Rettet die Bienen! Robin van Hontem und Bee Collective
Das Kunstgewerbemuseum ruft die Food Revolution aus und fragt: Wie kann sie aussehen? Neila Kemmer sprach mit dem niederländischen Designer Robin van Hontem von Bee Collective über die Rolle von Bienen in der Stadt.
Interview: Neila Kemmer
Das Bee Collective setzt sich für die Bienenhaltung im Stadtraum ein und unterstützt den Austausch und die Verbreitung von Wissen über Imkerei. Warum sind Bienen so wichtig für die Landwirtschaft und Ernährung?
Bienen sind die wichtigsten Bestäuber und unersetzlich für die Produktion eines Großteils unseres Obstes und Gemüses. Wenn zum Beispiel eine Apfelblüte nicht richtig bestäubt ist, kann zwar eine Frucht entstehen, sie wird sich aber nicht zu einem ganzen Apfel entwickeln. Mit ihrem haarigen Körper stellen Bienen sicher, dass die Blüten vollständig bestäubt werden.
Doch die Tiere sind derzeit bedroht …
Pestizide in unserer Landwirtschaft sind eine große Bedrohung für Bienen, die mehr und mehr ums Überleben kämpfen. In einigen Teilen Chinas haben die Bienen so große Überlebensschwierigkeiten, dass die Pflanzen per Hand bestäubt werden, aber so kann es nicht weitergehen. Bienen haben sich über Millionen von Jahren zu den Besten für diese Aufgabe entwickelt, deshalb sollten wir sicherstellen, dass sie damit weiterhin Erfolg haben.
Die Ausstellung geht davon aus, dass Design über revolutionäres Potential verfügt – sind Sie derselben Meinung? Ist das Design Ihres Bienenstocks Sky Hive, der als Modell in der Ausstellung zu sehen ist, ausschlaggebend für seinen Erfolg?
Der Sky Hive ist ein „Bewusstsein-durch-Design“-Projekt und bietet eine Plattform für den Austausch von Imkereiwissen. Der Sky Hive bringt die Bienenhaltung in den Stadtraum, wo sich die nächste Generation sich der Imkerei unter der Anleitung von erfahrenen Imker*innen anschließen kann. Die Herausforderung war, die Bienen im urbanen Raum zu halten, ohne sie dem Vandalismus auszusetzen. Das Ergebnis ist ein sieben Meter hoher Mast mit zwei Bienenstöcken am oberen Ende, die mithilfe eines solarbetriebenen Hebesystems heruntergeholt werden können. Neben der praktischen Seite verstärkt die Höhe auch die Sichtbarkeit des Projekts und dient zugleich als Werbung für Bienen. Design spielt eine wesentliche Rolle bei diesem Projekt, indem es praktische Lösungen für Bienen und Menschen erfolgreich verknüpft.
Die Ausstellung verfolgt verschiedene Ansätze zur Auseinandersetzung mit dem Nahrungssystem und unserem Verhältnis zu Lebensmitteln. Brauchen wir eine Food Revolution?
Ja, auf jeden Fall brauchen wir die. Und sie beginnt mit einem größeren Bewusstsein in der Bevölkerung für die Probleme in unserem Nahrungssystem. Auf der anderen Seite brauchen wir innovative, kreative Ideen, wie wir es verbessen. Die Ausstellung Food Revolution 5.0 zeigt genau das: Eine Mischung von provokativen, sensibilisierenden Projekten und neue Ideen für die Zukunft unseres Nahrungssystems.
Was ist ihr persönlicher Beitrag zur Food Revolution?
In den letzten Jahren habe ich mein eigenes Ernährungssystem verändert und bin mehreren Lebensmittel-Initiativen beigetreten. Eine davon ist ein kooperatives Selbstanbaufeld für biologisches Gemüse, ein anderes ist eine Food-Kooperative für biologische, lokale Produkte. Als Teil des Bee Collective, das ich mit Daniel Meier und Janicke Kernland gründete, suche ich nach neuen Wegen, Bienenzucht und Imkerei in einem zeitgenössischen Lebensumfeld anzuregen und zu ermöglichen.
Woran arbeiten Sie gerade? Hat Ihr aktuelles Projekt auch mit Essen zu tun?
Unsere neueste Arbeit beschäftigt sich mit einer anderen Spezies im Biotop der Großstadt: der Fledermaus. Wenn Gebäude in europäischen Städten abgerissen oder renoviert werden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Lebensraum von Fledermäusen zerstört wird. Der Batpole bietet vertriebenen Fledermäusen ein Übergangsheim und hilft damit auch, Verzögerungen in Bauprojekten zu vermeiden, indem es eine alternative Unterbringung für die geschützte Art anbietet. Zugleich macht der Batpole auf die Anwesenheit von Fledermäusen im urbanen Raum aufmerksam.
Die Ausstellung Food Revolution 5.0 kann noch bis zum 30.09.2018 im Kunstgewerbemuseum besucht werden.
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