Leichtfüßig in den Herbst: Jetzt ist die optimale Museumszeit!
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Auf der Museumsinsel starten die Häuser mit „Germanen – Eine
archäologische Bestandsaufnahme“ und „Dekadenz und dunkle Träume. Der
belgische Symbolismus“ in den Herbst – die Museumsdirektoren Matthias
Wemhoff und Ralph Gleis im Gespräch.
Interview: Ingolf Kern und Sven Stienen
Es
sollten die Highlights des Frühjahrs im Jahreskalender der Staatlichen
Museen zu Berlin werden: die Germanen-Schau des Museums für Vor- und
Frühgeschichte und die Hommage an den belgischen Symbolismus in der
Alten Nationalgalerie. Dann kam Corona. Ab 18. September sind die beiden
Ausstellungen nun zu sehen. Im Gespräch mit dem Direktor des Museums
für Vor- und Frühgeschichte, Matthias Wemhoff, und dem Leiter der Alten
Nationalgalerie, Ralph Gleis, schwingt die Hoffnung mit, dass die
Museumsinsel trotz aller Auflagen einen goldenen Herbst erlebt.
Eine ganz einfache Frage zu Beginn: Wie geht es Ihnen und Ihren Häusern?
Matthias Wemhoff: Wer sich derzeit ins Museum traut, auf den wartet ein wunderbares
Erlebnis – man hat viel Platz um sich herum und kann ganz nah an die
Objekte herankommen. Es ist gerade eigentlich die optimale Museumszeit.
Ralph Gleis: Als im Mai die ersten Häuser wieder öffneten, gab es viel Bangen, ob
überhaupt Leute kommen würden. Als es dann doch wieder anlief, waren wir
ganz überrascht über das Interesse, aber nun stagnieren die Zahlen auf
einem niedrigen Level. Die erlaubten Besucherkontingente, die wir vorher
festgelegt haben, schöpfen wir derzeit nicht aus. Damit geht es uns wie
vielen anderen Kultureinrichtungen, etwa der Philharmonie. Wir sind nun
lokaler ausgerichtet, vorher haben wir ja stark auf ein internationales
und touristisches Publikum gesetzt. Nun überlegen die Besucherinnen und
Besucher sehr genau, welche Angebote sie in der Stadt wahrnehmen, daher
sind so große Projekte wie die Germanen-Ausstellung oder unsere
Ausstellung zum Belgischen Symbolismus gute Zielpunkte und wir sind
gespannt, wie sie angenommen werden. Da könnten wir dann vielleicht an
die Grenzen der Kontingente stoßen, mal schauen.
Was waren die größten Herausforderungen in der Krise?
Wemhoff: Sicherlich die Ausstellungsplanung. Viele Häuser hatten in den
vergangenen Monaten komplett geschlossen und es war sehr schwierig, an
Informationen aus diesen Häusern zu kommen. Wir mussten mit Schätzwerten
planen und improvisieren. Aber am Ende haben wir es doch geschafft,
nicht zuletzt, weil unsere Kooperationspartner im In- und Ausland alles
darangesetzt haben, uns die Infos so schnell wie möglich zukommen zu
lassen, so dass wir trotz des Lockdowns verbindlich planen konnten.
Gleis: Bei uns kam noch die Verschiebung hinzu. Wir hatten geplant, im Mai zu
eröffnen, und es stand alles bereit, als der Lockdown kam. Verträge und
Transporte wurden durch Corona jäh gestoppt. Eine Ausstellung zu machen
ist ein bisschen so, wie ein Puzzle zusammen zu setzen; das in unserem
Fall 200 Teile hat. Es sind Kunstwerke von 50 Leihgebern aus der ganzen
Welt, von Belgien bis Budapest, von Südfrankreich bis Nordamerika. Nun
hat sich der Start der Ausstellung durch die Komplikationen in den
Herbst verschoben und wir mussten dann mit allen Partnern Kontakt
aufnehmen und schauen, ob Verträge nachverhandelt werden können und ob
wir trotz der Verschiebung alle Teile im selben Zeitraum in Berlin
vereinen konnten. Aktuell ist unsere größte Sorge daher, dass mit den
Transporten alles klappt, es an den Ländergrenzen keine Probleme gibt
und die Sicherheit der Werke, aber auch der mitreisenden Kuriere
gewährleistet ist.
Haben sich durch Corona auch die Parameter des Erfolgs verändert?
Gleis: Die Planung unserer Ausstellungen ist natürlich auch von wirtschaftlichen Gedanken geleitet, denn wir
brauchen viele Besucherinnen und Besucher und damit wirtschaftlichen
Erfolg, um weitere Ausstellungen machen zu können. Dieses Modell ist
jetzt ins Wanken gekommen. Die Finanzierung dieser Ausstellung steht
glücklicherweise und wir müssen nun ausprobieren, was funktioniert und
schauen, wie die Dinge sich entwickeln. Es ist im Grunde ein Versuch.
Auf der anderen Seite muss man grundsätzlich fragen: Ist Erfolg im
Museum abhängig von Besucherzahlen? Wir haben ja heute viel mehr
Möglichkeiten, Museum zu erleben. Die Resonanzstärke, die wir in
verschiedenen Medien entfalten können, ist auch ein Gradmesser: Wie
werden unsere Themen in der breiten Öffentlichkeit aufgenommen und
diskutiert? Was das angeht sind wir optimistisch, denn unser Thema passt
sehr gut in die heutige Zeit. In der Umbruchszeit um 1900 war man auf
einem Höhepunkt wirtschaftlicher Blüte und hatte gleichzeitig Angst vor
dem Absturz. Und diese Unsicherheit gibt es auch heute wieder. Wir haben
Jahre des steigenden Wohlstandes erlebt, aber es gibt schon seit
Längerem Anzeichen dafür, dass eine gesellschaftliche Veränderung
bevorsteht. Debatten etwa über Klimawandel und Nachhaltigkeit sind nicht
neu, aber die Krisenstimmung wird durch Corona verstärkt. Wir sind also
mit unserer Ausstellung am Puls der Zeit und hoffen, dass wir damit
Akzente setzen können.
Wemhoff: Ich glaube auch, dass die Zahlen natürlich ganz anders ausfallen werden, als wir es normalerweise bei so einer Ausstellung wie den „Germanen“ erwarten würden. Das ist ein Thema für die breite Öffentlichkeit, für
Familien und Leute, die sonst nicht unbedingt ins Museum gehen. Aber wir
haben Einschränkungen durch begrenzte Besucherzahlen und werden nie auf
die üblichen Zahlen kommen. Reine Besucherzahlen sind diesmal also kein
akkurater Gradmesser. Aber ein positiver Aspekt ist vielleicht, dass es
auch eine Ausstellung für die Berlinerinnen und Berliner ist. Zum einen
besteht eine sehr gute Chance, trotz geringer Kapazitäten in die
Ausstellung reinzukommen und sie sich in Ruhe anzusehen. Zum anderen
passt das Thema auch sehr gut zu Berlin, denn wir beschäftigen uns mit
der eigenen Geschichte, mit dem, was hier war. Die Zeit vom 1. bis ins
4. Jh. ist eine Epoche, die sich archäologisch in fast jedem Dorf hier
wiederfindet. Daher auch der Titel „Eine archäologische
Bestandsaufnahme“. Wir finden die Zeugnisse dieser Epoche überall in
Mitteleuropa. Und wir befinden uns gerade in einer Zeit, in der wir uns
durch Reiseeinschränkungen wieder vermehrt mit unserer eigenen Umgebung
beschäftigen – die Leute sind plötzlich in Brandenburg unterwegs und
schauen sich die eigene Geschichte, die Landschaft und die Kultur an.
Insofern ist auch unsere Ausstellung ein absolut zeitgemäßes Thema.
Herr
Wemhoff, ahnten Sie, dass es Irritationen, Ängste und Diskussionen
geben könnte, als Sie die Germanen-Ausstellung konzipierten? Wie gehen
Sie damit um? Reicht der Verweis auf die archäologische
Bestandsaufnahme?
Wemhoff: Die
archäologische Bestandsaufnahme kann gewachsene Bilder in den Köpfen
verändern. Wer waren denn eigentlich die Germanen? Wir haben inzwischen
so viele Funde, dass wir nicht mehr wie im 19. und 20. Jh. nur das Bild
der römischen Schriftquellen reproduzieren. Was Tacitus und Cäsar über
die Germanen geschrieben haben, war lange Zeit in den Köpfen verankert.
Vieles davon ist bis heute existent, aber die Archäologie hat inzwischen
so viele Quellen, dass sie eigene, kontrastierende Bilder entwerfen
kann. Wir können heute sehr genau sagen, dass es nicht stimmt, wenn
Tacitus Germanien als ein Meer von Wäldern und unbewohnter Wildnis
beschreibt. Tatsächlich finden wir ein enges Netz von Siedlungen – alle
drei oder vier Kilometer gab es ein Dorf. Auf einmal bricht das Bild des
wilden Volkes zusammen. Das wird man auch in der Ausstellung sehen. Und
wenn man über diese Bilder diskutiert und sie mit neuen Erkenntnissen
abgleicht, dann kann man auch den von den Römern geprägten
Germanenbegriff nutzen. Dass es Germanen gegeben hat, egal ob und ab
wann sie sich selber so genannt haben, ist Fakt, doch die zahlreichen
Mythen, die sich um sie ranken, müssen wir hinterfragen.
Dazu passt ja auch, dass ein Teil der Ausstellung im Vaterländischen Saal des Neuen Museums stattfindet …
Wemhoff: Der Vaterländische Saal ist der erste Raum in einem deutschen Museum,
der speziell für die eigenen frühgeschichtlichen Funde gestaltet wurde.
Zuvor hatte man hauptsächlich griechisch-römische Skulpturen und Gemälde
ausgestellt, doch in der Mitte des 19. Jh. werden plötzlich die Funde
wichtig, die die eigene Geschichte erzählen. Diese werden nun gezeigt,
auch wenn sie nur Urnen oder Steinwerkzeuge sind. Dahinter steckt ein
neuer kulturgeschichtlicher Anspruch, denn man beginnt, die regionale
Geschichte als Teil der Weltgeschichte zu begreifen. Der Architekt des
Museums wollte dann noch etwas Farbe dort reinbringen und deswegen gibt
es den Fries der nordischen Götterwelt. Die isländischen Eddatexte waren
ja erst wenige Jahre bekannt und von den Brüdern Grimm übersetzt
worden. Nun wollte man zeigen: Wir sind Teil einer großen
Welterkenntnis.
Gleis: So unterschiedlich die Themen scheinen mögen, so viele Gemeinsamkeiten
gibt es doch zwischen unseren Häusern und Sammlungen. Das Museum ist der
Ort, an dem aus Geschichte Zukunft gemacht wird. Mit unseren
Ausstellungen kommentieren wir immer auch unsere eigene Zeit: Was heißt
es denn, wenn wir sagen „Wir sind wir“? Wer sind wir und, woher kommen
wir? Diese Selbstvergewisserung beginnt im 19. Jh., mit dem großen
geistesgeschichtlichen Umbruch, in dem Denkstrukturen entwickelt und
Themen so verhandelt wurden, wie wir es bis heute kennen. In der
Dekadenz-Ausstellung geht es vielfach auch um eine Selbstbetrachtung und
Hinterfragung. Wenn wir nun heute im Lockdown zuhause sitzen und wieder
auf uns selbst zurückgeworfen sind, dann können wir aus ihnen viel
lesen und für uns selbst mitnehmen. Auf diese Weise ist das Museum ein
Ort für sehr spannende und zeitgemäße Diskussionen ist.
Herr Gleis, hatten Sie mit Ihrer Ausstellung auch die Geschichte der Nationalgalerie selbst im Sinn?
Gleis: Die Ausstellung knüpft an die Frage an: Was ist denn die
Nationalgalerie? Die Giebelinschrift am Gebäude der Alte Nationalgalerie
auf der Museumsinsel lautet: „Der deutschen Kunst 1871“. Das ist eine
politische Aussage gewesen – man dachte damals, im Taumel der deutschen
Reichseinigung, das sei nun ein Haus für die deutsche Kunst. Doch ein
Blick in die Sammlungsgeschichte lässt erkennen, dass diese deutsche
Kunst auch hier von Anfang an in ihrem europäischen Kontext gezeigt
wurde. Kunst muss sich immer verorten und im internationalen Austausch
gesehen werden. Unsere Ausstellung zeigt, dass es im 19.Jh. mehr
kulturelle Zentren gab als nur Paris. Zum Beispiel Brüssel, wo
Strömungen aus Deutschland, Frankreich und England an einem liberalen
Umschlagplatz zusammenkamen. In Brüssel existierten die modernen
Avantgarden nebeneinander, hier trafen sich die Symbolisten ebenso wie
die Impressionisten. Daher ist unsere Schau eine typische Ausstellung
der Nationalgalerie, denn es geht immer darum, die Vielfalt in Europa zu
sehen und mit unserer eigenen Geschichte zu verknüpfen. Der Blick auf
die Pluralität der Moderne ist seit ihrer Gründung der Auftrag der
Nationalgalerie.
Also eine neue Giebel-Inschrift?
Gleis: Jede Zeit hat versucht, aus den aktuellen Themen heraus das vorhandene
Material zu sortieren, und während es 1871 hieß: „Hurra, das ist unser
deutscher Kunsttempel“, sehen wir heute auch, wo unsere Sammlungslücken
sind, wichtige Positionen fehlen und dass wir noch viel mehr
differenzieren müssen, quasi mehr Mosaiksteinchen zusammenbringen müssen
für ein vollständigeres Bild der Kunst des 19. Jahrhunderts.
Wemhoff: Das ist in der Archäologie ganz ähnlich. Auch sie ist immer vereinnahmt
worden und im 19. Jh. hätte man gern eine rein deutsche Archäologie
geschrieben. Die Germanen werden plötzlich ganz wichtig, vor allem als
Abgrenzung zu den französischen Nachbarn. Die germanische Tradition
spielte ja bei der deutschen Identitätsbildung im 19. Jh. und auch bei
der Reichsgründung 1871 eine ganz große Rolle. Doch solch eine
Vereinnahmung stellt immer eine Verkürzung dar. Natürlich gibt es
verbindende Elemente einer germanischen Kultur, wir kennen Bauweisen,
etwa das große hölzerne Langhaus, besondere Gebräuche etwa im
Bestattungswesen und Verzierungsformen, die man woanders so nicht
findet. Aber wir haben genau so viele Beispiele für Vernetzung und
Austausch. Rohstoffe aus germanischen Gebieten werden ins römische Reich
exportiert und die germanischen Fürsten waren mit den römischen
Trinksitten bestens vertraut, wie entsprechende Trinkgefäße in vielen
Gräbern belegen. Germanien ist also keine homogene, abgegrenzte Region,
sondern es gibt immer eine Vielfalt kultureller Zustände, die sich
verändern. Und es gibt auch keine einfache, kontinuierliche Tradition,
wie der Blick auf die Region um Berlin belegt: Hier war zum Ende der
Völkerwanderungszeit kaum noch jemand! Die Menschen, die hier vorher
gelebt hatten, sind aus uns unbekannten Gründen weggegangen.
Generationen später haben sich Slawen hier angesiedelt und im 12.
Jahrhundert kamen Neusiedler aus dem Westen und häufig aus Regionen, die
auch über römische Traditionen verfügten. Wer heute hier wohnt und
Vorfahren haben sollte, die schon vor 800 Jahren hier gelebt haben, kann
über römische, germanische oder slawische Ahnen spekulieren. Geschichte
ist immer voller Brüche und Veränderungen.
Gleis: Ich
höre dir mit Spannung zu, denn ich denke, genau darum geht es! Es gibt
da viele Überschneidungen zu unseren Themen insbesondere beim
konstruierten Motiv der Dekadenz. Bei uns geht es um Kulturtransfer und
die invention of traditions. Im 19 Jh. begann man so historisch zu
denken, sich die Traditionslinien so zurecht zu legen, dass sie
Antworten für die Gegenwart liefern. Und das funktioniert über die Zeit
hinweg – wir haben gerade begonnen, die ersten Werke für die Ausstellung
zu hängen, und ich war ganz fasziniert davon, wie sehr sie uns heute
bewegen. Da ist man ganz schnell bei den großen Themen: bei Liebe, Tod
und Leidenschaft oder dem Verhältnis von Mensch und Natur, Künstler sind
oft die Seismographen ihrer Zeit und halten diese aktuellen Themen mal
elegant und entschwebend, mal verstörend fest.
Stichwort
Bewegung: Der Wissenschaftsrat hat im August die Ergebnisse seiner
Evaluation der SPK vorgestellt und damit den Grundstein für einen
Reformprozess gelegt. Was würden Sie sich für die Neuordnung der SPK und
der Staatlichen Museen zu Berlin wünschen?
Wemhoff: Wir wünschen uns vor allem, dass wir eine tatsächliche
Ermöglichungsstruktur erhalten. Wir brauchen Strukturen, in denen wir
die großen Potentiale unserer Sammlungen ausschöpfen und agil auf neue
Situationen reagieren können. Wir wollen die aktuellen Themen aufgreifen
und Denkanstöße geben. Dafür müssen wir handlungsfähiger werden und
Entscheidungen dort treffen können, wo auch die Expertise sitzt: in den
Museen. Das sollte das Ziel einer Reform sein.
Gleis: Was uns umtreibt, ist die Zukunft der Museen und ihre
Handlungsfähigkeit, um diese Zukunft zu gestalten und dafür bereit zu
sein.
Wemhoff: Ich mag das alte Wort, das
Friedrich Wilhelm IV seinerzeit prägte, als er den Grundstein für die
heutige Museumsinsel legte: Sie solle eine Freistätte für Kunst und
Wissenschaft sein. Dieser Begriff der Freistätte ist klasse, denn frei
zu denken und frei zu agieren, das brauchen die Museen.
Wenn
es um neue Wege geht, ist viel von Geld, Personal, Kompetenzen und
Strukturen die Rede. Geht es eigentlich auch um einen inhaltlichen
Aufbruch?
Wemhoff: Wir agieren in die
Zeit hinein, das ist sicher die große Gemeinsamkeit aller Museen. Wir
haben mit den Staatlichen Museen zu Berlin einen Verbund, wie es ihn
sonst auf der Welt nicht gibt. Selbst die großen internationalen Museen,
mit denen wir uns vergleichen, haben weniger Sektionen und weniger
spezialisierte Sammlungen. Wir müssen viel agiler darin werden, diese
Sammlungen auszuschöpfen. Ich glaube, auf der Museumsinsel sind wir da
bereits auf einem guten Weg.
Gleis: Kreativität braucht Freiräume. Wenn wir frei denken und die Potentiale
unserer Sammlungen entfalten wollen, dann brauchen wir Strukturen, die
das ermöglichen. Derzeit besteht ein Großteil unserer Arbeit darin,
Verwaltungsangelegenheiten zu regeln, und das hindert uns daran,
inhaltlich agil zu sein. Der Wissenschaftsrat hat richtig erkannt, dass
wir das Potential haben und nicht ausschöpfen können, weil wir durch
andere Tätigkeiten gebunden sind. Ich glaube zum Beispiel, dass durch
solche Zusammentreffen wie unser heutiges, wo wir miteinander über
unsere Projekte reden, neue Ideen entstehen können. Die Darstellung der
Germanen im Vaterländischen Saal wäre zum Beispiel ein Thema, zu dem wir
mit unseren Sammlungen auch etwas beisteuern könnten. Aber um solche
Ideen zu entwickeln, brauchen wir Zeit und Freiräume, darüber hinaus
aber auch das Personal, um solche Projekte interdisziplinär umzusetzen
zu können. Wir könnten viel mehr aus unseren eigenen Sammlungen heraus
entwickeln.
Sind einige der Veränderungen, die Sie sich
wünschen, vielleicht schon durch die neue Situation während der
Coronakrise angestoßen worden? Hat sich das Ausstellungsmachen dadurch
bereits nachhaltig verändert oder wird man einfach wieder zum business
as usual übergehen, wenn die Pandemie abklingt?
Wemhoff: Das Innehalten, zu dem uns die Pandemie gezwungen hat, tut uns gut. Es
ermöglicht uns, Dinge zu überdenken und Neues auszuprobieren, was
während des normalen, massiven Besucherandrangs nicht machbar gewesen
wäre. Aber die größten Veränderungen erhoffen wir uns dennoch durch den
Prozess, den die Evaluierung des Wissenschaftsrats losgetreten hat – da
muss jetzt etwas passieren.
Gleis: Was wir sicher
aus der jetzigen Zeit mitnehmen werden, ist das Nachdenken darüber, wie
wir große internationale Ausstellungsprojekte künftig organisieren
werden. Da werden wechselseitiger Austausch und Nachhaltigkeit eine
größere Rolle spielen. Dies ist durchaus auch als Chance zu betrachten.
Die Krise erzeugt einen gewissen Druck und wir müssen uns adaptieren,
aber diese erzwungene Beweglichkeit lässt uns auch etwas leichtfüßiger
werden. Und diese Leichtfüßigkeit sollten wir uns bewahren und mitnehmen
in die Zukunft.
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