Zehnerpack: Bedeutende Werke aus 125 Jahren Kaiser Friedrich Museumsverein
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Es wird gefeiert: Der Kaiser Friedrich Museumsverein wird 125 Jahre alt. Wir präsentieren aus diesem Anlass zwölf der bedeutendsten Erwerbungen des Vereins, die heute in den Häusern der Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen sind.
Der Kaiser Friedrich Museumsverein (KFMV) gehört zu den ältesten Freundeskreisen staatlicher Kunstmuseen in Europa: Stolze 125 Jahre zählt der Förderverein der Gemäldegalerie und Skulpturensammlung. Am 16.6. ist der offizielle Geburtstag, denn an diesem Datum im Jahr 1897 verlieh Kaiser Wilhelm II. dem Verein per Dekret den Status einer juristischen Person. Aus diesem Anlass präsentieren wir hier zwölf der bedeutendsten Erwerbungen des KFMV. Diese Skulpturen und Gemälde – Eigentum des KFMV und als Dauerleihgaben in den Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen – sind während des Jubiläumsjahres für die Besucher der Dauerausstellungen durch Informations-Stelen hervorgehoben.
1. Pietro Orioli (zugeschrieben): Idealstadt, um 1492 (erworben 1896; Gemäldegalerie, Saal XVIII)
Die Tafel mit der strengen perspektivischen Ansicht einer Idealstadt von Pietro Orioli gehört, gemeinsam mit zwei sehr ähnlichen Stadtveduten in Urbino (Galleria Nazionale delle Marche) und Baltimore (The Walters Art Museum), zu den extrem seltenen Bildern dieses rätselhaften Frührenaissance-Genres, zu dem eine unübersehbare Fülle kunsthistorischer Literatur erschienen ist.
2. Luca Giordano: Der Heilige Michael besiegt Satan und die rebellischen Engel, um 1663 (erworben 1971; Gemäldegalerie, Saal XV)
Das Gemälde verweist auf die komplexe künstlerische Persönlichkeit des neapolitanischen Malers Luca Giordano, von der ungewöhnlich pastellartigen Palette des blonden Erzengels Michael mit seinem elegant geneigten Antlitz zum kontrastierenden Stil des nackten, dramatisch aufschreienden Luzifers und den anderen gefallenen Engeln. Geschaffen wurde der heilige Michael sehr wahrscheinlich für die Seitenwand einer Kapelle.
3. Rembrandt (Umkreis): Der Mann mit dem Goldhelm, 1655 (erworben 1897; Gemäldegalerie, Kabinett 9)
Kein Rembrandt, aber auch keine Fälschung. Gewissheit an den seit den 1960er Jahren geäußerten Zweifeln erbrachten Mitte der 1980er Jahre naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden und kunstwissenschaftliche Forschung. Die Neuzuschreibung an einen Zeitgenossen Rembrandts steht noch aus. Der „Mann mit dem Goldhelm“ ist eines der populärsten Werke der KFMV-Sammlung.
4. Martin Schongauer: Die Geburt Christi, 1480 (erworben 1902; Gemäldegalerie, Kabinett 4)
Von dem Elsässer Maler Martin Schongauer sind zwar über einhundert Stiche, aber nur wenige Gemälde überliefert. Das wie gezeichnet anmutende Berliner Weihnachtsbild gehört zu Schongauers vollkommensten Werken. Maria in Verehrung des neu geborenen Gottessohnes beherrscht die Komposition. Die Tiere waren noch vor den Hirten die ersten Zeugen des Weihnachtsgeschehens; die Erfüllung einer alttestamentlichen Weissagung. Es handelt sich vermutlich um das Mittelstück eines kleinen Altars.
5. Jean François de Troy: Die Lesende, 1723 (erworben 2008; Gemäldegalerie, Kabinett 11)
Bereits seit 1843 befindet sich ein Bild von Jean François de Troy mit dem Titel „Das Frühstück“ in der Gemäldegalerie. Als großer Glücksfall wurde 2006 in Paris sein Pendant wiedergefunden, „Die Lesende“. Mit dem Erwerb 2008 ist es gelungen, dieses so lange getrennte Bilderpaar endlich wieder zu vereinigen. Der KFMV unterstützte auch die Anfertigung eines Rahmens für das „Frühstück“, so dass die beiden nun durch ihre gleichartige Rahmung als Bilderpaar deutlich zu erkennen sind. Mehr über die Geschichte der Bilder: Die Lesende – KFMV – Kaiser Friedrich Museumsverein (kaiser-friedrich-museumsverein.de)
6. Francesco di Valdambrino: Maria aus einer Verkündigungsgruppe (Annunciata), 1420 (erworben 1959; Bode-Museum, Raum 129)
Die Marienfigur von Francesco di Valdambrino ist sehr gut erhalten, sieht man von der letzten Malschicht des Gewandes ab, die das jetzt stark leuchtende Mennigerot einst dämpfte. Leider ist der Verbleib der Engelsfigur, die ursprünglich zu der Verkündigungsgruppe gehörte, ungewiss. Die Skulptur selbst zeichnet sich durch den sicheren statuarischen Aufbau und die große Anmut der Figurenbewegung aus. Das Buch in der linken Hand symbolisiert Weisheit und Schriftkenntnis.
7. Edme Bouchardon: Bildnis des Baron Philipp von Stosch, 1727 (erworben 1956; Bode-Museum, Raum 257)
Der preußische Baron Philipp von Stosch, hier im Habitus eines römischen Imperators dargestellt, gehörte als Gelehrter, Kunstsammler und Diplomat zu den vielseitigsten und schillerndsten Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Die von Edme Bouchardon geschaffene Büste entstand während Stoschs zweitem Rom-Aufenthalt (1722-31). Mit seinen zahlreichen Antikenbezügen darf das Porträt des Barons als die früheste klassizistische Büste bezeichnet werden.
8. Luca della Robbia: Madonna mit Kind („Madonna mit dem Apfel“), 1455-60 (erworben 1896; Bode-Museum, Raum 122)
Das Hochrelief der Madonna zeigt eine Halbfigur ohne Hintergrundfläche. Die Lieblichkeit der mädchenhaften Mariengestalt, die spontanen, die menschliche Natur des Gottessohnes unterstreichenden Gebärden des Kindes: In ihnen liegt der Reiz dieses zu den bedeutendsten Madonnenkompositionen. Luca della Robbia übertrug als Erster die aus der Gefäßkeramik bekannte Zinnglasur auf Tonbildwerke und machte sie dadurch wetterbeständig.
9. Matteus Stom: Sarah führt Abraham Hagar zu, 1642 – nach 1645 (erworben 2019; Gemäldegalerie, Saal IX)
Matteus Stom, der zu den wichtigsten niederländischen Caravaggisten zählt, schildert in dem jüngsten Erwerb des KFMV eine Schlüsselszene des Alten Testamentes (1. Mose 16): Der 86-jährige Abraham, Stammvater Israels, und seine Frau Sarah sind kinderlos geblieben. Um für Nachkommen zu sorgen beschließt Sarah, ihrem Mann die junge ägyptische Magd Hagar zuzuführen. Mehr über die Rückerwerbung dieses Restitutionsfalls durch den KFMV hier: Sarah führt Abraham Hagar zu – KFMV – Kaiser Friedrich Museumsverein (kaiser-friedrich-museumsverein.de)
10. Pierre Puget: Modell für eine Kolossalstatue des Heiligen Alessandro Sauli, um 1663/64 (erworben 2014/2015; Bode-Museum, Raum 131)
Von höchstem künstlerischem Rang ist das Terracotta-Modell für eine kolossale Marmorstatue des heiligen Alessandro Sauli in der Kirche Santa Maria Assunta di Carignano in Genua. Die Meisterschaft Pierre Pugets ist spürbar in diesem Modell, das im Ton mit bloßen Händen gearbeitet wurde. Die Fingerabdrücke des Künstlers sind heute noch sichtbar. Die Figur stellt ein Glanzlicht in der Sammlung der Barock-Bozzetti im Bode-Museum, eine der weltweit bedeutendsten ihrer Art, dar. Mehr dazu hier Modell für eine Kolossalstatue des Heiligen Alessandro Sauli – KFMV – Kaiser Friedrich Museumsverein (kaiser-friedrich-museumsverein.de)
11. Germain Pilon (Umkreis): Büste eines jugendlichen Prinzen, um 1555/60 (erworben 2011; Bode-Museum, Raum 221)
Von herausragender Qualität ist die farbige Terrakotta-Büste dieses französischen Prinzen: Das lebensnahe Portrait des munteren Knaben besticht durch Anmut und Noblesse. Der vornehme junge Herr, gekleidet in die Mode seiner Zeit, entstammt zweifelsfrei der französischen Königsfamilie (vermutlich einer der Söhne Heinrichs II. und seiner Gemahlin Katharina de Medici). Mehr dazu gibt es hier: Büste eines jugendlichen Prinzen – KFMV – Kaiser Friedrich Museumsverein (kaiser-friedrich-museumsverein.de)
12. Statue der Königin Johanna I. von Navarra als Stifterin, Paris um 1305 (erworben 2006/07; Bode-Museum, Raum 111)
Die Skulptur der Stifterin legt Zeugnis ab über die höfische Kunst und Kultur Frankreichs im späten Mittelalter. Sie steht für die Bedeutung und den Rang des weiblichen Stiftens, verkörpert die ausgeprägte weibliche Komponente im höfischen Stiftungswesen ihrer Zeit. Der Erwerb dieser Statue von künstlerisch und kulturhistorisch hohem Rang steht in der langen Tradition bürgerlichen Mäzenatentums des KFMV.
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