Forschung im Exil: Kiewer Prähistoriker*innen in Berliner Sammlungen
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Ein Archäologen-Ehepaar aus Kiew forscht derzeit im Rahmen eines Stipendiums in Berliner Sammlungen. Anton Gass vom Museum für Vor- und Frühgeschichte sprach mit den beiden über ihre Forschungen, den Krieg in der Ukraine und Zukunftsperspektiven.
Text und Interview: Anton Gass
Am 29. Mai 2022 ist ein Ehepaar aus Kiew nach Berlin gekommen. Zwei exzellente Forscher können dank der Unterstützung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Alexander von Humboldt-Stiftung die nächsten Monate weniger beschwerlich weiterarbeiten. Frau Dr. Maryna Daragan und Herr Dr. Sergii Polin sind wissenschaftliche Mitarbeiter der Früheisenzeitlichen Abteilung am Institut für Archäologie der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine in Kiew.
Nach dem Studium der Geschichte und Archäologie an der Poltawa Nationalen Pädagogischen Universität „W.G. Korolenka“ und an der Nationalen „W.N. Karasin“ Universität in Charkiw begann Maryna Daragan 2000 am Institut für Archäologie ihre Tätigkeit. Sie promovierte mit dem Thema „Shabotin Etappe der Frühen Eisenzeit in der Waldsteppe am rechten Dneprufer (nach den Materialien der Siedlung Shabotin)“. Seitdem beschäftigte sie sich mit verschiedenen Forschungsthemen zur bronzezeitlichen und skythischen Archäologie, zur Hallstattkultur und griechischer Kolonisation im nördlichen Schwarzmeerraum. Mittels Anwendung der GIS, geophysikalischer Prospektionen und experimenteller Archäologie gewann sie neue Einblicke in die altbewärten Fragen der technischen bzw. technologischen und sozialen Rekonstruktionen der prähistorischen Gesellschaften nördliches Schwarzmeerraumes.
Sergii Polin studierte Geschichte und Archäologie an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew. Seit 1973 arbeitet er am Institut für Archäologie in Kiew und erforscht verschiedene historische und archäologische Aspekte der skythischen und frühsarmatischen Kultur im nördlichen Schwarzmeerraum während des 1. Jahrtausends v. Chr. Seine Promotionsarbeit „Die Bevölkerungspopulation der nordpontischen Steppe während des 3.-2. Jahrhunderts v. Chr. (ethnopolitische Aspekte)“ diente als Grundbaustein für mehrere Monographien. Bis zum 2018 veröffentlichte Sergii Polin als Autor und Ko-Autor 12 Bücher und mehr als 100 Aufsätze über Skythen, deren Geschichte und Bestattungsrituale. 2005 erschien das erste Band der von Polin initiierten Buchreihe „Kurgane der Ukraine“ (Anm.: als Kurgane bezeichnet man in eurasischen Steppengebieten die Grabhügel). Diese Buchreihe beschäftigt sich mit der Publikation der Grabungsergebnisse von mehreren Fürsten- bzw. Königskurganen der Skythen auf dem Territorium der Ukraine, die man in den 1970-80er Jahren oft im Rahmen der Rettungsgrabungen untersuchte und damals oft unterrepräsentierte sowie nur im kurzen und knappen Format veröffentlichte. Da Sergii Polin öfter selbst Teilnehmer dieser Ausgrabungen war, verwaltet er heute die Grabungsdokumentation und die wissenschaftlichen Nachlässe der Ausgräber.
An einem runden Tisch mit Tee und Keksen serviert trafen wir beiden Prähistoriker*innen und konnten ein Gespräch führen.
Woran haben Sie zum Zeitpunkt vor dem Krieg in der Ukraine gearbeitet?
Maryna Daragan: Ich beschäftigte mich gleichzeitig mit mehreren Projekten und Aufgaben, die nicht nur der skythischen Archäologie, sondern auch dem Äneolithikum und der Bronzezeit gewidmet waren. Im Bereich der Skythenforschung lief die Vorbereitung einer Publikation über ausgewählte Gräber und Gräberfelder, die in den heutigen Gebieten Mikolajiw und Cherson in der Ukraine in den 1970-80er Jahren ausgegraben wurden. Besonderes Augenmerk lag auf einem Gräberfeld des 4. Jahrhunderts v. Chr. beim Dorf Wodoslawka und auf einem Grab in der Nähe des Dorfes Bulgakowo. Beide erwähnten Bodendenkmäler lieferten zahlreiches und vielfältiges Material, das eigentlich alle Seiten der materiellen Kultur der Skythen in der Steppe des Nördlichen Schwarzmeerraumes im 2.–3. Viertel des 4. Jahrhunderts v. Chr. charakterisiert. Besonders soll der Erhaltungszustand der Beigaben aus organischem Material emporgehoben werden. Unter anderem fanden sich ein einziger im gesamten Nördlichen Schwarzmeerraum erhaltener skythischer Bogen, Köcher, Textilfragmente, Holzgefäße und hölzerne Alltagsgeräte sowie kultische Amulette. Im Gegensatz zur asiatischen Hälfte des skythischen Kulturverbreitungskreises, wo in Permafrostkurganen des Altai Gebirges zahlreiche organische Objekte (tätowierte Mumien, Bekleidung, Objekte aus Holz, Leder, Wolle, Filz und gewebten Textilien) fast unverändert bis zu unseren Tagen gut erhalten waren, lassen die klimatischen Naturbedingungen der Nördlichen Schwarzmeerregion organische Objekte in Gräbern verschwinden, so dass man in Gräbern nur anorganische Objekte freilegte. Faktisch basieren die Rekonstruktionen der kriegerischen reiternomadischen Gesellschaft der europäischen Skythen nur anhand der gefundenen Materialien aus Metall, Knochen, Glas, Keramik und Stein. Die Entdeckung einer umfangreichen Reihe von Holz-, Leder- und Textilobjekten in skythischen Gräbern der Nekropole Wodoslawka und im Kurgan 5 beim Dorf Bulgakowo bietet eine beispiellose Gelegenheit, viele einzigartige Gegenstände sichtbar zu machen und die Herkunft der Materialien, aus denen sie hergestellt wurden, zum ersten Mal zu bestimmen.
Mein zweites großes Forschungsthema war das Studium der skythischen Waffenausstattung angestrebt, insbesondere skythische Pfeile und Bögen. Die skythische Epoche hatte eine bedeutende Spur in der Menschheitsgeschichte hinterlassen. Die Funde aus skythischen Königskurganen und der skythischen Tierstilkunst weisen einen breiten Bekanntschaftskreis auf. Jedoch einen großen Einfluss übten auf die Zeitgenossen nicht die Kurgane oder die Kunsterzeugnisse, sondern die Errungenschaften der skythischen Waffenmacher aus. Die Entwicklung der skythischen Kompositbögen und Pfeile mit dreiflügeliger Pfeilspitze beeinflussten die Entstehung neuer Kampftechniken und den Siegeszug der berittenen Kämpfe. Dank dieses Know-Hows beherrschten die Skythen lange Zeit im 1. Jahrtausend v. Chr. die politische Szene Eurasiens. Die Tatsache, dass die Skythen in erster Linie Bogenschützen waren, wird durch archäologisches Fundmaterial bestätigt. Pfeile mit bronzenen Pfeilspitzen sind eine meist verbreitete und qualitativ äußerst diverse Kategorie der archäologischen Funde, die in mehreren skythischen Gräbern gefunden wurden. Dagegen sind die Pfeilspitzen als eine archäologische Informationsquelle am wenigsten untersucht. Im Laufe mehrerer Jahre habe ich Köchersätze aus mehr als 800 Komplexen des Nordpontischen Raumes (Anm. Pontus ist die lateinische Bezeichnung des Schwarzen Meeres) mit einer Gesamtzahl von etwa 50.000 Pfeilspitzen bearbeitet und untersucht. Der neue Ansatz beinhaltete allumfassende Beschreibung und Katalogisierung von jeder Pfeilspitze aus einem Köcherset, deren Gesamtform, Struktur, Besonderheit jedes Flügelsegments, Gewicht und Vorhandensein oder Fehlen von jeglichen Markierungen. Das Metall einiger Pfeilspitzen wurde auf seine Struktur chemisch analysiert, um die Erkenntnisse zum Herstellungsprozess und zur Herkunft des Rohmaterials zu liefern. Die Zusammenstellung eines solches Pfeilspitzenkatalogs soll die Transformation, Formenveränderung und die Entwicklung der Pfeilspitzen als eines dominierenden Fernwaffentyps der skythischen Epoche verhelfen, besser zu verstehen. Eine große Rolle spielte dabei das Studium der Herstellungstechnik und der Technologie des Pfeilspitzengießens. Eine Rekonstruktion der Technologie und Gießtechnik diente dazu, die Organisation des Herstellungsprozesses dieser zahlreichen Fundgattung besser nachzuvollziehen, da schlussendlich eine Mehrzahl der skythischen Krieger mit solchen Waffen ausgestattet war. Die technischen und technologischen Rekonstruktionsfragen konnten mittels experimenteller Archäologie gelöst werden. Wir unternahmen mehrere Gießversuche mit der Anwendung verschiedener Gießtechniken: Pfeilspitzenguss in einer Metallform; Benutzung der Metallformen für die Herstellung der Wachsformen und Pfeilspitzenwachsguss. Die Erzeugnisse verschiedener experimentellen Gießverfahren verglichen wir metallografisch mit originalen skythischen Pfeilspitzen. Im Laufe der Arbeit entstanden vier unterschiedliche Gießformen für die Pfeilspitzenherstellung.
Zudem erforschte ich skythische Brustpanzerung. Da die Panzer, als ein Nachweis zur Änderung der Schutzwaffen, durch Perfektionierung des Bogens auch eine Modernisierung erlebt haben dürfen. Es fanden verschieden Analysen, 3D-Modellierung und Rekonstruktion eines der zwei relativ gut erhaltenen, in der Ukraine gefundenen skythischen Brustpanzer statt. Dieser Panzer stammte aus einem Grab der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. beim Dorf Nowaja Rosaniwka im Gebiet Mikolajiw.
Sergii Polin: Ich stand kurz vor dem Abschluss meiner neuen Monographie (Band 7 der Reihe Kurgane der Ukraine), die den skythischen Kurganen des 5.–4. Jahrhunderts v. Chr. aus dem Gebiet Cherson gewidmet sein soll. Das Studium fasst etwa 150 Kurgane der Skythenzeit, welche sowohl für die Elite der Reiternomadengesellschaft als auch für die durchschnittliche skythische Bevölkerung errichtet worden waren.
Daragan / Polin: Zusammen arbeiteten wir an den wissenschaftlichen Rekonstruktionen und Analysen der Bestattungspraktiken der äneolithisch-frühbronzezeitlichen Bevölkerung im Gebiet Cherson während des 3.–2. Jahrtausends v. Chr. an. Als Ziel der Forschung war eine analysierte Zusammenstellung solcher Praktiken in Form einer Monographie angesetzt. Einer der geographischen Schwerpunkte sollte um das Dorf Welyka Oleksandriwka liegen, wo heutzutage die Kampflinie verläuft und heftig gekämpft wird.
Dabei konzentrierten wir uns vor allem auf äneolithische Gräber, die mit Сromlechs umrandet waren. Detailgetreu rekonstruierten wir die stratigraphische Reihenfolge der Gräber und die zu ihnen gehörenden Steinkonstruktionen von Cromlechst. Dadurch bekamen wir einen Überblick zur Entwicklung der verschiedenen Bestattungspraktiken der äneolithischen Epoche in der Südukraine. Zwei Stelen von einem Cromlech wiesen animalistische Darstellungen auf. Bis jetzt sind diese zwei Stelen eine singuläre Erscheinung der animalistischen Kunst des Äneolithikums im nördlichen Schwarzmeergebiet.
Wie hat der Krieg Ihre Arbeit und Ihr Leben in der Ukraine beeinflusst?
Daragan / Polin: Noch vor dem Krieg im Zuge der Corona-Schutzmaßnahmen wurde die ganze Forschungsarbeit vollständig im Format des Homeoffice umgelegt. So dass man weiterhin zu Hause blieb und fern an den Laptops arbeitete. Die nötige Dokumentation und Bücher wurden im Laufe der letzten zwei Jahre fast vollständig digitalisiert oder nach Hause geschafft. Maryna untersuchte und sammelte skythisches Material in den Sammlungen der Museen von Cherson, Saporishshja, Tscherkassy, Poltawa, Dnipro u.a. Auf solche Weise stellten wir ein sehr umfangreiches Informationskonvolut zusammen. Darüber hinaus wurde eine Vielzahl von Materialien für verschiedene Analysen ausgewählt und beprobt. Jetzt, aktuell solch ähnliche Arbeit durchzuführen, scheint nicht mehr möglich zu sein. Leider weiß niemand, wann das wieder möglich sein wird.
Subjektive Betrachtung des Alltags ist eine Andere geworden. Nach wenigen Tagen lernte man die Explosionen am Stadtrand auszublenden. Anders als das Heulen der Alarmsirenen, das stark an die Psyche ging und diese Töne belasteten den Arbeitsalltag immens. Es entstanden Probleme mit der Material- und Datenanalyse, da die Ansprechpartnerinstitutionen ihren Arbeitsablauf stark geändert hatten. Eine weitere Schwierigkeit waren die anstehenden Pläne zu den Publikationen und Veröffentlichungen, die zuerst umgelegt und neu geplant werden sollten. Zweifellos war die Lage in Kiew gegen Ende Februar / März – und Anfang April zeitweise sehr beunruhigend und man hatte persönlich einige z.T. lebensbedrohliche Probleme. Doch irgendwie klärte sich der Lebensalltag, jedoch nicht ohne Unterstützung zahlreicher internationaler Kolleg*innen. Die Solidarität und Unterstützung durch die Fachwelt war beispiellos. Wir sind allen dankbar, denen die Notlage in Kiew und in der Ukraine nicht gleichgültig war.
Große Sorge stellte die gewonnene Forschungsinformation dar. Es war ungewiss, ob man die neuen Erkenntnisse erhalten, archivieren und retten konnte. Aus diesem Grund wurde Kontakt zu den Kolleg*innen in Berlin aufgenommen, an der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und direkt am Museum für Vor- und Frühgeschichte, mit der Bitte eine Möglichkeit zu schaffen, die Daten künftig sicher zu archivieren. Nach nur wenigen Tagen war ein sicherer VPN-Tunnel aufgebaut und die Daten konnten übergetragen werden. Zwar oftmals mit Störungen, da die Internetverbindung instabil blieb, allerdings spürten wir zu diesem Moment die Offenheit und Unterstützungswillen von Berliner Seite, was uns einen zusätzlichen Halt gegeben hat.
Können Sie als Stipendiat:in der SPK und der AvH-Stiftung mit der Gastadresse SPK von Berlin aus Ihre Forschungsarbeit problemlos fortführen?
Daragan / Polin: Zweifellos. Nur in Berlin können wir aktuell effektiv arbeiten.
Was geschieht mit den archäologischen Funden vor Ort in Kiew? Sind sie ausreichend geschützt vor einem möglichen Raketeneinschlag oder anderen militärischen Eingriffen?
Daragan / Polin: Da wir nicht aus dem musealen, sondern aus einem Forschungsinstitutsbereich kamen, können wir keine exakten Antworten liefern. Aus dem musealen Bereich hörte man, dass sich die archäologischen Funde, die in verschiedenen Kiewer Museen und Sammlungen aufbewahrt werden, in Sicherheit befinden. Das von Europäischen Partnerinstitutionen im Rahmen der Unterstützungshilfsmaßnahmen für die Kultureinrichtungen der Ukraine gesendete Verpackungsmaterial für Restaurierungs- und Konservierungsbedarf trug dazu bei, dass noch mehr Objekte sicher verpackt und transportiert werden können. Da es sich um die hochsensiblen Daten des Kulturerbes des Landes handelt, bleiben weitere Informationen im engen Kreis der zuständigen Museumsmitarbeiter*innen verschlossen.
Ein Teil des archäologischen Materials, das vor kurzem durch die Ausgrabungen freigelegt wurde, blieb am Institut für Archäologie. Nach den Grabungskampagnen brachten die Archäologen die Prunkfunde aus Edelmaterial auf dem schnellsten Weg in die Museen. Die Massenfunde aus Stein, Bronze, Eisen, Keramik und anderen Materialien blieben zuerst einige Monate im Institut für Archäologie, damit die Wissenschaftler*innen die Funde ganz genau dokumentieren, analysieren, restaurieren oder konservieren können. Nach Abschluss der Untersuchungen gelangen auch diese Objekte in die Museen. Auf solche Weise blieb ein Teil der Objekte, vor allem die neuesten Funde, in den Räumlichkeiten des Institutes. Aktuell können wir nur hoffen, dass ihnen nichts geschieht und die Institutsgebäude bis zum Ende des Krieges keinen Schaden nehmen.
Man muss noch anmerken, dass im Vergleich zu den Menschenleben, die auf eine tragische Weise enden, ist das Schicksal der Objekte zweitrangig. Zuerst muss man die Menschenleben retten und danach kann man sich Gedanken über Objekte machen.
Wie sieht Ihre Perspektive nach dem Ende des Stipendiums aus? Können Sie in die Ukraine zurückkehren und nahtlos Ihre Arbeit fortsetzen?
Daragan / Polin: Keine Ahnung. Auf jedem Fall wollen wir in die Ukraine zurückkehren. Unsere Forschung soll in der Ukraine weitergeführt werden und auf lange Sicht ist sie außerhalb der Ukraine unmöglich. Wie bereits Boris Mosolewski (Anm.: führender Skythenforscher der Ukraine während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) sagte, jeder Skythenforscher regelmäßig erneut Herodots Geschichte lesen und zu den Kurganen in der Steppe zurückkehren müsse. Herodot können wir überall auf der Welt lesen, jedoch um zu den Kurganen zurückzukehren, müssen wir in die ukrainische Steppe ausfahren.
Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft?
Daragan / Polin: Wenn wir über unsere beruflichen Pläne sprechen, möchten wir in der kurzfristigen Perspektive die Arbeit an zwei Monographien über die skythischen Kurgane des Gebietes Cherson (für die Buchreihe Kurgane der Ukraine) in Berlin abschließen und, wenn möglich, mindestens eine davon bis Ende des Jahres veröffentlichen. Ich (Red. Sergii Polin) würde gern noch zusätzlich die Funde aus den skythenzeitlichen Kurganen von Gut Maritzyn (Gebiet Cherson, Ukraine), die 1910-1911 von Berliner Forscher Max Ebert ausgegraben wurden und heute zur Sammlung der vorrömischen Eisenzeit des Museums für Vor- und Frühgeschichte der SMB-PK gehören, solange ich in Berlin bin ins Auge fassen. Natürlich braucht man für eine normale Arbeit auch normale Bedingungen. Derzeit haben wir, zum Beispiel, nur mittelmäßig gelöstes Wohnungsproblem. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass wir in absehbarer Zukunft nach Kiew zurückkehren müssen, um dort unsere Arbeit fortzusetzen.
Über langfristige Perspektive zu sprechen, ist aktuell sehr schwierig. Hier wollen wir unser professionelles, berufliches Leben weiteren Veröffentlichungen widmen. Jede Menge unseres eigenen archäologischen Materials, das in den letzten Jahren untersucht und bearbeitet wurde, liegt noch vor uns. Das Analysieren, Bearbeiten und Veröffentlichen von dieser Masse der Funde und Grabungsergebnissen ist eine der Möglichkeiten den gewonnenen Wissensfundus und das archäologische Kulturerbe der Ukraine auf Dauer zu sichern. Die Wichtigkeit solcher Arbeit wurde ganz deutlich durch die Not und dramatische Entwicklung neuester Geschichte der Ukraine und gesamt Europas sichtbar. Leider ist es uns nicht möglich aus eigener Kraft zu stemmen, archäologische, technologische und sozial-historische Rekonstruktionen durchzuführen; Kopien von Mastermodellen und einigen bedeutenden Funde zu erstellen, um experimentelle Ansätze zu studieren sowie es fehlt oft an den Möglichkeiten paläoanthropologische, paläopathologische und archäogenetische Analysen und Untersuchungen durchzuführen. Bei solchen Vorhaben ist man auf die Unterstützung der internationalen Fachwelt angewiesen.
Die noch nicht erforschte und bearbeitete Masse der Grabungsmaterialien betrifft sowohl die Ergebnisse unserer eigenen Ausgrabungen (Sergii leitet die Ordshonikidse-Expedition, ihres Zeichens die größte Rettungsgrabungsexpedition des Institutes für Archäologie der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine) als auch die Grabungsdokumentation, Unterlagen und der wissenschaftliche Nachlass verstorbener Kolleg*innen. Diese Studien zu veröffentlichen, sehen wir als unsere eigene Pflicht.
Maryna Daragan bezieht seit dem 01.06.2022 sie ein Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. Ihr wissenschaftlicher Gastgeber und Gastinstitut ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin.
Sergii Polin bezieht seit dem 01.06.2022 sie ein Forschungsstipendium der Staatlichen Museen zu Berlin mit dem Gastgeberinstitut Museum für Vor- und Frühgeschichte im Neuen Museum.
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