Restaurierung:

Spannender Fall in der Gemäldegalerie: Restaurierung eines Renaissance-Gemäldes aus Venedig

Restaurierung von Francesco Bissolos „Auferstehung Christi“ (1475-79) in den Restaurierungswerkstätten der Gemäldegalerie Berlin. © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Restaurierung von Francesco Bissolos „Auferstehung Christi“ (1475-79) in den Restaurierungswerkstätten der Gemäldegalerie Berlin. © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker © © Foto: David von Becker

Ein spezielles Bild beschäftigte die freie Restauratorin Nicola Müller in der Gemäldegalerie intensiv: Francesco Bissolos Renaissance-Gemälde „Die Auferstehung Christi“ war so stark beschädigt, dass es jahrzehntelang nicht gezeigt werden konnte. Mit moderner Technik und Know-How wurde es nun restauriert und eine erstaunliche Farbigkeit wiederentdeckt.

Ein besonderes Werk in der Gemäldegalerie bereitet den Restauratorinnen und Restauratoren seit über 150 Jahren Kopfzerbrechen. Francesco Bissolos „Die Auferstehung Christi“ (1525–1530) hing aufgrund seines schlechten Zustandes über 60 Jahre lang im Depot des Museums und konnte nicht ausgestellt werden.

Das Gemälde ist auf einer Tafel aus Pappelholz gemalt, das weiche Holz scheint sich unter Schwankungen der Luftfeuchte im Alten Museum stark bewegt zu haben, wodurch es immer wieder zu Lockerungen von Malschichtpartien kam, mit denen bereits die Restauratoren des 19. Jahrhunderts zu kämpfen hatten. Das ergab eine Recherche der Restauratorin Ute Stehr aus der Gemäldegalerie, die der Geschichte des Werks seit seiner Erwerbung für die Königlichen Museen auf den Grund gegangen ist.

Gegilbter Firnis, verfärbte Retuschen
Aus ihren Nachforschungen geht auch hervor, dass das Gemälde allein zwischen den Jahren 1824 und 1886 siebenmal von verschiedenen Restauratoren der Gemäldegalerie bearbeitet wurde. Immer wieder wird dabei von Festigungen der fragilen Malschicht und neuen Retuschen berichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Werk als Kriegsbeute in die Sowjetunion. Ob es dort zu weiteren Restaurierungsmaßnahmen kam, kann nicht ausgeschlossen werden. Erst im Jahr 1958 wurde „Die Auferstehung Christi“ an die Staatlichen Museen zu Berlin zurückgegeben, wo es seit 2017 aufwendig restauriert wird und ab Oktober 2018 endlich wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden kann.

Vor Beginn der Restaurierung des Bildes im Oktober 2017 war sein Zustand besonders geprägt durch einen sehr stark gegilbten Firnis, viele alte, verfärbte Retuschen und großflächig aufliegende Wachsüberzüge. Das Wachs wurde in einer früheren Maßnahme verwendet, um gelockerte Malschichtschollen zu festigen.

Francesco Bissolo: Die Auferstehung Christi, Zwischenzustand  © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Foto: B. Hartwieg
Francesco Bissolo: Die Auferstehung Christi, Zwischenzustand
© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Foto: B. Hartwieg
Francesco Bissolo: Die Auferstehung Christi, UV Aufnahme  2017 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Foto: C. Schmidt
Francesco Bissolo: Die Auferstehung Christi, UV Aufnahme 2017 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Foto: C. Schmidt
Francesco Bissolo: Die Auferstehung Christi, Vorzustand 2017 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Foto: C. Schmidt
Francesco Bissolo: Die Auferstehung Christi, Vorzustand 2017 © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Foto: C. Schmidt

Auf einer UV-Aufnahme des Gemäldes lassen sich gut die vielen Restaurierungsarbeiten der vergangenen Jahrhunderte ablesen, da unter UV-Strahlung einige Materialien in Abhängigkeit ihres Alters unterschiedlich fluoreszieren. Im Fall der „Auferstehung Christi“ erscheinen zum Beispiel gealterte Naturharzfirnisse grünlich, spätere Retuschen schwarz und die Wachsreste der früheren Malschichtfestigung hellblau.

Zurück zum leuchtenden Blau
Durch eine Restaurierung der freiberuflichen Restauratorin Nicola Müller in der Werkstatt der Gemäldegalerie soll das Gemälde wieder in einen ausstellungsfähigen Zustand gebracht werden, ohne dabei die Spuren seiner Geschichte vollständig zu kaschieren.
Eingehende Voruntersuchungen des Werkes hatten gezeigt, dass die zu verschiedenen Zeiten aufgetragenen Firnisschichten sich alle mit demselben Lösemittel lösen ließen. Dies erleichterte die Abnahme der Schichten mit Hilfe von Kompressen: die Restauratorin legte mit Lösemittel benetzte Mikrofasertücher flächig auf die Oberfläche des Gemäldes und ließ sie einwirken. Durch die Kapillarkräfte des Mikrofasertextils und das gleichzeitige Verdunsten des Lösemittels wurde der gelbe Firnis von den Tüchern fast vollständig aufgenommen.

Erst nach der Firnisabnahme konnten die gelockerten Malschichtschollen gefestigt werden. Hierfür kam ein Störleim zum Einsatz, welcher aus der Blase des Fisches gewonnen wird. Parallel konnten schwer lösliche Retuschen und Kittungen, die das Original überdeckten, mit Wasser angequollen und anschließend mit dem Skalpell abgetragen werden. Derzeit werden die Fehlstellen der Malschicht gekittet und retuschiert, bevor abschließend ein neuer, schützender Firnis auf das Bild auftragen werden kann, der den Farben von Bissolos Malerei wieder eine eindrückliche Brillanz zurück verleihen soll. Einige der Schäden aus den letzten 500 Jahren werden aber auch nach der Restaurierung sichtbar bleiben – sie verweisen auf die bewegte Geschichte, die das Kunstwerk bis heute durchlebte.

Francesco Bissolos „Auferstehung Christi“ wird vom 14.10.2018 bis 21.7.2019 in der Ausstellung „Bellini plus. Forschung und Restaurierung“ gezeigt, die sich mit spannenden Aspekten restauratorischer Forschung rund um die Künstler Jacopo und Giovanni Bellini beschäftigt.

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