Krankheit in der Antike: Von Dämonen und Wundbrand
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In Krisenzeiten benötigt man Beistand, ob spiritueller Art oder in Form des Mitgefühls vertrauter Menschen. Die Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin bewahrt unzählige antike Dokumente auf, die dieses Thema vielfältig illustrieren.
Text: Marius Gerhardt
Göttlichen
Beistand und Schutz erhofften sich die Menschen in der Antike in vielen
Notsituationen. So verwundert es auch nicht, wenn sich Amulette zum
Schutz vor Krankheiten oder zur Heilung erhalten haben. Diese wurden zu
kleinen Päckchen gerollt oder gefaltet und an einem Strick oder in einem
kleinen Behältnis am Körper getragen. Im trockenen Klima Ägyptens, das
zu dieser Zeit zum Byzantinischen Reich gehörte, wurden unter vielen
anderen auch zwei christliche Amulette konserviert.
Auf dem sehr
schmalen Papyrus eines der Amulette haben sich vier unvollständige
Zeilen erhalten, in denen Jesus Christus angerufen wird, die namentlich
nicht genannte Trägerin dieses Amuletts von allen Krankheiten – unter
anderem werden auch Fieber und Kopfschmerzen genannt – zu heilen und sie
vor Hexerei und allen bösen Geistern zu schützen. Interessant dabei
ist, dass Jesus Christus nicht nur allgemein als mächtiger
Heiland/Heiler angerufen wird. Darüber hinaus wird seine heilende Macht
ganz konkret an einem Beispiel aus dem Neuen Testament verdeutlicht,
nämlich der Heilung von Petrus‘ Schwiegermutter vom Fieber.
Sehr
viel konkreter wird es im nächsten Beispiel: Auf Pergament hat sich ein
weiteres christliches Schutzamulett gegen Krankheit fragmentarisch
erhalten. Sehr deutlich sieht man noch die Spuren der ursprünglichen
Faltung dieses Blattes. Hier ist es nun nicht nur die göttliche Macht,
die durch ein Trishagion (Dreimalheiligruf) direkt angerufen und um
Heilung für den Träger des Amuletts gebeten wird. Stattdessen wird der
Krankheit zuerst mit dem Schrecken Gottes gedroht. Sie wird aufgefordert
zu verschwinden. Hier wird die in der Antike weit verbreitete Idee der
Krankheit als Dämon deutlich. Die Krankheit wird als Wesen (Dämon)
direkt angesprochen. Sie ist zu menschlichen Regungen fähig und kann
somit den Schrecken Gottes fürchten. Das Amulett gipfelt in dem Ausruf:
Jesus Christus siegt!
Wenn uns durch solche
Amulette die Vorstellungswelt der antiken Menschen deutlich wird, so
nähern wir uns ihnen noch viel mehr, wenn wir ihre persönlichen Briefe
lesen. Und in diesen geht es gelegentlich auch um Krankheiten.
Einige
Jahrhunderte älter als die beiden vorgestellten Amulette ist der Brief
einer Mutter an ihren kranken Sohn Hegelochos. Dieser ist offenbar beim
Militär im Nildelta oder an der Mittelmeerküste Ägyptens stationiert.
Von dem Veteran Serapion erfährt nun Hegelochos‘ Mutter von einer
Verletzung, die er sich zugezogen hat. Nun schreibt sie ihm diesen
Brief, in dem ihre Sorge um seine Gesundheit direkt greifbar wird.
Augenscheinlich hat ihr Serapion auch berichtet, dass Hegelochos
übermäßig matt sei. In ihrer Sorge nimmt die Mutter nun an, dass sich
die Verletzung entzündet hat. In der damaligen Zeit konnte das
schwerwiegende Folgen haben. Auch wenn Serapion anscheinend versucht
hat, Hegelochos‘ Mutter zu beruhigen, hat das ihre Sorge nicht
verringert. Denn sie will es nicht bei Worten belassen. Sie insistiert,
dass Hegelochos ihr schreibt, wenn es ihm schlechter geht. Sofort, so
schreibt sie, würde sie dann irgendeinen Weg finden, um zu ihm zu
kommen. Man spürt regelrecht ihre Sorge, wenn sie ihren Sohn schließlich
daran erinnert, dass er als Vater doch wisse, was es heißt, sich um ein
Kind zu ängstigen.
Wir hoffen, dass sich Hegelochos schnell von
seiner Verletzung erholt hat. Wir wissen es nicht. Denn leider kennen
wir ihn nur aus diesem einen Brief.
Eine neue Vitrine in der Dauerausstellung des Vorderasiatischen Museums enthält eine in Keilschrift geschriebene Tontafel über die rechtliche Stellung von… weiterlesen
Guten Tag! Sagen Sie mir bitte, wo ich ein Foto des ersten Abschiedsbriefes finden kann, der auf Papyrus geschrieben wurde. Im Internet wird berichtet, dass es in Ihrem Museum aufbewahrt wird. Sehr notwendig für wissenschaftliche Arbeit! Danke
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