FAQ Pergamonmuseum: Alles über die große Sanierung des berühmten Museums
Lesezeit 8 Minuten
Warum muss das Pergamonmuseum jetzt saniert werden, was soll das alles kosten und was passiert eigentlich währenddessen mit den Museumsobjekten? Unsere FAQs zur Sanierung des Museumsgebäudes geben Antworten auf diese und mehr Fragen.
Warum ist das Pergamonmuseum „schon wieder“ geschlossen?
Das Pergamonmuseum wurde seit seiner Eröffnung im Jahr 1930 nie komplett saniert, bisher wurden nur einzelne Gebäudeteile separat saniert. Das Haus wird bereits seit 2013 durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) von Grund auf instandgesetzt und ergänzt. Seit dem 23. Oktober 2023 ist das Haus nun zum ersten Mal komplett geschlossen, um den Großteil der Sanierung im gesamten Haus durchzuführen. Das Gesamtvorhaben teilt sich in zwei Bauabschnitte. 2027 sollen der Mittelteil mit dem Pergamonsaal und dem Hellenistischen Saal sowie der Nordflügel mit dem Museum für Islamische Kunst wiedereröffnen. Der Südteil und der neu zu errichtende vierte Flügel werden ab 2037 wieder Besucher:innen empfangen.
Warum muss das Pergamonmuseum jetzt saniert werden?
Das Pergamonmuseum ist vor mehr als 90 Jahren eröffnet worden. Seither wurde es nur notdürftig und uneinheitlich saniert. Der Zweite Weltkrieg hat seine Spuren an dem Haus hinterlassen, es gibt viele Bauschäden und auch die technischen Anlagen entsprechend schon seit langem nicht mehr den heutigen Standards. Akuter Sanierungsbedarf besteht u.a. aufgrund einer starken Durchfeuchtung der Fassaden und Dächer, wodurch auch die Sicherheit der Exponate eingeschränkt ist. Darüber hinaus werden durch die Sanierung auch Barrieren beseitigt: Das Haus bekommt neue Aufzüge und leichter zugängliche Räume, so dass sich in Zukunft Besuchende barrierearm dort bewegen können. Einige Räume werden aufgrund der architektonischen Gegebenheiten des alten Gebäudes leider auch nach der Sanierung für Rollstuhlfahrende nicht zugänglich sein.
Warum dauert die Sanierung so lange?
Aufgrund der Besonderheit des Gebäudes sind bei der Sanierung sehr strenge Denkmalschutzauflagen zu beachten, das denkmalgeschützte Ensemble der Architektursäle der Antikensammlung bleibt in seiner Substanz erhalten. Das Museum für Islamische Kunst bekommt durch die Sanierung erstmals eine neue Dauerausstellung über einen gesamten Flügel hinweg. Zudem wird ein neuer, vierter Flügel errichtet und die Archäologische Promenade und der Pergamonsteg werden fertiggestellt. Neben diesen Faktoren steht das Gebäude zudem auf einem sehr schwierigen Baugrund, denn große Teile der Museumsinsel wurden auf künstlich stabilisiertem, schlammigen Untergrund errichtet. Insgesamt handelt es sich bei der Sanierung um ein extrem komplexes Unterfangen, deswegen wurde von vornherein eine lange Bauzeit angesetzt und Verzögerungen sind weiterhin nicht auszuschließen.
Wann wird das Museum wieder geöffnet sein?
2027 sollen der Nordflügel des Museums sowie der Mitteltrakt mit dem Saal des Pergamonaltars und dem Saal der Hellenistischen Architektur wiedereröffnet werden. Die Sanierung des Nordflügels und die weiteren Baumaßnahmen, wie der Bau des vierten Flügels, werden voraussichtlich bis 2037 dauern. Im Nordflügel befindet sich dann das Museum für Islamische Kunst, das auf zwei Etagen auf einer um zwei Drittel erweiterten Ausstellungsfläche die Besucher einlädt.
Wie werden die Sammlungen nach der Sanierung präsentiert?
In der Neupräsentation wird es eine viel größere Ausstellungsfläche geben. Es soll ein großes Angebot geben zu Themen wie Diversität und Familie. Es soll mehr Führungen für Kinder und Jugendliche geben und das Pergamonmuseum soll inklusiver und barrierearm werden.
Das Museum für Islamische Kunst wird etwa auf einer dreifach vergrößerten Fläche wiedereröffnet. Die Zahl der gezeigten Objekte ist entsprechend höher. Objekte, Themen und Geschichten werden auf neue Weise zugänglich gemacht. Es gibt ein breites Angebot an Digitalen Vermittlungsangeboten, die den Besucherinnen eine interaktive und personalisierte Erfahrung bieten.
Im Sammlungsteil der Antikensammlung, mit dem Markttor von Millet und dem berühmten Pergamonaltar, wird eine behutsame und die höchsten Anforderungen erfüllende Restaurierung der Objekte erfolgen, die diese für kommende Generationen bewahren wird.
Warum heißt das Museum „Pergamonmuseum“?
Das heutige Pergamonmuseum ist bereits das zweite so benannte Haus. An derselben Stelle stand vorher schon ein Bau, der vor allem die Friese des Altars und andere Architekturen der griechisch-römischen Antike beherbergte. Im frühen 20. Jh. wurde dann der große Bau geplant, der neben dem berühmten Pergamonaltar auch andere Monumentalobjekte wie die Mschatta-Fassade, das Markttor von Milet und natürlich die babylonische Prozessionsstraße und das Ischtar-Tor beherbergen sollte. Im Berliner Volksmund erhielt das Museum aufgrund der Altarrekonstruktion schnell den bis heute bestehenden Namen Pergamonmuseum.
Warum ist das Museum ganz geschlossen?
Die ursprüngliche Planung sah vor, dass das Pergamonmuseum stets zur Hälfte geöffnet bleibt. Die Verzögerungen im ersten Bauabschnitt einerseits und der extrem schlechte Gesamtzustand des Südflügels führten nun dazu, dass sich die Bauzeiten überschneiden.
Was passiert in der Zwischenzeit mit den Objekten, werden sie in anderen Museen oder Online zu sehen sein?
Viele der Objekte werden in Außendepots gebracht und restauriert. Einige größere Objekte wie die Prozessionsstraße und das Ischtar-Tor von Babylon verbleiben vor Ort und werden dort in eine klimatisierte Schutzhülle eingebaut. Ein Ausbau des Markttors von Milet etwa, wäre einerseits enorm aufwendig und würde deshalb auch erhöhte Kosten verursachen. Überdies würde bei einem Ausbau die Substanz des antiken Objekts, aber auch die Bausubstanz des Pergamonmuseums selbst in Mitleidenschaft gezogen werden.
Während der Gesamtschließzeit des Hauses wird die Antikensammlung weiterhin besondere Objekte aus Pergamon zeigen: In unmittelbarer Nachbarschaft zur Museumsinsel, im Ausstellungsgebäude „Pergamonmuseum. Das Panorama“, sind in den kommenden Jahren weiterhin größere Skulpturen und bedeutende Objekte aus dem Pergamonmuseum, sowie ein 360°-Panorama der antiken Stadt Pergamon von Yadegar Asisi ausgestellt.
Einzelne, herausragende Objekte der Sammlungen im Pergamonmuseum sollen aber während der Schließung als Botschafter in andere Museen in Berlin und auch weltweit verschickt werden. So ist etwa eine Intervention im Hamburger Bahnhof und eine thematische Zusammenarbeit mit dem Kupferstichkabinett vorgesehen, eine Kooperation mit dem Pariser Louvre in Vorbereitung. Die bisherige Dauerausstellung des Vorderasiatischen Museum ist als virtueller Rundgang online verfügbar. (Siehe Liste mit allen geplanten Ausstellungen in anderen Museen am Ende des Beitrags.)
Das Museum für Islamische Kunst wird während der Schließzeit aus seinen derzeitigen Räumen im Obergeschoss des Südflügels ausziehen und seine neue, innovative Dauerausstellung in beiden Etagen des Nordflügels einrichten. Die teils fest eingebauten Exponate werden in dieser Zeit nicht nur abgebaut und an einem neuen Ort wiederaufgebaut, sondern auch restauriert, so etwa die Mschatta-Fassade, das Aleppo-Zimmer und die Alhambra-Kuppel.
Woran arbeiten die Museumsmitarbeiter:innen in der Zwischenzeit?
Die Museumsmitarbeiter:innen werden auch während der Schließzeit einiges zu tun haben. Zum einen sollen die Sammlungen sukzessiv digital erschlossen und verschlagwortet werden. Außerdem werden hunderte von Objekten gereinigt und restauriert. Darüber hinaus wird daran gearbeitet, die Provenienzen zahlreicher Objekte aufzuklären und zu benennen.
Das Vorderasiatische Museum soll auch während der Schließzeit ein Institut für Forschung sein. Daher ist es auch während der Schließzeit weiterhin offen für Forschungsanfragen. Die gesamte Sammlung wird während dieser Zeit online zugänglich sein.
Eine weitere umfangreiche Aufgabe ist die Planung der neuen Dauerausstellungen im Pergamonmuseum.
Die Mitarbeitenden des Islamischen Museums müssen unter anderem auch den Umzug von vier Depots mit mehr als 100.000 Objekten planen und durchführen – eine Mammutaufgabe. Alle Objekte müssen sorgfältig verpackt werden, so dass sie keinen Schaden nehmen. Jedes Objekt muss immer auffindbar sein, das geht nur mit dem Einsatz einer komplexen Datenbank, in der neben den genauen Objektdaten auch ihr jeweils aktueller Standort verzeichnet wird.
Ist die ganze Museumsinsel geschlossen?
Nein, die anderen Museen auf der Museumsinsel haben geöffnet.
Was gibt es auf der Museumsinsel alternativ noch zu sehen?
Das Alte Museum, das Neue Museum, die Alte Nationalgalerie, das Bode-Museum und die James-Simon-Galerie sind weiterhin geöffnet. Außerdem hat „Pergamonmuseum. Das Panorama“ geöffnet. Es beinhaltet ein 360-Grad-Panorama der antiken Stadt Pergamon sowie ausgewählte Objekte aus dem Bestand der Antikensammlung.
Was ist die größte Herausforderung, wenn man ein so großes Museum schließt und saniert?
Die Schließung beinhaltet viele gleichzeitige Herausforderungen. Von den Verlusten der Einnahmen, die deutliche Einbußen im Gesamtbudget der Staatlichen Museen zu Berlin bedeuten, über den kontinuierlichen und zuverlässigen Schutz des Gebäudes und der Baustelle durch Wachdienste bis zum Troubleshooting auf der eigentlichen Baustelle ist es eine gewaltige Koordinationsleistung. Zudem wird es bei einem so großen Projekt immer unvorhersehbare Probleme geben, die spontane Anpassungen und Neuplanungen bedeuten – es bleibt also vom Anfang bis zum Ende eine Mammutaufgabe.
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1972 war ich die ersten Male in Ihrem Museum. Eintritt: 1,05 Mark. Es faszinierte mich so, dass ich mir bei jedem Besuch in Berlin auch einen halben Tag Zeit für dieses schöne Museum genommen habe. Die Museumsführer von damals habe ich mir vor einigen Jahren antiquarisch besorgt; die Bildbände von ‚Zabern, Mainz‘ aus den frühen 1990-ern sofort nachdem sie erschienen sind. Ob ich mir mit dann über 80 Jahre in 2037 nocheinmal das Ischar-Tor zu sehen bekomme, halte ich für ausgeschlossen. Ich hoffe, dass Ihre Architekten und Statiker besser rechnen können, als der Verfasser der Antworten auf die FAQ’s. Einmal heißt es, dass: „…das Museum für Islamische Kunst, das auf zwei Etagen auf einer um zwei Drittel erweiterten Ausstellungsfläche die Besucher einlädt“ (also 66% mehr) und einige Zeilen später: „Das Museum für Islamische Kunst wird etwa auf einer dreifach vergrößerten Fläche wiedereröffnet“, (also rund 200% mehr). Mag sein, dass „Fläche“ und „Ausstellungsfläche“ für Insider zwei verschiedene Dinge meinen – aber etwas seltsam ist es schon, dass für 66% mehr Ausstellungsfläche weitere 133% anders genutzte Fläche gebraucht werden. Hoffenlich wird das neue Pergamonmuseum – trotz des nach 50 Jahren noch immer faktisch ignorierten Klimawandels – noch viele Besucher empfangen können, auch wenn dann der Wasserspiegel der Spree vielleicht 1 Meter höher ist oder aber gegen Null geht.
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Kommentare
Hallo zusammen,
1972 war ich die ersten Male in Ihrem Museum. Eintritt: 1,05 Mark. Es faszinierte mich so, dass ich mir bei jedem Besuch in Berlin auch einen halben Tag Zeit für dieses schöne Museum genommen habe. Die Museumsführer von damals habe ich mir vor einigen Jahren antiquarisch besorgt; die Bildbände von ‚Zabern, Mainz‘ aus den frühen 1990-ern sofort nachdem sie erschienen sind. Ob ich mir mit dann über 80 Jahre in 2037 nocheinmal das Ischar-Tor zu sehen bekomme, halte ich für ausgeschlossen.
Ich hoffe, dass Ihre Architekten und Statiker besser rechnen können, als der Verfasser der Antworten auf die FAQ’s. Einmal heißt es, dass: „…das Museum für Islamische Kunst, das auf zwei Etagen auf einer um zwei Drittel erweiterten Ausstellungsfläche die Besucher einlädt“ (also 66% mehr) und einige Zeilen später: „Das Museum für Islamische Kunst wird etwa auf einer dreifach vergrößerten Fläche wiedereröffnet“, (also rund 200% mehr). Mag sein, dass „Fläche“ und „Ausstellungsfläche“ für Insider zwei verschiedene Dinge meinen – aber etwas seltsam ist es schon, dass für 66% mehr Ausstellungsfläche weitere 133% anders genutzte Fläche gebraucht werden.
Hoffenlich wird das neue Pergamonmuseum – trotz des nach 50 Jahren noch immer faktisch ignorierten Klimawandels – noch viele Besucher empfangen können, auch wenn dann der Wasserspiegel der Spree vielleicht 1 Meter höher ist oder aber gegen Null geht.
Viele Grüße
H.-J.Born