mitte der 1960er-Jahre die Syracuse University und später die Parsons School of Design in New York, brach das Studium jedoch aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ab. Um unabhängig zu sein, begann sie 1966 ihre Karriere bei Conde Nast als Grafikdesignerin für Mademoiselle und House & Garden. Während dieser Zeit wurde Grafikdesign hauptsächlich von Hand gemacht: „Mittels Text- oder Bild-Collagen durch einfaches Ausschneiden und Einfügen“, erklärt Kruger, „machte ich ein Seitenlayout, das sich aus Schrift und manchmal Bildern zusammensetzte. Meine Tätigkeit als Designerin ging dann in meine Arbeit als Künstlerin über, mit großen Unterschieden auf der Ebene der Bedeutung.“
Nachdem sie 10 Jahre für Conde Nast gearbeitet hatte, nahm Kruger zwischen 1977 und 1982 eine Reihe von Gastprofessuren an verschiedenen Universitäten an, unter anderem an der University of California in Berkeley, der Ohio State University, dem School of the Art Institute of Chicago und bei CalArts in Los Angeles. In dieser Zeit kombinierte sie zum ersten Mal gefundene Bilder mit Text und kreierte zum Nachdenken anregende Werke, die eine Verführung des Wunschdenkens mit der Kritik des Besserwissens verknüpften.
Kruger zeigte ihre fotografischen Arbeiten zum ersten Mal 1982 in der Gagosian Gallery in Los Angeles und später in der Ausstellung „Public Address“ in der Galerie von Annina Nosei in New York. 1983 hatte sie ihre erste museale Ausstellung im Institute of Contemporary Arts (ICA) in London, kuratiert von Iwona Blazwick. Barbara Kruger kombinierte Text, in weißer, fetter Futura-Schrift, der auf roten Feldern eingesetzt war, mit gefundenen Fotos: „Ich denke, es ist wichtig, nicht zu vergessen, welche Bereiche im Bild am produktivsten und wichtigsten sind für die Bedeutung, die ich vermitteln möchte. Ich ordne den Text und andere Elemente so an, dass diese bedeutungstragenden Bereiche nicht verdunkelt werden“, betont Kruger.
„Ich denke, dass Kunst immer noch ein Ort des Widerstands ist“
Die Wirkung ihrer Kunst, ihrer im wahrsten Sinne des Wortes „plakativen“ Formensprache, ist unmittelbar, scharfsinnig und präzise. Sie vermag mit ihrem Werk eine reflektierte, zur Haltung auffordernde Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse unserer Zeit zu formulieren. Sie spiegelt so ihr demokratisches und egalitäres Verständnis in einer leicht zugänglichen Kunst wider: „Ich denke, dass Kunst immer noch ein Ort des Widerstands und des Erzählens verschiedener Geschichten ist, um bestimmte Subjektivitäten zu bestätigen, die wir normalerweise übersehen. Ich versuche, affektiv zu sein, Veränderungen zu suggerieren, und dem zu widerstehen, was ich, zu einem gewissen Grad, für die Tyranneien des gesellschaftlichen Lebens halte.“
Ab den 1990er Jahren erweitert Barbara Kruger ihre Bild-Text Collagen um raumgreifende Schriftwelten sowie Mehrkanal-Videoinstallationen. Sie zeigt ihre Arbeiten nicht nur in Museen oder Galerien, sondern auch im öffentlichen Raum auf Werbeplakaten, Bannern und Billboards. Am wichtigsten scheint in ihrer Arbeit die direkte Ansprache, die sie von Anfang an als Motor ihrer Praxis beschreibt. Sie schafft diesen unmittelbaren Appell durch den Blick eines zurückschauenden Porträts, oder durch Sätze mit häufiger Verwendung von Pronomen (Ich, Du, Er, Sie, Es, Wir, Ihr). Barbara Kruger destabilisiert Sprache: wir glauben Aphorismen oder einfache Sprüche zu lesen, doch während man noch liest, passiert etwas im Kopf. Wer wird gesehen? Wer verschwindet? Wer spricht? Wer wird zum Schweigen gebracht? In einer fünfzigjährigen Karriere ist Krugers Auseinandersetzung mit den Themen Macht, Konsum, Geschlecht und Identität aktueller denn je.
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