Baustelle Neue Nationalgalerie:

Restaurierung eines Designklassikers: Barcelona Sessel

Die Sitzgruppe mit Barcelona-Sesseln und Glastischen in der Ausstellungshalle © Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Reinhard Friedrich

50 Jahre nach der Eröffnung der Neuen Nationalgalerie sind noch viele Originalteile der bauzeitlichen Ausstattung vorhanden. Dazu zählen die von Ludwig Mies van der Rohe entworfenen Möbel. Unsere Redakteurin Constanze von Marlin kennt Details der geplanten Restaurierung.

Text: schmedding.vonmarlin.

Für die Inneneinrichtung seines legendären Pavillons zur Weltausstellung 1929 in Barcelona entwarf Mies van der Rohe mit der Designerin Lilly Reich den sogenannten Barcelona Sessel. Der etwa 75 × 75 × 75 cm große Sessel ist einer seiner bekanntesten und erfolgreichsten Möbelentwürfe. Das Design zeichnet sich durch eine Kombination aus einem x-förmigen, verchromten Untergestell mit aufgelegten Lederkissen mit Knopfpolsterung aus. Passend zum Sessel produziert der amerikanische Hersteller Knoll International seit den frühen 1950er Jahren auch den Barcelona Hocker im gleichen Design sowie den Barcelona Tisch. Neben den Serienmöbeln entwickelte Mies van der Rohe speziell für die Bedürfnisse der Neuen Nationalgalerie in Berlin eine Bank für die Ausstellungsräume. Die verbliebenen Bänke sind Unikate, die nicht mehr hergestellt werden.

Rettung von Unikaten

Nach einer Bestands- und Zustandserfassung der historischen Sitzmöbel aus Metall- und Ledermaterialien erarbeitete die ProDenkmal GmbH eine Restaurierungsplanung. Trotz starker Belastungen im Museumsbetrieb können die vorhandenen bauzeitlichen Gestelle nach einer Überarbeitung erhalten werden. Dazu gehört eine bestandsschonende Reinigung, die das Chrom nicht angreift oder abträgt. Die Fachleute wollen ein insgesamt gepflegtes Erscheinungsbild der Oberfläche erreichen, ohne dass jeder Schaden durch feine Kratzer oder punktuelle Korrosion bearbeitet wird. Nur deutlich störende Fehlstellen werden retuschiert. Instabile Gestelle werden mit Edelstahlstiften im nicht sichtbaren Bereich stabilisiert. Nachkäufe kompletter Sitzmöbel für die Besucherbereiche sind deshalb nicht vorgesehen.

Die bauzeitlichen Polster bestehen aus schwarzem Rindsleder mit lederbezogenen Polsterknöpfen. Das Leder ist zum großen Teil stark abgerieben und hat Risse, die Keder, also die schmalen runden Ränder, sind abgerieben und vielfach zerstört. Für die Füllung wurde Latex verwendet, der inzwischen versprödet und damit unbrauchbar ist. Die Riemen, auf denen die Polster aufliegen, hängen teils stark durch, sind gerissen oder fehlen.

Das Sitzpolster eines Barcelona Sessels vor der Restaurierung © Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung / ProDenkmal
© Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung / ProDenkmal;
© Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung / ProDenkmal;
© Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung / ProDenkmal;
© Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung / ProDenkmal;

Schonende Aufarbeitung

Es sind nicht genügend bauzeitliche Polster erhalten, um alle Gestelle ausstatten zu können. Im Einklang mit der Denkmalpflege wurde entschieden, auch aufgrund der hohen Abnutzung durch den starken Gebrauch im Museumsbetrieb, die Polster der Sitzmöbel in den öffentlichen Bereichen auf Grundlage der Bestandspolster zu rekonstruieren. Die Polster in der Direktion mit geringeren Nutzungsanforderungen werden hingegen sorgfältig restauriert.

Die Aufarbeitung umfasst Reinigung, Abpolstern, Trennen der Nähte, Ersatz stark geschädigter Keder und Ledersegmente; auch Verstärkungen der Seitennähte, Oberflächenanpassung und farblose Lederpflege sowie das Einbringen neuer Füllungen stehen auf dem Programm. Bei den eher zurückhaltenden Maßnahmen bleiben die Altersspuren der Möbel erhalten. Die Designklassiker in ihrer Gesamtheit aus Gestell, Polster und Riemen werden künftig einen authentischen Eindruck der bauzeitlichen Ausstattung der Neuen Nationalgalerie vermitteln.

schmedding.vonmarlin.

Kommentare

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    * Ich bin damit einverstanden, dass meine Daten ausschließlich für die Anfrage genutzt werden. Insbesondere erfolgt keine Weitergabe an unberechtigte Dritte. Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen kann. Dies kann ich über folgende Kanäle tun: per E-Mail an: kommunikation[at]smb.spk-berlin.de oder postalisch an: Staatlichen Museen zu Berlin – Generaldirektion, Stauffenbergstraße 41, 10785 Berlin. Es gilt die Datenschutzerklärung. der Staatlichen Museen zu Berlin, die auch weitere Informationen über Möglichkeiten zur Berichtigung, Löschung und Sperrung meiner Daten beinhaltet.