Archäologie:

Das älteste Boot Brandenburgs im Neuen Museum

Ureinwohner Floridas nutzen in dieser Darstellung von Theodor de Bry (1591) einen Einbaum, um Vorräte zu einem Lagerhaus zu bringen. © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Knud Petersen
Ureinwohner Floridas nutzen in dieser Darstellung von Theodor de Bry (1591) einen Einbaum, um Vorräte zu einem Lagerhaus zu bringen. © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Knud Petersen

Der steinzeitliche Einbaum aus dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin, der jüngst in die Dauerausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte eingezogen ist, ist eine kleine Sensation: Das 3,59 m lange Boot datiert in die Zeit um 2879 v. Chr. und ist fast vollständig erhalten.

Text: Anne Sklebitz

Der Einbaum ist die erste uns bekannte Bootsform, die archäologisch nachgewiesen werden kann. Es ist sozusagen das „Urboot“ und seine Bauweise ist genauso schlicht wie genial: es besteht aus einem ausgehöhltem Baumstamm. Vereinzelt werden bis heute Einbäume gebaut. Experimente mit Nachbauten belegen, dass diese Boote sogar hochseetauglich waren. Obwohl Einbäume im Museum sicher keine Neuheit sind, ist der Einbaum aus Linum im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, der nun ins Neue Museum eingezogen ist, dennoch etwas ganz Besonderes.

Restauratoren koordinieren den Einzug des Einbaums ins Neue Museum
Restauratoren koordinieren den Einzug des Einbaums ins Neue Museum  © Isabelle Bayer

Das liegt an seinem Alter und seinem Erhaltungszustand. Mit seinen ca. 5000 Jahren ist er einer von nur 17 Einbaum-Funden deutschlandweit, die sicher in die Steinzeit datieren. Zusätzlich dazu ist der Linumer Einbaum fast vollständig erhalten, was nur auf eine Handvoll der steinzeitlichen Einbäume zutrifft. Er ist das älteste bekannte Boot Brandenburgs und dabei sogar fast 2000 Jahre älter als das älteste Boot Bayerns. Dieses ist ein bronzezeitlicher Einbaum, der erst kürzlich aus dem Bodensee geborgen wurde und in die Zeit um 1130 v. Chr. datiert.

Konserviert durchs Moor
Der Einbaum aus Linum wurde bereits im 19. Jahrhundert beim Torfstechen gefunden. Am 15. August 1876 brachte der Torfgräber C. Müller aus Hakenberg seinen Fund in das Märkische Museum. Damals hatte das Museum noch eine Sammlung zum Thema Fischerei, in der es insgesamt 13 Boote gab. Durch Veränderungen in den Sammlungsschwerpunkten und Verlusten während der beiden Weltkriege sind heute nur noch drei dieser Boote vollständig vorhanden.

Wie alle Bodenfunde aus Berlin und Brandenburg in der Sammlung des Märkischen Museum werden sie vom Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin treuhänderisch verwaltet. Wahrscheinlich war der Linumer Einbaum ursprünglich etwa vier Meter lang. Heute ist er noch auf einer Länge von 3,59 Metern erhalten, mit einer Breite von 46 cm und einer Höhe von 15 cm. Seine Wand ist zwei bis vier cm dick, am Boden sind es sogar zehn cm. Seine Datierung in die Zeit um/nach 2879 v. Chr. wurde mittels Radiokarbonanalysen und Dendrochronologie erstellt. Erhalten konnte sich der Einbaum aufgrund seiner Lagerung im Moor. Dieses hat ihn natürlich konserviert.

Der Brandenburger Einbaum im Neuen Museum
Der Brandenburger Einbaum im Neuen Museum © Claudia Klein

Arbeitsintensiver Bootsbau
Zusammen mit dem Einbaum ausgestellt sind die Werkzeuge, die während der Steinzeit für seine Anfertigung zur Verfügung standen: Äxte und Beile aus Stein. Leicht kann man sich so vorstellen, wie viel Arbeit in dem Bootsbau steckt. Genutzt wurde der Einbaum vermutlich zum Fischfang und/oder zum Transport von Waren über Wasser. Von anderen Fundstellen sind steinzeitliche Paddel bekannt, die wahrscheinlich auch in Linum genutzt wurden.

Ein Mann des indigenen Volksstammes Brasiliens, Guató, im Einbaum am Caracara-Fluss © Max Schmidt
Ein Mann des indigenen Volksstammes Brasiliens, Guató, im Einbaum am Caracara-Fluss © Max Schmidt

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