Matthias Harder, Direktor der Helmut Newton Stiftung
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2003 gründete der Starfotograf Helmut Newton die Helmut
Newton Stiftung, die heute ihren Sitz im Museum für Fotografie hat. Als
Direktor und leitender Kurator hat Matthias Harder viel zu tun: von der
Ausstellungsplanung bis zur Bildredaktion für Publikationen.
Interview: Sven Stienen
Woran arbeiten Sie gerade? Unter anderem bereite ich unsere nächste Ausstellung „America
1970s/80s“ vor (siehe Seite 16). Dafür mussten Bilder ausgewählt,
montiert und gerahmt werden; die Hängung für die knapp 300 Fotografien
habe ich gerade abgeschlossen, und auch die PR-Kampagne ist bereits
erfolgreich gestartet. Parallel verleihen wir eine große
Helmut-Newton-Ausstellung nach Polen, die Mitte Oktober eröffnet wird.
Eigentlich wollten wir zum 100. Geburtstag Newtons am 31. Oktober eine
neue große Retrospektive eröffnen. Aber diese ist nun auf nächsten Juni
verschoben, ebenso wie die folgende internationale Ausstellungstour und
die begleitende Monografie. Dafür wähle ich momentan 100 neue
Newton-Motive aus dem Negativarchiv und den dazugehörigen Kontaktbögen
aus, die sich in unserem Haus befinden. Zu Newtons Geburtstag gehen wir
übrigens erstmals mit großformatigen Newton-Motiven in den Berliner
Außenraum und bespielen eine 85 Meter lange Wand am Kraftwerk in
Kreuzberg sowie 250 City-Light-Flächen überall im Stadtraum. Dafür
stelle ich auch gerade alles zusammen.
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus? Mein Berufsalltag ist ziemlich vielschichtig. Für die bevorstehende
Newton-Austellung in Polen habe ich jüngst die Bildauswahl und das
Vitrinen-Material zusammengestellt und den Leihvertrag auf den Weg
gebracht. Nun entwickle ich einen Hängeplan und schreibe den Text für
die begleitende Publikation. Dann begleite ich in Torun den Aufbau,
führe Gespräche mit Journalisten und spreche zur Vernissage. So mache
ich das seit mehr als 15 Jahren für jede Ausstellung der Helmut Newton
Stiftung, in Berlin und anderswo. Ich bin damals ja von Newton
persönlich als Kurator seiner Stiftung engagiert worden; kurz danach
habe ich mit Gerti Alma Erfurt eine großartige Assistentin an die Seite
gestellt bekommen. Seit einigen Jahren werden wir von Ulrike Neumann,
die sich um unsere riesige Datenbank kümmert, sowie unserer externen
PR-Mitarbeiterin Nadine Dinter unterstützt.
Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf? Ich liebe die Fotografie, nicht nur die von Helmut Newton. Sie ist für
mich das Medium, das die größte Wirkungsmacht besitzt. Und in meinem
Beruf treffe ich seit 25 Jahren auf Fotografinnen und Fotografen, also
diejenigen, die uns mit ihren Aufnahmen verwirren und verzaubern. Dieser
unmittelbare Austausch ist einfach großartig.
Haben Sie besondere Vorlieben in der Fotografie? Mich interessieren fast alle Bereiche, von Mode und Werbung über
Porträt und Street Photography bis hin zur journalistischen und
konzeptionellen Fotografie. Wenn wir Ausstellungen organisieren und
dankbare Blicke und Kommentare der Besucherinnen und Besucher ernten,
wissen wir, dass wir einiges richtig machen. Ich kann mir eigentlich
keinen schöneren Beruf vorstellen als diesen.
Und was am wenigsten? Wenn die Dinge nicht vorangehen und das Administrative überhandnimmt.
Einige Künstlerinnen und Künstler, mit denen ich zusammengearbeitet
habe, entwickelten im Laufe der Vorbereitungszeit auch schon mal eine
etwas schräge Erwartungshaltung. Wir sind zwar ein großes Haus mit
wunderbaren Ausstellungssälen, wir sind aber nicht die Tate oder das
MoMA – weder im Hinblick auf das Budget, noch auf die personelle
Ausstattung.
Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden? Aufregend ist stets die erste Begegnung mit den bei uns ausstellenden
Fotografinnen und Fotografen, darunter etliche „lebende Legenden“ wie
Larry Clark, Frank Horvat, Mario Testino oder Joel Meyerowitz – und die
dann folgende, häufig sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit. Am Ende
entsteht dann etwas, worauf wir gemeinsam stolz sein können.
Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun? Licht anmachen und allein durch die Ausstellung wandern. Das gilt auch für andere Häuser, zu denen ich keinen Schlüssel habe.
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