Mit dem „DenkRaum“ lädt der Forschungscampus Dahlem Interessierte ein, die Themen und Diskurse der SPK mitzugestalten. Lena Steffens organisiert den DenkRaum und erklärt das Konzept.
Interview: Sven Stienen
Im September beginnt der DenkRaum Dahlem – was ist der Denkraum und welche Rolle spielt er innerhalb des Forschungscampus Dahlem oder FC Dahlem?
Der DenkRaum ist ein Unterprojekt des Forschungscampus Dahlem und dient als Plattform für die Weiterentwicklung von Perspektiven zu unterschiedlichen Themen, für Austausch und Diskussion sowie für die Präsentation der Ergebnisse. Wir verfolgen dabei einen konzeptionellen Ansatz, der sehr interaktiv und partizipativ ist. Im DenkRaum werden nicht Projekte innerhalb der Institutionen des Forschungscampus ausgearbeitet und dann der Öffentlichkeit präsentiert, sondern die Besuchenden selbst sind ganz konkret eingeladen, daran mitzuwirken und die Themen weiter zu gestalten. Damit greift der DenkRaum die Grundsätze des Forschungscampus Dahlem auf: Teilhabe zu kreieren, Wissenshierarchien abzubauen und verschiedene Perspektiven mit einzubeziehen.
Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Der erste DenkRaum, der jetzt startet, läuft unter dem thematischen Schwerpunkt „Zeit und Zeitlichkeit“. Es wird wechselnde thematische Schwerpunkte geben, die von einem interdisziplinären Kuratorenteam ausgearbeitet werden und dazu dienen, der Kreativität im DenkRaum einen konkreten Fokus zu geben. Zum ersten Thema „Zeit und Zeitlichkeit“ haben wir zum Beispiel gemeinsam mit Studierenden der Humboldt Universität gearbeitet, und einiges von dem, was in diesem Workshop entstanden ist, ist in die Konzipierung des DenkRaums eingeflossen. Aber es ist dennoch kein abgeschlossenes Projekt, sondern kann innerhalb der Laufzeit von den Besuchenden immer weiterentwickelt werden.
Das heißt, es gibt immer wechselnde Themen und am Ende steht jeweils eine Ausstellung zu dem Thema?
Es gibt wechselnde Themen, aber es gibt keine Ausstellung im herkömmlichen Sinne. Im DenkRaum können ganz verschiedene Dinge stattfinden und am Ende gibt es eine physische Präsentation der Ergebnisse, aber wir möchten keine Ausstellungen erarbeiten, sondern es immer interaktiv halten. Man kann im DenkRaum Dinge anreichern, mitmachen und seine Erfahrungen dalassen. Dann gibt es Workshops und Veranstaltungen, in denen diese Dinge diskutiert werden können und in denen etwas erarbeitet werden kann. Es soll aber offen bleiben, in welche Richtung sich der DenkRaum entwickeln wird – wir starten jetzt mit „Zeit und Zeitlichkeit“; danach sollen dann weitere Themen folgen.
Wo ist der DenkRaum innerhalb des FC Dahlem einzusortieren?
Es ist ein Pilotprojekt, in dem der Forschungscampus sich zum ersten Mal öffnet und die Menschen einlädt, hereinzukommen und mitzumachen. Es wird zweimal pro Woche feste Öffnungszeiten geben, und außerdem regelmäßige Veranstaltungen und Workshops. Es entspricht der Grundidee, den Forschungscampus zu öffnen und der Öffentlichkeit zu zeigen, dass hier etwas passiert und der Ort belebt ist.
An welches Publikum richtet sich der DenkRaum und auch der FC Dahlem als Ganzes?
Wir haben eine sehr breite Zielgruppe, alle sind willkommen. Die Themen des DenkRaums sollen explizit so angelegt sein, dass verschiedene Altersgruppen und jeder der möchte vorbeikommen und mitmachen kann. Wir hoffen natürlich auch, dass die Leute aus der Nachbarschaft den Weg zu uns finden. Vor allem diejenigen, die früher vielleicht gerne in die Ausstellungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst gegangen sind. Gleichzeitig wollen wir aber natürlich auch die vielen Studierenden der Freien Universität ansprechen, die täglich hier in Dahlem sind. Insgesamt würden wir uns wünschen, dass der ganze Standort wieder mehr an Attraktivität gewinnt und Menschen in ganz Berlin und Umgebung anspricht.
Das Thema „Zeit und Zeitlichkeit“ ist sehr abstrakt – wie soll es dargestellt werden und welche Diskurse hattet ihr bei der Auswahl des Themas im Sinn?
Auf den ersten Blick erscheint das Thema vielleicht sehr abstrakt oder groß. Aber wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, dann wird schnell klar, dass es uns alle betrifft, auch im Alltag. Jeden Tag beschäftigen wir uns mit dem Thema Zeit und Zeitlichkeit, bewusst oder unbewusst. Wenn man mit Leuten ins Gespräch kommt, kann wirklich jeder etwas dazu sagen. Wir wollen diese interessanten Perspektiven zeigen, denen nicht unbedingt eine tiefgreifende wissenschaftliche Auseinandersetzung nach klassischen Vorstellungen zugrunde liegt. Wir haben zum Beispiel für das Projekt bereits mehrere Interviews zum Thema Zeit und Zeitlichkeit mit Leuten in Berlin geführt. Wir haben sie gefragt: Wie nimmst du Zeit war? Kann man Zeit verschwenden? Bestimmst du deinen Terminkalender oder bestimmt er dich? Wir haben mit ganz unterschiedlichen Leuten aus verschiedenen Altersgruppen und Backgrounds gesprochen und sehr spannende Perspektiven und Geschichten gehört, die teilweise im DenkRaum zu sehen und zu hören sein werden.
Das klingt so, als ob der DenkRaum nicht inhaltlich an die Sammlungsgeschichte hier in Dahlem anknüpft, sondern eher methodisch …
Das kann man so sagen. Es ist methodisch sehr partizipativ und sammlungsübergreifend. Es geht im DenkRaum natürlich auch um Objekte, denn auch anhand von Dingen lassen sich Zeit und Zeitwahrnehmung darstellen. Die Sammlungsobjekte stehen nicht im Mittelpunkt des DenkRaums, aber natürlich können wir auch auf die Bestände und Expertisen der Institutionen zurückgreifen, die zum FC Dahlem gehören, und tun dies auch. Es gibt dort einfach sehr viele Objekte, anhand derer sich die verschiedenen Zeitwahrnehmungen, Zeitmessungen, Zeitstrukturen darstellen lassen, und das wird auch ein Thema sein.
Woran arbeitet ihr gerade konkret?
Wir bereiten derzeit die Eröffnung vor. Wir arbeiten im DenkRaum eng mit der Gestaltungsfirma raumlabor Berlin zusammen. Das ist ein ganz spannender Prozess, weil wir das gemeinsam entwickeln und Ideen austauschen. Derzeit planen wir auch bereits erste Workshops und Veranstaltungen, wie den Home Movie Day am 19. Oktober und einen Filmtag mit ethnographischen Filmen zum Thema Zeit am 17. November. Die Eröffnung des DenkRaums wird am 18. September sein. Der erste DenkRaum läuft bis März 2025 und wird wie bereits erwähnt immer donnerstags und sonntags geöffnet sein.
Man spaziert dann einfach rein, lässt sich treiben und steigt vielleicht inhaltlich mit ein?
Genau! Es gibt verschiedene Themeninseln, die zum Mitmachen einladen und an denen man sich Dinge anschauen und anhören kann. Man kann aber natürlich auch einfach nur Zeit in der schönen Architektur verbringen und sich die Räumlichkeiten ansehen. Es soll ein Ort für die Öffentlichkeit werden und es soll auch einen Blick in den „Maschinenraum“ der SPK geben – hier befinden sich noch immer Teile der Sammlungen von Ethnologischem Museum und Museum für Asiatische Kunst und es wird auch noch an Objekten gearbeitet.
Worauf freuen Sie sich am meisten in der Zeit nach der Eröffnung?
Ich freue mich wirklich darauf zu sehen, dass hier wieder Leben im Haus ist, besonders hier in den alten Eingangsbereichen und Ausstellungsräumen, wo zum Teil Lagerflächen und Arbeitsbereiche wie die Restaurierungsstraße sind und wenig für die Öffentlichkeit stattgefunden hat. Ich selbst habe erst vor drei Jahren bei der SPK zu arbeiten begonnen und kenne die Räume gar nicht aus der Zeit des Museumsbetriebs hier in Dahlem. Ältere Kolleginnen erzählen mir oft, wie schön es damals hier war – ich hoffe, dass wir einen Teil dieser Atmosphäre wieder zum Leben erwecken können. Und ich freue mich natürlich darauf, zu sehen, wie der DenkRaum wächst, auch physisch, durch die Anreicherungen, die von den Besuchenden entwickelt werden.
Das Projekt „Zeit & Zeitlichkeit“, ein DenkRaum des Forschungscampus Dahlem, wird gefördert durch das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz.
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