Besuch aus Småland: Papier-Fallschirme

Auch wenn Småland als Region nicht jedem bekannt ist, so fanden doch viele Erzeugnisse aus dieser schwedischen Provinz Eingang in unseren Alltag. Während der Laufzeit der Småländischen Kulturtage im Museum Europäischer Kulturen stellt die wissenschaftliche Volontärin Alina Helwig hier die wichtigsten småländischen Exportschlager vor. Diese Woche: Papier-Fallschirme.
Zwischen Waldtrollen, Designerstühlen, Buckelwiesen und Glasfabriken fiel mir in der Begleitausstellung der Småländischen Kulturtage mit dem Titel „Auf der bewaldeten Klippe“ ein Foto besonders auf. Eine der Arbeiten der Berliner Fotografin Christina Glanz zeigt einen Einwegfallschirm aus den 1940-er Jahren, an dem ein grünes „Exit-Zeichen“ und ein rotes Kreuz auf dem am Fallschirm hängenden Paket die Aufmerksamkeit erregen. Aufgenommen wurde dieses Bild im Industrimuseet Gislaved, das Christina Glanz auf einer ihrer Reisen durch Småland besuchte.

Die Fallschirme aus Papier wurden während des 2. Weltkrieges von Nissafors Pappersförädling AB (Papierveredlungsanlage Nissafors) hergestellt. 1943 erhielten die Brüder Leif und Peder Thilén von der schwedischen Regierung den Auftrag, in ihrer Papiertaschenfabrik Fallschirme zu entwickeln und herzustellen. Mit ihrer Hilfe sollten Versorgungspakete zu der notleidenden Bevölkerung in unzugänglichen Regionen im Norden Schwedens und Norwegens gelangen. Die Traglast betrug maximal 50 Kilo und der erste Auftrag umfasste gleich 1000 Fallschirme. Nach ersten erfolgreichen Einsätzen wurde der Auftrag bald auf über 15.000 Stück erweitert. Lebenswichtige und zerbrechliche Güter wurden in Heu verpackt, das dann zur Fütterung der Tiere genutzt werden konnte. Nach 1945 wurden die Papier-Fallschirme auch in andere Länder exportiert. Frankreich war damals einer der größten Abnehmer und nutzte die Fallschirme später im Algerienkrieg. Bereits 1948 wurde die Produktion von Fallschirmen in Nissafors eingestellt und das Unternehmen stellte wieder hauptsächlich Tragetaschen her.
Es ließen sich noch viele weitere Geschichten über kleine und große Exportschlager aus Schweden erzählen: von der schwedischen Möbelindustrie, die namhafte Designer wie Bruno Mathsson hervorbrachte, von der langen Tradition des Glaskunsthandwerks oder von den Auswanderer-Romanen des wohl berühmtesten schwedischen Schriftstellers Vilhelm Moberg. Leider müssen diese Geschichten an anderer Stelle erzählt werden, denn am 29. August enden die Småländischen Kulturtage im Museum Europäischer Kulturen. Zum Abschied haben wir aber noch einen ganz besonderen Exportschlager für unsere Besucher: Einen musikalischen Beitrag aus dem Genre „Elch-Pop“.
These are the people I come from from Pia Fridhill on Vimeo.
Titelbild: Christina Glanz (Ausschnitt)
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