Künstlerische Grenzüberschreitungen – Queere Identitäten im Bode-Museum
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Der 26. Oktober ist der Welttag der Intersexualität. Ein
Objekt im Bode-Museum zeigt eindrücklich, wie sich das Spektrum der
geschlechtlichen Vielfalt und der sexuellen Identitäten auch in den
Sammlungen des Museums widerspiegelt.
Text: Teresa Laudert
Der
26. Oktober ist der Welttag der Intersexualität. Ein Objekt im
Bode-Museum zeigt eindrücklich, wie sich das Spektrum der
geschlechtlichen Vielfalt und der sexuellen Identitäten auch in den
Sammlungen des Museums widerspiegelt. Die Heilige Wilgefortis, auch als
Heilige Kümmernis bekannt, ist eine Figur, deren Darstellung seit dem
Spätmittelalter europaweit verbreitet war und die vor allem im
Volksglauben verehrt wurde.
Laut
einer Legende wehrte sich die zum Christentum bekehrte Prinzessin
Wilgefortis gegen eine Zwangsheirat mit einem Heiden. Sie bat Gott um
Hilfe, der ihr einen Bart wachsen ließ. Daraufhin löste ihr Verlobter
das Eheversprechen und ihr Vater verurteilte sie zum Tod am Kreuz – ein
Martyrium, das eigentlich nur Männer durchliefen.
Die Darstellung
der Heiligen Wilgefortis beruht auf der Vermischung dieser religiösen
Legende mit einem künstlerischen Vorbild, das umgedeutet und neu
interpretiert wurde: das heute verlorene Kruzifix Sacro Volto, das sich
in Lucca (Italien) befand. Die hölzerne Skulptur aus dem 12. Jahrhundert
zeigte den gekreuzigten Christus mit Bart, langem Haar und kostbar
geschmücktem Gewand. Seine Augen waren – gemäß der östlichen
Bildtradition des Christus am Kreuz – geöffnet.
Im
Mittelalter war diese Skulptur ein populäres Kultbild und beliebtes
Pilgerziel. Kopien von ihr wurden im nördlichen Europa als gekreuzigte
bärtige Frau interpretiert und in die Darstellung der Heiligen
Wilgefortis übernommen. Heute ist die beliebte Schutzpatronin der Frauen
zu einer Symbolfigur des Widerstands gegen das Patriarchat geworden.
Die
Heilige Wilgefortis ist eine von vielen spannenden Werken im
Bode-Museum, die bislang übersehene oder ignorierte Aspekte queerer
Identitäten sichtbar werden lassen. Den queeren Perspektiven, ihrer
Bewertung und künstlerischen Verarbeitung widmet sich der erste Teil der
2019 initiierten Ausstellungsreihe „Der zweite Blick“. Bei der Reihe
handelt es sich um Ausstellungen, die permanent in die Dauerausstellung
der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst im Bode-Museum
integriert sind und sich mit aktuellen Themen von gesellschaftlicher
Relevanz beschäftigen. Im ersten Teil „Der zweite Blick: Spielarten der
Liebe“, eine Kooperation mit dem Schwulen Museum Berlin, werden in fünf
Rundgängen Darstellungen, die nicht den tradierten Geschlechternormen
entsprechen, näher beleuchtet.
Für Interessierte stehen die
Inhalte der Ausstellung „Der zweite Blick: Spielarten der Liebe“ und der
begleitende Katalog auch online kostenfrei zur Verfügung unter: www.smb.museum/derzweiteblick.
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